Zusatzbeitrag erhöht DAK hofft auf weniger als 500.000 Kündigungen

Hamburg · Nach Erhöhung des Zusatzbeitrags ist die DAK die zweitteuerste Krankenkasse in Deutschland. Berichte über ein drohendes Aus weist sie zurück.

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Foto: Shutterstock.com/ Pop Paul-Catalin

Millionen Versicherte bekommen in diesen Tagen Post von ihrer Krankenkasse, die eine Erhöhung der Zusatzbeiträge ab Januar ankündigen. Besonders betroffen sind Versicherte der DAK Gesundheit. Die Nummer drei der Branche erhöht den Zusatzbeitrag von 0,9 auf 1,5 Prozent des Bruttolohns. Damit steigt der DAK-Beitrag insgesamt auf 16,1 Prozent. Die DAK (6,1 Millionen Versicherte, 4,9 Millionen Mitglieder) ist nun die zweitteuerste Kasse in Deutschland. Nur die Betriebskrankenkasse Viactiv nimmt mit 16,3 Prozent noch mehr.

In den Briefen müssen Kassen ihre Mitglieder auch auf das Sonderkündigungsrecht hinweisen. Bis zum 31. Januar haben sie das Recht, der teuren Kasse zu kündigen. Damit steht teuren Anbietern eine Kündigungswelle ins Haus. "Die DAK kann noch nicht sagen, wie viele Mitglieder sie wegen der Anhebung des Zusatzbeitrags auf 1,5 Prozent verliert. Die Briefe an die Mitglieder sind gerade erst raus", sagt DAK-Sprecher Jörg Bodanowitz.

"Die Reaktionen in unseren Servicezentren und den sozialen Netzwerken waren bisher verhalten. Wir erwarten nicht, dass wir wegen der Erhöhung des Zusatzbeitrags wieder 500.000 Versicherte verlieren, wie es im Jahr 2011 der Fall war", sagt Bodanowitz weiter. Damals sei die DAK die einzige große Kasse gewesen, die einen Zusatzbeitrag nahm. Der lag bei acht Euro pro Monat und musste eigens vom Versicherten überwiesen werden. "Heute liegen wir im Trend", betont Bodanowitz. Fast alle Kassen erhöhen ihren Beitrag zum Jahreswechsel. "Zudem gibt es bei uns für mehr Geld auch mehr Leistungen: So bieten wir in fast allen Leistungsbereichen mehr als andere Kassen."

Dennoch machte die DAK jüngst Schlagzeilen: Die "Apotheker Zeitung" titelte: "Steht die DAK vor dem Aus?" Sie fragte, ob das "schikanöse" Verhalten der Kasse gegenüber Apotheken (Retaxation) mit dem wirtschaftlichen Druck zusammenhinge. Die "Stuttgarter Zeitung" spekulierte gar, die DAK kämpfe ums Überleben. Das weist Bodanowitz zurück: "Medienberichte, wonach der DAK die Pleite droht, sind völlig abwegig. Wir haben für 2016 einen ordentlich kalkulierten Haushalt, den das Bundesversicherungsamt genehmigt hat." Mehr noch: "Wir gehen davon aus, dass wir damit auch den Zusatzbeitrag im Gegensatz zu anderen Kassen über 2016 hinaus stabil halten können."

In der Kassenszene streitet man, wie viel Krise hausgemacht und wie viel systembedingt ist. Die DAK hat 10.900 Beschäftigte und ein großes Filialnetz, ihr Chef Herbert Rebscher zählt mit einer Jahresvergütung von rund 250.000 Euro zu den Gutverdienern der Branche.

Für alle Kassen gilt: Sie leiden unter steigenden Ausgaben für Kliniken, Arzneien und Ärzte. Diese wachsen so stark, dass viele Kassen trotz Beschäftigungs-Boom und Einnahmeplus mit ihrem Geld nicht hinkommen. Selbst der Branchenprimus Techniker Kasse erhöht nun den Zusatzbeitrag, wenn auch unterdurchschnittlich. Die DAK sieht sich durch das Umverteilungssystem der Kassen benachteiligt und erklärt: "Grundsätzlich halten wir die Fixierung auf den Preiswettbewerb unter den Kassen für problematisch. Kassen, die wie wir besonders viele ältere und kranke Mitglieder versichern, werden vom bestehenden Umverteilungssystem benachteiligt. Wir bekommen die höheren Kosten nicht vollständig ausgeglichen."

(anh)
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