Nach Rücktritt vom HRE-Vorstandsvorsitzenden Wieandt ging im Streit um Geld

München (RPO). Der Vorstandsvorsitzende des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE), Axel Wieandt, ist überraschend von seinem Posten zurückgetreten. Grund war offenbar ein Streit um höhere Gehälter und Boni, die Wieandt gefordert habe.

Grund seien zudem unterschiedliche Auffassungen "bezüglich der Geschäftsleitung zwischen ihm und dem Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin", teilte die Bank am Donnerstag in München mit. Wieandt war im Oktober 2008 zum Vorstandschef der Bank berufen worden.

Er sei auf eigenen Wunsch vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden worden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Thiemann sagte, dass Wieandt "wesentlichen Anteil an der Stabilisierung und Neuausrichtung des Konzerns" habe und die Weichen erkennbar gestellt seien.

"Wir nehmen die Entscheidung von Herrn Dr. Wieandt mit Bedauern zur Kenntnis", sagte der Sprecher des SoFFin-Leitungsausschusses, Hannes Rehm. Wieandt habe "mit der Stabilisierung der HRE und der Einleitung der Restrukturierung des Konzerns während der Finanzmarktkrise eine überaus schwierige Aufgabe übernommen und hierbei sehr gute Arbeit geleistet".

Streit über Gehälter

Unterdessen berichtete die "Wirtschaftswoche" am Donnerstag, dass Wieandt das Unternehmen wegen eines Streits über die Gehälter verlasse. "Wieandt wollte mehr Geld", sagte ein Insider dem Magazin. Darüber sei jedoch keine Einigung zu erzielen gewesen. Wie bei anderen Banken auch, die Staatshilfe beziehen, belaufen sich die Managergehälter grundsätzlich auf maximal 500.000 Euro.

Eine SoFFin-Sprecherin sagte dem Bericht zufolge: "Es gab Differenzen über die Vergütung der Mitarbeiter." Dass Wieandt für sich persönlich mehr Geld gefordert habe, habe die Sprecherin nicht kommentieren wollen. Bereits Anfang 2009 hatte Wieandt laut dem Magazin eine Sonderzahlung von 500.000 Euro erhalten.

Laut HRE soll über Wieandts Nachfolge zu "gegebener Zeit" entschieden werden. Seine Aufgaben werde bis auf weiteres Manuela Better übernehmen. Sie gehört den Angaben zufolge seit Februar 2009 dem Vorstand an und verantwortet das Risikomanagement.

Milliardenschwere Hilfen verhinderten Kollaps

Am Freitag will die Bank ihre Jahresbilanz für 2009 veröffentlichen. Auf die geplante Bilanzpressekonferenz der Hypo Real Estate habe der unerwartete Rücktritt Wieandts wohl keine Auswirkungen. Diese finde plangemäß statt, sagte ein HRE-Sprecher.

Der Münchener Staats- und Immobilienfinanzierer war in der Finanzkrise vor allem durch die irische Tochter Depfa ins Taumeln geraten. In der Folge konnte er nur durch milliardenschwere Hilfen vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Insgesamt belaufen sich die Hilfen und Garantien vom Bund und einem Bankenkonsortium für die inzwischen verstaatlichte Bank auf mehr als 100 Milliarden Euro.

Ende Januar hatte die HRE einen Antrag auf Einrichtung einer sogenannten Bad Bank gestellt. In die Abwicklungsanstalt sollen Wertpapiere und nicht zum Kerngeschäft gerechnete Geschäftsbereiche im Gesamtwert von bis zu 210 Milliarden Euro ausgelagert werden.

(DDP/nbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort