Teure Rechtsstreitigkeiten Deutsche Bank sieht sich auf einem guten Weg

Frankfurt/Main · Die Deutsche Bank hat nach eigenen Angaben einen Großteil ihrer teuren Rechtsstreitigkeiten bewältigt. Einige Fälle sind zwar noch immer offen, für mögliche Niederlagen liegen aber 3,2 Milliarden Euro an Reserven bereit.

 Der Chef der Deutschen Bank: John Cryan.

Der Chef der Deutschen Bank: John Cryan.

Foto: dpa, nie sab

Die Deutsche Bank sieht sich bei der Aufarbeitung milliardenschwerer Altlasten auf der Zielgeraden und blickt nach verlustreichen Umbaujahren mit Zuversicht nach vorne. "Auch wenn es weitere offene Fälle gibt: Wir gehen davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben", sagte Konzernchef John Cryan am Donnerstag bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Frankfurt.

In einer ZDF-Reportage über Deutschlands größtes Geldhaus war am Vorabend die Zahl von 8000 noch offenen Rechtsstreitigkeiten genannt worden. 15 davon schätze das Institut als Hochrisiko-Fälle ein, sagte Rechtsvorstand Karl von Rohr. Für mögliche weitere juristische Niederlagen hat die Deutsche Bank nach jüngsten Angaben 3,2 Milliarden Euro zurückgelegt.

Auf Druck einer Aktionärin stimmt die Hauptversammlung erneut darüber ab, ob sich das Management Sonderprüfungen zum Libor-Skandal um Zinsmanipulationen und zu Geldwäschevorwürfen in Russland stellen muss. Vor einem Jahr war die Aktionärin mit ihrem Vorstoß knapp gescheitert.

Cryan, der die Bank seit Juli 2015 führt, wies darauf hin, dass sowohl die Bank selbst als auch etliche Aufsichtsbehörden "enorm viel geprüft" haben: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass weitere Prüfungen derselben Vorgänge wesentliche neue Erkenntnisse bringen."

Weil viele der teuren Rechtsstreitigkeiten auf riskante Geschäfte in den Jahren vor der jüngsten Finanzmarktkrise 2007/2008 zurückreichen, will die Bank ehemalige Vorstände zur Kasse bitten. Der Aufsichtsrat setze sich "seit längerer Zeit (...) sehr detailliert und umfassend mit der Frage auseinander, ob den seinerzeit amtierenden Vorstandsmitgliedern eine persönliche oder kollektive Verantwortung für Fehler der Vergangenheit zukommt", sagte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Paul Achleitner.

"Ich kann Ihnen (...) heute berichten, dass sich der Aufsichtsrat hierzu mit den betroffenen Vorstandsmitgliedern in fortgeschrittenen Gesprächen befindet. Nach Erwartung des Aufsichtsrats wird es in den nächsten Monaten hierzu eine Regelung geben, die einen wesentlichen finanziellen Beitrag der Betroffenen sicherstellt", sagte Achleitner.

Der Chefkontrolleur, der den Posten im Juni 2012 übernommen hatte, bewirbt sich bei der Hauptversammlung um eine zweite fünfjährige Amtszeit.

Boni in Millionenhöhe liegen auf Eis. Bereits im Geschäftsbericht für das Jahr 2015 hatte die Bank darauf hingewiesen, dass noch nicht ausgezahlte variable Vergütungsbestandteile für etliche damals noch amtierende und ehemalige Top-Manager einbehalten werden sollen.

Betroffen sind demnach elf inzwischen ausgeschiedene Vorstände, darunter die Ex-Vorstandschefs Josef Ackermann, Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Allein in Jains Fall soll es um 5,3 Millionen Euro gehen.
Jain leitete viele Jahre das Investmentbanking des Konzerns und war von Juni 2012 bis Mitte 2015 gemeinsam mit Fitschen Vorstandschef. Die Führungsriege ist inzwischen quasi komplett ausgetauscht.

Geschäftlich läuft es nach Cryans Einschätzung zunehmend besser. Er sehe nach dem Jahresstart "den Aufwärtstrend bestätigt", sagte der Vorstandschef. "Auf zahlreichen Feldern läuft das Geschäft vielversprechend." Als Beispiel führte er Börsengänge in den USA an, wo die Bank im ersten Quartal die Nummer eins gewesen sei.

(th/dpa)
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