W20-Frauenkonferenz in Berlin Feministin Trump und die Frauen-Show von Berlin

Meinung | Berlin · IWF-Chefin Lagarde, Ivanka Trump, Königin Maxima und Kanzlerin Merkel – in Berlin diskutieren am Dienstag Frauen über die Rechte und Chancen von Frauen. Schöne Bilder, blasse Inhalte. Denn: Für die Sache der Frauen ist Ivanka Trump keine überzeugende Botschafterin.

 Ivanka Trump (l), die Tochter und Beraterin des US-Präsidenten, IWF-Chefin Christine Lagarde und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der W20-Frauenkonferenz in Berlin.

Ivanka Trump (l), die Tochter und Beraterin des US-Präsidenten, IWF-Chefin Christine Lagarde und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der W20-Frauenkonferenz in Berlin.

Foto: dpa, nie pil

IWF-Chefin Lagarde, Ivanka Trump, Königin Maxima und Kanzlerin Merkel — in Berlin diskutieren am Dienstag Frauen über die Rechte und Chancen von Frauen. Schöne Bilder, blasse Inhalte. Denn: Für die Sache der Frauen ist Ivanka Trump keine überzeugende Botschafterin.

Das Anliegen ist ehrenhaft: Angela Merkel will die deutsche G20-Präsidentschaft nutzen, um mehr für die Rechte der Frauen weltweit zu tun. Hier liegt viel im Argen — weniger in Deutschland, wo sich Frauenpolitiker manche Luxus-Debatte leisten, als in anderen Teilen der Welt.

Frauen werden vielfach von höherer Bildung, von bestimmten Berufen und vom Landbesitz ausgeschlossen. Weltweit gehen nur 55 Prozent der Frauen einer bezahlten Arbeit nach. Die Fortschritte sind mühsam, das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass es noch 170 Jahre dauert, bis die volle Gleichberechtigung erreicht ist. Das ist schlecht für Frauen, Unternehmen und Volkswirtschaften. Wie kann man das Potenzial der Frauen aus Tradition, Machismus oder Dummheit nur so verschwenden!

Aber: Ein Gipfeltreffen wie das heutige W 20 in Berlin wird an der Lage nichts ändern. Eine Showveranstaltung, zu der sich die Kanzlerin mit Berühmtheiten aus Politik und Wirtschaft schmückte und bei dem ein neuer Frauenförderfonds vereinbart wurde. Schöne Bilder, blasse Inhalte. Dass Merkel ausgerechnet Ivanka Trump, die "first daughter" der USA, als Stargast nach Berlin holte, ist machtpolitisch durchaus ein Coup. Über die 35-Jährige kann die Kanzlerin womöglich Einfluss auf den unberechenbaren US-Präsidenten nehmen. Doch für die Sache der Frauen ist Ivanka Trump keine überzeugende Botschafterin.

Donald Trump brüstete sich im Wahlkampf damit, Frauen in den Schritt zu fassen. Er verschärft, kaum im Amt, durch sein Abtreibungsdekret die Not von Frauen in Entwicklungsländern. Von seiner Tochter ist hierzu kein Wort der Kritik bekannt. Sie ist allenfalls das Feigblatt für die reaktionäre Politik ihres Vaters. Auch der Treibstoff ihrer eigenen Karriere besteht maßgeblich darin, Tochter des Immobilienmagnaten beziehungsweise des US-Präsidenten zu sein.

Ivanka Trump sagte in Berlin: "Ich glaube, ich bin eine Feministin". Wirklich? Emanzipation ist, wenn Frauen kraft ihrer Fähigkeiten ebenso selbstverständlich Karriere machen können wie Männer. Dazu können und müssen Politik und Unternehmen weltweit noch einiges beitragen — angefangen von gleichen Rechten und Aufstiegschancen bis hin zu einer guten Infrastruktur für die Kinderbetreuung. Emanzipation heißt aber gerade nicht, erfolgreich Papis Tochter zu sein

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