Experten sind sich uneinig Wann endet die Wirtschaftskrise?

Frankfurt/Main (RPO). Der wirtschaftliche Abschwung in der Eurozone hält nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter an. Erst 2010 rechnen die Banker mit einem Ende der Wirtschaftskrise. Andere Wirtschaftsexperten sehen dagegen bereits in diesem Jahr Licht am Ende des Tunnels.

Laut dem Bericht rechnet die EZB gegenwärtig damit, dass die Wirtschaft der Eurozone in diesem Jahr um 2,7 Prozent schrumpfen wird. Für 2010 prognostizierten die Experten eine Stagnation. Grund für die Erholung seien der durch die deutlich niedrigeren Rohstoffpreise gestützte private Konsum sowie die staatlichen Konjunkturprogramme und die Stabilisierungsmaßnahmen für die Finanzsysteme.

Mit Blick auf die Teuerungsrate berichtete die EZB weiter, dass die Anzeichen einer breiter angelegten Abnahme des Inflationsdrucks in der Eurozone zunähmen. Dabei könnten die Jahresteuerungsraten bis Sommer sogar negative Werte annehmen. "Anschließend dürften die jährlichen Teuerungsraten wieder steigen", so die EZB.

Die Zentralbank hatte vor diesem Hintergrund in der vergangenen Woche ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent gesenkt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte zudem angedeutet, dass die Notenbank im Mai den Leitzins um weitere 25 Basispunkte senken dürfte. Auch hatte er Entscheidungen zu "nicht-konventionellen" geldpolitischen Maßnahmen in Aussicht gestellt.

Allianz-Chefvolkswirt sieht Anzeichen für Stabilisierung

Der Chefvolkswirt der Allianz-Gruppe, Michael Heise, sieht dagegen erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Weltkonjunktur. Das werde sich auch auf Deutschland auswirken, sagte Heise den am Donnerstag erscheinenden "VDI Nachrichten". "Mit einer deutlichen Erholung im weiteren Verlauf des Jahres werden wir bei minus drei Prozent landen." Es spreche einiges dafür, dass "sich die langsam anlaufende Stabilisierung der Finanzmärkte fortsetzt". Dass würde die Kehrtwende der Wirtschaft unterstützen. Damit rechnet Heise mit einem deutlich niedrigeren Einbruch als viele Konjunkturexperten.

Heise zeigte sich optimistisch, dass die USA schon in diesem Jahr die Talsohle erreichen werden und die Konjunktur 2010 wieder anzieht. So stehe der US-amerikanische Immobilienmarkt "kurz vor der Wende". Von der Entspannung am Immobilienmarkt dürften auch die Banken profitieren. Zudem sei in den nächsten Monaten sei mit einer Stabilisierung der Bauproduktion zu rechnen. "Damit entfällt einer der stärksten Belastungsfaktoren."

Schließlich würden auch die stark gesunkenen Rohstoffpreise und das riesige Konjunkturpaket in China der Weltkonjunktur helfen, sagte Heise weiter und mahnte Konjunkturpessimisten: "Man darf sich als Prognostiker nicht nur an den aktuellen Indikatoren und Produktionsdaten orientieren, sonst kommt man leicht zu solchen Horrorzahlen."

IWF prognostiziert Erholung für Ende 2009

Der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartet zum Jahresende 2009 eine beginnende Erholung der Weltwirtschaft. Dennoch dürfte 2010 ein schwieriges Jahr werden, sagte Olivier Blanchard der französischen Wochenzeitschrift "Le Point" laut einer Vorabmeldung vom Donnerstag. "Wir haben den Boden noch nicht erreicht. Man muss bis zum Jahresende warten, um den Beginn einer Erholung zu sehen", sagte Blanchard.

Das nächste Jahr werde voraussichtlich ein Jahr des Übergangs, "ohne Zweifel mit einer Erholung, aber auch mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit", sagte Blanchard.

Mitte März hatte der IWF-Stab seine Prognosen für die Weltwirtschaft gesenkt: Der Fonds rechnet nun mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent bis 1,0 Prozent. Im Januar hatte der IWF noch ein kleines Wachstum von 0,5 Prozent vorhergesagt. Für das Jahr 2010 erwarten die IWF-Experten einen Zuwachs um 1,5 bis 2,5 Prozent.

(DDP)
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