Prognose: Plus von mindestens zehn Prozent Stahlindustrie erwartet steigende Produktion

Düsseldorf (RPO). Die deutsche Stahlindustrie schöpft nach dem Krisenjahr 2009 mit seinem deutlichen Produktionsrückgang Hoffnung. Nach Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahl dürfte die Rohstahlproduktion im laufenden Jahr um 10 bis 15 Prozent auf bis zu 38 Millionen Tonnen zulegen.

 ThyssenKrupp: Im dritten Quartal schrieben vier der fünf Sparten des Konzerns rote Zahlen.

ThyssenKrupp: Im dritten Quartal schrieben vier der fünf Sparten des Konzerns rote Zahlen.

Foto: ddp, ddp

"Das Schlimmste scheint überstanden zu sein", sagte der WV-Vorsitzende Hans Jürgen Kerkhoff am Mittwoch in Düsseldorf. Doch werde die Zahl der Branchenbeschäftigten von derzeit 95.000 wohl bis Ende 2010 um rund 2000 schrumpfen.

Im Vorjahr war die deutsche Stahlproduktion gegenüber 2008 um 28 Prozent auf 32,7 Millionen Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit 1963 gesunken. Weltweit sank die Stahlproduktion um acht Prozent. Ohne China, wo ein Sonderkonjunkturprogramm aufgelegt worden war, sind es laut der WV Stahl sogar 22 Prozent.

Talsohle durchschritten

Mit Beginn des laufenden Jahres sei ein selbsttragender Aufschwung zwar noch nicht gesichert, doch sei bei den wichtigsten Branchenkunden die Talsohle offenbar durchschritten, merkte Kerkhoff an. So sei insbesondere die Autoindustrie durch den wieder in Fahrt gekommenen Export besser in das neue Jahr gestartet als erwartet. Die Automobilindustrie nimmt ein Viertel der deutschen Rohstahlproduktion ab. Ein weiteres Viertel entfällt auf die Bauwirtschaft. Auch hier sieht Kerkhoff Zeichen der Entspannung.

Als Folge legte die deutsche Rohstahlproduktion im Januar gegenüber dem allerdings sehr schwachen Vorjahresmonat um 26 Prozent zu. Weltweit habe die Rohstahlproduktion das Januar-Vorjahresniveau nur um drei Prozent unterschritten, rechnete Kerkhoff vor. Getrieben von der rasch wachsenden Nachfrage vor allem in China und Asien sei bereits 2011 wieder mit einem neuen Produktionsrekord zu rechnen.

Getrübt wird der vorsichtige Optimismus der deutschen Stahlbranche durch den jüngsten Anstieg der Rohstoffpreise. Wegen der weltweit raschen Erholung der Stahlnachfrage sei 2010 mit erheblichen Preissteigerungen zu rechnen, sagte Kerkhoff. Bei Basisrohstoffen wie Eisenerz sei die ungebrochen hohe Nachfrage Chinas der Preistreiber.

Eisenerzpreise steigen weiter

Gegenüber dem Tiefpunkt im April 2009 hat sich der Spotmarktpreis für Eisenerz bereits mehr als verdoppelt. Auch beim Stahlschrott zogen die Preise deutlich an - seit dem Tief im Juni 2009 um bislang 35 Prozent. Diese Entwicklung spiegele aber nicht die wirtschaftlichen Fundamentaldaten wider, warnte Kerkhoff. Denn die Stahlpreise bewegten sich derzeit noch unter dem Vorkrisenniveau.

Mit Sorge registriert Kerkhoff deshalb Rufe nach kräftigen Preissteigerungen für die Rohstoffjahreskontrakte 2010. Die damit drohenden zusätzlichen Kosten in Milliardenhöhe könne die Stahlindustrie aber derzeit nicht schultern: "Die Schere zwischen Rohstoff- und Stahlpreisen geht immer weiter auseinander."

Vor diesem Hintergrund warnte Kerkhoff vor weiteren Belastungen der Stahlbranche durch den Handel mit Emissionsrechten. Gerade die Stahlbranche liefere mit ihren Produkten die Voraussetzung für eine erfolgreiche Klimapolitik. Berechnungen zufolge lasse sich durch den Einsatz von modernem Stahl in Deutschland mehr Kohlendioxid einsparen als durch die Stahlerzeugung freigesetzt werde.

(ddp/felt)
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