Extra-Kosten im zweistelligen Millionenbereich Siemens erklärt Kurzarbeit für beendet

Berlin (RPO). Der größte deutsche Industriekonzern Siemens hat sich von der Kurzarbeit verabschiedet. "Wir stellen zum 31. Juli bei Siemens die Kurzarbeit ein", sagte der Personalchef für Siemens Deutschland, Walter Huber, einem Zeitungsbericht zufolge.

In der Krise seien maximal 19.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit gewesen, zuletzt noch 600, berichtet die Zeitung "Die Welt". Siemens beschäftigt weltweit rund 400.000 Mitarbeiter, davon 128.000 in Deutschland.

Die Extra-Kosten für das Unternehmen durch die Kurzarbeit bezifferte der Manager auf einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag". Siemens hatte das Kurzarbeitergeld, das 60 beziehungsweise 67 Prozent des Nettolohns beträgt, auf bis zu 85 Prozent aufgestockt. Huber zufolge hat sich der "Schulterschluss der Arbeitgeber, Gewerkschaften und der Politik bei der Kurzarbeit voll bewährt". "Wir konnten so das Wissen unserer Fachkräfte im Unternehmen halten und hatten auch in Krisenzeiten eine ruhige Atmosphäre", betonte er.

Das Instrument der Kurzarbeit könnte laut Huber auch bei Siemens in Zukunft wieder benötigt werden. Es komme jetzt stark darauf an, ob die positive Entwicklung weitergeht, erklärte er. Wenn es in einzelnen Geschäftsbereichen "eine konjunkturelle Delle" geben sollte, müsse natürlich auch im Unternehmen entsprechend reagiert werden. Eine Verlängerung der Kurzarbeiterregelung bis ins Jahr 2012, wie sie die Politik beschlossen hat, sollte aber kein "Dauerzustand" sein: "Wir sollten nun auch wieder zum Normalzustand zurückkehren, also zu einer auf zwölf Monate begrenzten Kurzarbeit", unterstrich der Personalchef.

Nachfrage nach Leiharbeitern nimmt zu

Positive Zeichen sieht Huber darüber hinaus auch bei den Leiharbeitskräften. "Es ist erkennbar, dass Zeitarbeit wieder stärker kommt", sagte der Siemens-Manager. Zu Beginn der Krise hatte Siemens 11.000 Leiharbeitnehmer, Ende Mai noch 4800. Auch die Zahl der offenen Stellen steige wieder an - von 1600 vor einem halben Jahr auf nun 2300. Siemens suche vor allem Maschinenbauer und Elektrotechniker, fügte er hinzu.

Der Siemens-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler erklärte, dass das Unternehmen auch dank der Kurzarbeit "gestärkt aus der Krise" gekommen sei. "Wir konnten die Stammbelegschaft halten, Qualifikation und Fertigungsfähigkeit blieben im Betrieb", sagte er dem Blatt weiter. Gemessen an der Kurzarbeit sei die Krise vorbei.

Im dritten Quartal konnte Siemens erstmals wieder Umsatz und Auftragseingang steigern. Für das Gesamtjahr erwartet der Industriekonzern einen Gewinn von mindestens 7,5 Milliarden Euro.

(apd/jre)
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