Interview mit Jan Geldmacher, Vodafone "Videokonferenzen sind künftig in 3D"

Düsseldorf · Fast kein Deutscher hat in einem globalen High-Tech-Konzern so viel zu sagen, wie Jan Geldmacher als Großkundenchef von Vodafone. Er setzt auf die Vernetzung von Geräten, viel höheres Mobilfunktempo - und blockiert ein wichtiges Apple-Projekt.

 Vodafones Großkundenchef Jan Geldmacher setzt auf ein viel höheres Mobilfunktempo.

Vodafones Großkundenchef Jan Geldmacher setzt auf ein viel höheres Mobilfunktempo.

Foto: Vodafone

Herr Geldmacher, nur noch halb so viele Menschen wie vor zehn Jahren besuchen die Cebit. Gibt Vodafone bald den eigenen Stand auf?

Geldmacher Die Cebit ist von einer breiten Publikumsmesse zu einer echten Firmenkundenmesse geworden. Um Geschäfte mit Firmenkunden zu machen, ist sie für uns so wichtig wie nie: Ich treffe hier in wenigen Tagen mehr als 50 Entscheidungsträger von Firmen rund um die Welt. Das bringt Umsatz.

Die Telekom ist in Deutschland Platzhirsch mit einem riesigen Festnetz. Ist das ein Problem beim Ködern von Geschäftskunden?

Geldmacher Im Gegenteil. Nicht ohne Grund haben sich in den letzten Monaten Schwergewichte wie Bayer, Deutsche Bank, Deutsche Bahn und Daimler für uns entschieden. Wir können multinationale Kunden in 65 Ländern rund um den Globus betreuen. Und weil momentan extrem viele Konzerne ihre Aktivitäten weiter globalisieren, gewinnen wir Aufträge.

Machen künftig Internetkonzerne speziell aus den USA das eigentliche Geschäft mit Daten, während die Telefonunternehmen ihre Dienstleistung immer billiger verkaufen müssen und so zur " dumb pipe"(dummen Röhre) verkommen?

Geldmacher Beim Privatkundengeschäft wäre es nicht verkehrt, dass Internetunternehmen sich an den hohen Kosten des Netzausbaus beteiligen. Beim Großkundengeschäft sehe ich uns selbst als Internetkonzern: Wir bieten den Kunden an, ihre Daten in einer von uns gemanagten Cloud zu speichern und zu verarbeiten. Wir arbeiten mit den Stromkonzernen an digital vernetzten Stromzählern, also dem sogenannten Smart-Metering. Wir haben bereits mehr als 20 Millionen Maschinen global vernetzt. Damit sind wir Vorreiter beim Internet der Dinge.

Ab 2020 soll die nächste Mobilfunkgeneration ein Übertragungstempo von mehr als einem Gigabyte erlauben - das wäre 30-mal schneller als jetzt. Entwertet dies nicht nachträglich Ihre viele Milliarden Euro teuren Festnetzzukäufe wie Kabel-Deutschland oder die britische Cable&Wireless?

Geldmacher Im Gegenteil. Gerade weil die Menge der transportierten Daten exponentiell wächst, brauchen wir ein umso besseres Festnetz. Nur so können wir die Daten zu den Funkstationen bringen. Und sowohl bei Geschäftskunden wie bei privaten Haushalten brauchen wir für viele Anwendungen weiterhin das Festnetz direkt beim Kunden - beispielsweise für künftige Videokonferenzen in 3D.

Apple möchte Geräte mit einer umschaltbaren Mobilfunkkarte ausrüsten, bei denen Apple oder ein Nutzer ohne Einlegen einer anderen Sim-Karte die Mobilfunkfirma wechseln können. Macht Vodafone da mit?

Geldmacher Ich gehe nicht davon aus, dass wir dieses Konzept unterstützen werden.

...weil Sie nicht wollen, dass Apple Ihnen sehr hohe Großkundenrabatte abringt, wenn der Konzern dann Mobilfunkkapazitäten für Zigtausende Geräte im Paket einkauft.

Geldmacher Die Sim-Karte ist Kern unserer Beziehung zum Kunden. Darauf sind häufig extrem wichtige Informationen abgelegt. Also wollen wir an ihr festhalten.

Der britische Geheimdienst gilt laut Edward Snowden als enger Partner des US-Geheimdienstes NSA beim Ausspionieren von Daten. Ist das ein Problem für den britischen Konzern Vodafone im datenschutzsensiblen Deutschland?

Geldmacher Datenschutz ist für Unternehmen in der ganzen Welt extrem wichtig - aber in Deutschland gibt es da sicher eine besondere Sensibilität. Fest steht: Wir geben keinem ausländischen Geheimdienst Daten von Kunden in Deutschland weiter. Auch unsere Cloud Server stehen in Deutschland. Seit Februar können unsere Kunden schon verschlüsselt telefonieren. Ab Herbst schützen wir auch ihren Mail-Verkehr noch besser vor Wirtschaftsspionage: Firmenkunden können dann auch ihre Nachriten extrem sicher End-to-End, also von Gerät zu Gerät, verschlüsseln.

Wie verhindern Sie, dass Terrorgruppen wie IS die sichere E-Mail nutzen?

Geldmacher Wer unsere Lösungen nutzen will, muss Firmenkunde in Deutschland sein. Wir verkaufen unsere Lösungen an Unternehmen und nicht an dubiose Organisationen.

Wird Vodafone die verschlüsselte Mail auch Kunden in anderen Ländern anbieten?

Geldmacher Ich kann mir gut vorstellen, Secure E-Mail auch in anderen Vodafone-Ländern zu vermarkten. Denn E-Mails halten sich nicht an Landesgrenzen. Dafür müssen wir uns aber zunächst die dortige Rechtslage ansehen. Die muss das Anbieten von verschlüsselten Mails wie in Deutschland auch erlauben.

Das Gespräch führte Reinhard Kowalewsky.

(RP)
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