Personalabbau, Verkauf von Luxus-Marken Wie will VW die Sanierung schaffen?

Hannover/Neu-Delhi (rpo). Die ersten Verhandlungen über die Sanierungsbemühungen bei Volkswagen stehen bevor, und schon machen diverse Spekulationen die Runde: Außer Personalabbau sind wohl auch der Verkauf der Luxus-Marken Lamborghini und Bugatti im Gespräch. Am Montag trifft die Konzernführung mit der IG Metall zusammen.

Es wird erwartet, dass die Konzernführung bei den Gesprächen in Hannover nach monatelanger Unsicherheit ihre Pläne zum Personalabbau auf den Tisch legt. Im Mittelpunkt steht die Forderung des Unternehmens nach massiven Kostensenkungen in den sechs westdeutschen Werken. Bei Europas größtem Autobauer stehen bis zu 20.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Die "Leipziger Volkszeitung" berichtete unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen in der Konzernführung, VW erwäge, die kostenträchtigen Luxus-Automarken Lamborghini und Bugatti zu verkaufen sowie die Phaeton-Produktion einzustellen. Eine Unternehmenssprecherin bezeichnete dies auf AP-Anfrage als "Unsinn", der jeder Grundlage entbehre.

Die Zeitung schrieb, bei einem der Vorbereitungsgespräche in der Konzernführung habe es geheißen, es würden jetzt "radikale Schritte auch nach außen sichtbar eingeleitet", oder die Marke VW laufe Gefahr, "als Ganzes vom Markt zu verschwinden". Mit den PS-Monstern von Bugatti und den Prestige-Flitzern von Lamborghini habe man sich "Glitter für das Image" erkauft, aber die Konzentration "auf das Auto für das Volk" verspielt, hätten Kreise des VW-Aufsichtsrates weiter kommentiert. Bei der anhaltend maroden Produktivität des Oberklassen-Mitfahrers "Phaeton" sei es "besser, ihn gestern als morgen vom Markt zu nehmen".

Im Mittelpunkt der Gespräche von IG Metall und VW über die Sanierung des Unternehmens steht die Forderung nach massiven Kostensenkungen in den sechs westdeutschen Werken. Vor allem die Gießerei in Hannover als auch das Komponentenwerk in Braunschweig gelten als bedroht.

Keine Entscheidung über VW-Werk in Indien zu erwarten

Eine VW-Sprecherin wies unterdessen Berichte zurück, wonach der Konzern ein neues Werk im nordindischen Unionsstaat Punjab bauen will. Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden, vielmehr würden zurzeit verschiedene Optionen geprüft, hieß es. Es sei auch keine kurzfristige Entscheidung zu erwarten.

Die indische Regierung hatte zuvor auf ihrer Web-Site mitgeteilt, die Behörden in Punjab hätten grünes Licht für einen entsprechenden Antrag gegeben. Der Entscheidung sei ein Treffen einer VW-Delegation mit dem Ersten Minister von Punjab, Amarinder Singh, vorausgegangen.

Um den Standort haben sich neben dem von Landwirtschaft geprägten Punjab mindestens drei weitere indische Regionen beworben. Ursprünglich war das Werk im Unionsstaat Andhra Pradesh geplant. Dies wurde jedoch nach Aufdeckung des Korruptionsskandals um den ehemaligen Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster verworfen, der 117 Millionen Rupien (zwei Millionen Euro) unterschlagen haben soll. Er soll der Regierung von Andhra Pradesh den Bau des Werks zugesagt haben, ohne dazu autorisiert gewesen zu sein. Im Gegenzug sei die Summe geflossen.

Mit der fristlosen Entlassung von Schuster war der VW-Korruptionsskandal im vergangenen Sommer an die Öffentlichkeit gekommen. Im Zuge der Enthüllungen traten Personalvorstand Peter Hartz und der Betriebsratschef Klaus Volkert zurück.

(ap)
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