Abgasskandal VW-Manager Horn im US-Kongress verhört

Washington · Die US-Politik hat sich in die VW-Abgasaffäre eingeschaltet. Der Kongress will wissen, was US-Chef Horn von dem Betrug wusste. Er soll einen Top-Manager in Wolfsburg frühzeitig über Probleme informiert, von der Betrugssoftware aber nichts gewusst haben.

 VW-US-Chef Michael Horn und Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender bei VW.

VW-US-Chef Michael Horn und Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender bei VW.

Foto: dpa, tm pt jak tmk

Volkswagens US-Chef Michael Horn hat nach eigener Aussage erst vor wenigen Wochen von gezielten Manipulationen des Autobauers bei Abgasmessungen in den USA erfahren. "Ich hatte keine Kenntnis davon, dass es einen Defeat Device in unseren Autos gab", sagte Horn am Donnerstag unter Eid bei einer Anhörung im US-Kongress aus. Erst kurz vor einem Treffen mit Vertretern der US-Umweltbehörde EPA am 3. September sei er über die Installation der "Defeat Device" genannten Software zum Austricksen der Emissionstests informiert worden.

Zuvor hatte Horn in einer vorab verbreiteten Stellungnahme erklärt, bereits im Frühling 2014 von möglichen Verstößen gegen US-Emissionsregeln erfahren zu haben. Ihm sei auch mitgeteilt worden, dass die EPA Strafen verhängen könnte. Horn sagte, er sei danach davon ausgegangen, dass die Ingenieure des Konzerns mit der EPA an einer Lösung arbeiteten. Von der Betrugs-Software, durch die die Abgasreinigung im Normalbetrieb deaktiviert wurde, habe er damals nichts gewusst.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen erfuhr, habe Horn damals den inzwischen beurlaubten VW-Entwicklungschef Heinz-Jakob Neußer über mögliche Verstöße unterrichtet. Die Anwältin Neußers wollte dazu auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben.

Neußer war neben anderen Managern im Zuge des VW-Abgasskandals beurlaubt worden. Mitte September war bekanntgeworden, dass Volkswagen mit einer Software Abgaswerte bei Testverfahren manipuliert. "Volkswagen hat eine ganze Nation betrogen", sagte der demokratische Abgeordnete Fred Upton bei der Anhörung in Washington. Neben der Frage nach der Verantwortung in der Affäre wollten die US-Politiker vor allem wissen, wie VW die Probleme bewältigen wolle.

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US-Chef Horn konnte zum Unmut der Abgeordneten hier zunächst wenig Konkretes antworten: "Die Untersuchungen dauern an - ich kann noch keinen konkreten Zeitplan anbieten." Erst vor zwei Tagen hatte VW angekündigt, dass der Rückruf der etwa 480.000 vom Skandal betroffenen Diesel-Autos in den USA erst im Januar beginnen werde. Horn erklärte nun, er gehe davon aus, dass es mehrere Jahre dauern werde, bis die Probleme behoben seien.

(dpa)
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