Insider Telekom hat für US-Tochter Traumpartner im Blick

New York · Die Fusionsgespräche der amerikanischen Mobilfunk-Tochter der Deutschen Telekom mit dem Satelliten-TV-Anbieter Dish stoßen unter Analysten auf Beifall. Experten zufolge könnten die beiden sehr gut zueinander passen. Sie verweisen insbesondere auf Dishs reichhaltiges Reservoir an Funkfrequenzen.

Telekom hat für US-Tochter Traumpartner im Blick
Foto: dpa, obe_cu_pgu mg

"Wenn Dish T-Mobile kauft, werden sie viel stärker werden", sagte Spencer Kurn vom Analysehaus New Street Research. "Ihr Frequenzband wird sich verdoppeln, und sie werden einen echten Wettbewerbsvorteil haben gegenüber dem Rest der Branche." Kollege Angelo Zino von S&P Capital IQ schlug in dieselbe Kerbe: "Man kann nie genug Frequenzen haben wegen der Explosion des Datenwachstums."

Die Telekom- und die Bezahlfernsehn-Branche wachsen derzeit zusammen. Mit milliardenschwere Fusionen reagieren Konzerne aus beiden Industriezweigen auf neue Trends. So schauen immer mehr Menschen Sendungen und Filme über ihre mobilen Geräte statt vor dem heimischen TV-Gerät. Das treibt den Datenverkehr in die Höhe. Um diesen bewältigen zu können, brauchen die Mobilfunkanbieter ausreichend Frequenzen. Auf Auktionen bieten sie daher teils Milliardensummen.

Gespräche in früherer Phase

2016 kommen in den Vereinigten Staaten neue Mobilfunkfrequenzen unter den Hammer. Für T-Mobile - mit 55 Millionen Kunden die Nummer vier in den USA - könnten sich die Ausgaben für neue Frequenzen nach Einschätzung von Analysten in den nächsten 15 Monaten auf zehn Milliarden Euro belaufen. Der Mobilfunkanbieter kämpfte lange mit einem löchrigen Funknetz. Experten gehen daher davon aus, dass sich die Deutsche Telekom, die rund 66 Prozent an T-Mobile US hält, bis dahin einen finanzkräftigen Partner für das US-Geschäft an Bord holt oder aussteigt. Telekom-Chef Tim Höttges hatte auch deswegen zuletzt bekräftigt, offen für eine Fusion in den USA zu sein.

T-Mobile US, die auf einen Börsenwert von 31 Milliarden Dollar kommt, und Dish haben bereits in der Vergangenheit mit einem Schulterschluss geliebäugelt. Nun befinden sie sich Insiderinformationen zufolge in Gesprächen über ein Zusammengehen. Diese seien in einer frühen Phase, wichtige Fragen wie der Kaufpreis und die Struktur des neuen Konzerns seien noch nicht geklärt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person Reuters. Macquarie-Analystin Amy Yong äußerte in einer ersten Schätzung, Dish könnte für die Telekom-Tochter 40 Dollar je Aktie zahlen, und zwar in bar und eigenen Anteilsscheinen.

An der New Yorker Börse war die T-Mobile-Aktie am Donnerstag mit 39,34 Dollar aus dem Handel gegangen.
Gemeinsam mit Dish hätte der Telekom-Ableger Zugriff auf das zweitgrößte Frequenzarsenal in den USA hinter Rivale Sprint, sagte Experte Roger Entner von Recon Analytics. Die beiden ebenfalls größeren Konkurrenten Verizon und AT&T würde T-Mobile in dieser Hinsicht überholen, ergänzte er.

Rivale unter Druck

Sprint könnte dadurch unter Handlungsdruck geraten. "Sprint wird etwas tun müssen nach der Fusionswelle der vergangenen zwölf Monate", sagte Experte Zino. Seine Kollegen Kurn und Craig Moffett von MoffettNathanson halten es daher für möglich, dass der Konzern einen erneuten Versuch unternehmen wird, T-Mobile selbst zu übernehmen. Sprints japanischer Mutterkonzern Softbank hatte große Hoffnungen in einen solchen Deal gesetzt. Ein erster Anlauf scheiterte aber im vergangenen Jahr an Bedenken der Wettbewerbshüter.

Die Frage ist nun, ob ein Wechsel auf dem US-Präsidentenposten nach der Wahl im Herbst 2016 Sprints Chancen verbessern könnte. "Wenn T-Mobile gekauft wird, bevor sie die Chance bekommen, wäre Sprint im Tal der Tränen", sagte Moffett. Eine andere Möglichkeit wäre es, T-Mobile zur Seite zu drängen und sich Dish anzuschließen, erläuterte Kurn. 2013 hatte Dish bereits für Sprint geboten, das Vorhaben dann aber abgeblasen.

Stattdessen übernahm Softbank die Mehrheit. Als ein passender Partner aus der Kabelbranche gilt auch Comcast. Doch Analysten sind skeptisch, ob das Unternehmen sich auf Sprint einlassen würde, nachdem seine eigenen Pläne zum Kauf von Time Warner Cable gerade erst am Widerstand der Kartellwächter scheiterten.

(REU)
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