Deutsche Bank, VW, Bayer Trump als Faktor X für deutsche Konzerne

New York · Der künftige US-Präsident Donald Trump ist für viele Unternehmen eine Wundertüte. Im Wahlkampf hat der Republikaner sich weitgehend auf populistische Parolen beschränkt. Was er davon tatsächlich umsetzt, weiß niemand. Für drei deutsche Großkonzerne wäre das aber ziemlich wichtig.

 Der künftige US-Präsident Donald Trump sorgt in vielerlei Hinsicht für Ungewissheit. Für VW ist Trumps Wahlsieg gleich in mehrerer Hinsicht ein Unsicherheitsfaktor.

Der künftige US-Präsident Donald Trump sorgt in vielerlei Hinsicht für Ungewissheit. Für VW ist Trumps Wahlsieg gleich in mehrerer Hinsicht ein Unsicherheitsfaktor.

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Der künftige US-Präsident Donald Trump sorgt in vielerlei Hinsicht für Ungewissheit. Mit seinem Populismus hat er im Wahlkampf stark polarisiert, doch im Detail sind seine Pläne vage.
Auch deutsche Unternehmen stellt der Einzug des Immobilientycoons ins Weiße Haus vor viele Fragezeichen. Besonders für drei Konzerne mit großen Baustellen in den USA ist die Lage derzeit schwer berechenbar:

Das größte deutsche Geldhaus steckt mitten in Vergleichsverhandlungen mit den US-Behörden, um einen Rechtskonflikt um windige Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise beizulegen. Mit einer ersten Forderung über 14 Milliarden Dollar (13 Mrd Euro) hatte das Justizministerium die Latte im September hochgelegt.

In Frankfurt tat man den Vorstoß als Eröffnung in einem Poker ab, der letztlich zu einer deutlich geringeren Zahlung führen dürfte. Doch die Unsicherheit bleibt groß.

Bei der Deutschen Bank hatte man gehofft, die Baustelle noch vor den Präsidentschaftswahlen schließen zu können. Klarheit im Milliarden-Gefeilsche würde die Aktionäre beruhigen und helfen, sich wieder auf das Tagesgeschäft konzentrieren zu können.

Stattdessen wird die Situation nun noch verworrener. Denn der Geschäftsmann Trump steht bei der Deutschen Bank tief in der Kreide. Das geht aus einer Aufstellung seiner Vermögensverhältnisse hervor, die er im Wahlkampf veröffentlichen musste. Laut einer Analyse des "Wall Street Journal" hat das Geldhaus Trump-Firmen seit 1998 mindestens 2,5 Milliarden Dollar geliehen.

Der künftige US-Präsident könnte dadurch in einen Interessenkonflikt geraten. Die Geschäftsbeziehungen zur Deutschen Bank sorgten bereits im Wahlkampf für Schlagzeilen in den US-Medien. Daher kann Trump sich kaum erlauben, dass der Eindruck entsteht, unter seiner Regierung werde einer seiner wichtigsten Kreditgeber verschont.

Für den größten deutschen Autobauer ist Trumps Wahlsieg gleich in mehrerer Hinsicht ein Unsicherheitsfaktor. Er hoffe, dass sich das Wahlergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen mit den US-Behörden über die Dieselaffäre auswirke, sagte VW-Chef Matthias Müller vor wenigen Tagen beim "Handelsblatt"-Autogipfel in München. Er würde sich wünschen, dass eine Einigung noch vor dem Amtsantritt der neuen Regierung gelinge.

VW steht in den USA wegen illegaler Manipulationsprogramme zur Abgaskontrolle in Hunderttausenden Dieselwagen unter Druck. Der Konzern hat mit zahlreichen US-Klägern - Behörden, Kunden und Autohändlern - bereits den teuersten Vergleich der Automobilgeschichte ausgehandelt: Bis zu 16,5 Milliarden Dollar könnten die Strafen und Entschädigungen kosten.

Doch bei Zehntausenden Fahrzeugen steht eine Einigung noch aus, zudem zogen Berichte über neue Manipulationen bei der Tochter Audi zuletzt neue Klagen nach sich. Und über allem hängt das Damoklesschwert strafrechtlicher Ermittlungen der US-Justiz, die der Konzern mit einem weiteren Vergleich beilegen will. Gerade hier ist Trump ein hohes Risiko.

Ferner muss VW auch stellvertretend für die ganze deutsche Autobranche vor Trumps Handelspolitik zittern. Der Kurs des künftigen Präsidenten deutet in Richtung Protektionismus. Analysten fürchten eine Abschottung der USA, die europäische Exporteure treffen würde. Besonders auf dem Kieker hat Trump Mexiko, wo VW viel für den US-Markt produziert.

Im September kündigte der deutsche Pharma- und Chemieriese die 66 Milliarden Dollar schwere Rekordübernahme des US-Saatgutspezialisten Monsanto an. Die US-Wettbewerbshüter müssen dem Deal noch zustimmen. Schon bevor klar war, dass Trump ins Weiße Haus einzieht, hatten Experten mit einer kritischen Prüfung gerechnet.

Trump hat sich zu der Übernahme noch nicht konkret geäußert, doch seine Wahlkampfparole "America first" lässt nicht unbedingt Wohlwollen gegenüber dem Verkauf eines US-Branchenschwergewichts an einen ausländischen Rivalen vermuten. Zudem hat Trump in einem anderen Fall - der Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekommunikationskonzern AT&T - bereits sein Veto angekündigt.

Sollte der Monsanto-Zukauf bewilligt werden, so könnte Bayer dennoch wegen Trump unter Druck geraten. Viele Analysten rechnen damit, dass ein starker Anstieg der Staatsausgaben, mit dem der Republikaner seine Steuerversprechen und Wachstumsprogramme gegenfinanzieren müsste, zu höherer Inflation und steigenden Zinsen führen wird.

Bayer hat für den Monsanto-Kauf einen riesigen Kredit beantragt - schon ein recht geringer Zinsanstieg würde zusätzliche Kosten in Höhe von Hunderten Millionen Dollar verursachen.

(dpa/csr)
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