Wegen Wirbelsturm-Serie Münchener Rück verliert fast kompletten Gewinn

Harvey · Die Serie von Wirbelstürmen in den USA und der Karibik fegt in diesem Jahr fast den ganzen Gewinn der Münchener Rück hinweg. Nach vorläufigen Schätzungen muss der weltgrößte Rückversicherer 2,7 Milliarden Euro für "Harvey", "Irma" und "Maria" zahlen.

Wegen Wirbelsturm-Serie: Münchener Rück verliert fast kompletten Gewinn
Foto: dpa, geb htf sja

Das teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Im Gesamtjahr werde es daher nur zu einem kleinen Gewinn reichen - wenn im vierten Quartal nichts Unvorhergesehenes mehr passiert. Für die Monate von Juli bis September stehe sogar ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro zu Buche.

Damit trifft es die Münchener Rück ähnlich schwer wie den Rivalen Swiss Re, den die drei Hurrikane - im Branchenjargon als "HIM" abgekürzt - und die Erdbeben 3,6 Milliarden Dollar (3,05 Milliarden Euro) kosten. "Hohe Schäden durch schwere Naturkatastrophen gehören zu unserem Geschäft; hierfür sind wir da", sagte Münchener-Rück-Finanzvorstand Jörg Schneider.

Weltweit Kosten von 100 Milliarden Dollar

Nach Branchenschätzungen hat die Hurrikan-Serie die Versicherer und Rückversicherer weltweit mehr als 100 Milliarden Dollar gekostet. Analysten hatten die Lasten für die Münchener Rück zumeist etwas niedriger geschätzt. Die Aktie fiel daher vorbörslich um 1,8 Prozent. Bereits im September, nach den ersten beiden Hurrikanen, hatte die Münchener Rück ihr Ziel eines Nettogewinns von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro in Frage gestellt. "Maria" kam später hinzu. Der Wirbelsturm verwüstete vor allem die karibischen Inseln, wo die Münchener Rück stärker engagiert ist als etwa im sturmgefährdeten Florida.

An der Kapitaldecke der Münchener Rück kratzen die Verluste aber nicht, wie Schneider betonte. "Unsere Kapitalbasis bleibt sehr stark. Wir bieten unseren Kunden weiterhin die volle Rückversicherungskapazität." Der Aktienrückkauf soll wie geplant weitergehen. Vom angepeilten Volumen von einer Milliarde Euro hat die Münchener Rück bereits 485 Millionen ausgegeben. Der Finanzvorstand hofft sogar, von der Lage zu profitieren. Der Konzern habe genügend Kapital, "um die sich in dieser außergewöhnlichen Situation bietenden Chancen auf profitables Wachstum zu nutzen".

Die Rückversicherer hoffen auf steigende Preise für den Schutz vor Naturkatastrophen. Sie müssen in den Verhandlungen mit den Erstversicherern seit Jahren Abschläge hinnehmen, nachdem sich große Stürme, Überschwemmungen und Erdbeben weltweit in Grenzen hielten. Das letzte große Hurrikan-Jahr war 2011. Damals standen für die Münchener Rück noch mehr als 700 Millionen Euro Gewinn zu Buche. Einen Verlust verbuchte sie zuletzt 2003. In Baden-Baden hatten in dieser Woche die Gespräche über die Erneuerung vieler Verträge zum Jahreswechsel für Deutschland und Europa begonnen.

(felt)
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