Frankfurt US-Firmen besorgt wegen TTIP-Widerstand

Frankfurt · Die amerikanische Handelskammer in Deutschland fordert die Bundesregierung auf, das Abkommen zu unterstützen. Für die Firmen sei es extrem wichtig. Verbraucher müssten sich nicht sorgen, beruhigt Ford-Deutschland-Chef Mattes.

Die großen US-Unternehmen hierzulande beurteilen die wirtschaftliche Lage in Deutschland als robust, aber die Unsicherheit steigt - wegen der Instabilität in Europa, des Brexit, aber vor allem auch wegen des Streits um das Freihandelsabkommen TTIP. "Die Bundesregierung sollte das Abkommen von deutscher Seite einstimmig und entschieden unterstützen", sagte Bernhard Mattes, Präsident der US-Handelskammer in Deutschland, der AmCham Germany. "Ständige Zwischenrufe helfen nicht", mahnte Mattes, der auch Ford-Deutschland-Chef ist - wohl vor allem mit Blick auf Vizekanzler Sigmar Gabriel, der die Verhandlungen zwischen den USA und der EU für "de facto gescheitert" erklärt hatte.

AmCham befragt jedes Jahr die US-Unternehmen nach ihrer Einschätzung. Rund 38 Prozent von ihnen nannten in diesem Jahr den Abschluss von TTIP als Herausforderung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die meisten von ihnen wünschen eine ruhige und sachliche Fortsetzung der Verhandlungen. Denn TTIP biete große Chancen für Investitionen und Arbeitsplätze. Allerdings wissen die US-Firmen auch um den Gegenwind aus dem eigenen Land: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist ein Gegner von TTIP, aber auch Demokratin Hilary Clinton gibt sich skeptisch.

Dabei seien für die US-Firmen in Europa der Zugang zum öffentlichen Sektor und der Schutz bei Direktinvestitionen wichtig, heißt es. Amerikanische Investoren wollten auch in Europa nur einen Ansprechpartner, wenn es um Streitigkeiten gehe, sagte Mattes, deshalb seien die umstrittenen internationalen Schiedsgerichte von so hoher Bedeutung. Verbraucher sollten sich nicht sorgen, versuchte er zu beruhigen. Gültige Gesetze würden nicht geändert, außerdem seien auch in den USA Verbraucher besorgt um ihre Rechte. In manchen Bereichen seien die Bestimmungen in den Staaten strenger als hierzulande.

Dem Standort Deutschland geben die US-Firmen wegen der politischen Unsicherheit aktuell die Note 2,4, nach 2,1 im Vorjahr. Die wirtschaftliche Unsicherheit steige in Europa, wie am Brexit-Votum deutlich geworden sei. Die Integration der Flüchtlinge hält ein Fünftel der Unternehmen für eine wichtige Aufgabe: "Langfristig könnte die sich zu einem ausschlaggebenden Imagefaktor für den Standort entwickeln", sagte Mattes.

Die größten amerikanischen Unternehmen in Deutschland sind, am Umsatz gemessen, die Autobauer Ford und General Motors (in Deutschland mit Opel vertreten), an dritter Stelle folgt Amazon, das mit dem Mineralölhersteller Exxon Mobil die Plätze getauscht hat. Die meisten US-Firmen in Deutschland kommen aus der IT, der Auto- sowie aus der Rohstoff- und Energiebranche. Beim Umsatz haben die IT-Vertreter die Autobranche überholt.

Zusammen erwirtschafteten die Top 50 US-Unternehmen in Deutschland 2015 etwa 170 Milliarden Euro Umsatz, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Umgekehrt stehen die deutschen Unternehmen in den USA nicht schlecht da: Sie setzen dort doppelt so viel um wie ihre amerikanischen Konkurrenten in Deutschland. Die größten Arbeitgeber unter den US-Firmen in Deutschland waren McDonald's, das Zeitarbeitsunternehmen Manpower und Ford.

(RP)
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