Ehemaliger VW-Chef Streit um Abfindung für Martin Winterkorn

Düsseldorf · Mit dem Rücktritt von Martin Winterkorn zeichnet sich jetzt der in solchen Fällen übliche Streit um seine Abfindung ab. Laut Bloomberg stehen ihm zwei Jahresvergütungen zu - also rund 30 Millionen Euro, wenn er nicht durch eigenes Verschulden aus dem Amt geschieden ist.

VW Chef: Das ist Martin Winterkorn
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Wohl auch deshalb bescheinigte ihm das Präsidium unmittelbar nach dem Rücktritt in einer Erklärung, er habe "überragende Leistungen" erbracht und "keine Kenntnis von der Manipulation der Abgaswerte" gehabt. Was Winterkorn auch selbst beteuert. Gute Gründe, an dieser Version zu zweifeln, hat bislang noch niemand vorgetragen. Dennoch werden erste Stimmen laut, die Winterkorn die Abfindung absprechen wollen. Zum Beispiel von Michael Kramarsch, Vergütungsexperte bei hkp Deutschland. Er nannte die Auszahlung einer Abfindung im Handelsblatt "rechtlich äußerst schwierig". Aktionärsschützer forderten ebenfalls, die Auszahlung erst einmal zu prüfen. Im vergangenen Jahr war Winterkorn der am zweitbesten bezahlte Vorstandschef in Deutschland. Rund 16 Millionen Euro betrug seine Gesamtvergütung. Laut jüngstem Geschäftsbericht hat VW für seine Pensionsansprüche 28,6 Millionen Euro zurückgestellt.

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Viel Geld. Dennoch hatte das VW-Präsidium, das gestern tagte, wichtigere Baustellen. Es musste nicht nur einen Nachfolger für Winterkorn als Basis für die Krisenbewältigung finden, sondern auch noch eine Reihe weiterer Personal- und Strukturentscheidungen vorbereiten. Der Aufsichtsrat beschloss am Freitag, das Wolfsburger Auto-Imperium mit seinen zwölf Marken in vier Gruppen zu gliedern. Dabei sollen die einzelnen Marken stärker vom Konzernvorstand koordiniert werden und mehr Verantwortung für die Regionen erhalten.

Die Hauptmarke VW sowie ihre beiden Schwestern Seat und Skoda sollen jeweils durch ein Vorstandsmitglied in der obersten Konzernführung vertreten sein. Bei VW ist dies der frühere BMW-Manager Herbert Diess. Für die Sportwagen wird eine Gruppe mit Porsche, Bentley und Bugatti gebildet, die vom neu gekürten Konzernchef Matthias Müller geleitet wird. Die von Rupert Stadler geführte Gruppe aus Audi, dem Luxussportwagen Lamborghini und dem italienischen Motorradhersteller Ducati bleibt unverändert. Der Holding für die Lkw-Töchter MAN und Scania steht weiter der von Daimler zu Volkswagen gewechselte Andreas Renschler vor. Vertriebsvorstand Christian Klingler wird den VW-Konzern verlassen.

(RP)
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