Energiekonzern RWE spaltet sich in Öko und Kohle

Essen/Berlin · Der angeschlagene Energiekonzern RWE folgt dem Beispiel von Eon und will die zukunftsträchtigen Geschäfte an die Börse bringen. Den Kommunen bleiben die Kohle- und Atomkraftwerke.

 Ein Jahr nachdem der Energiekonzern Eon seine Aufspaltung angekündigt hat, zieht der kleinere Konkurrent RWE nach.

Ein Jahr nachdem der Energiekonzern Eon seine Aufspaltung angekündigt hat, zieht der kleinere Konkurrent RWE nach.

Foto: dpa

Ein Jahr nachdem der Energiekonzern Eon seine Aufspaltung angekündigt hat, zieht der kleinere Konkurrent RWE nach. Der Vorstand beschloss am Dienstag, seine zukunftsträchtigen Geschäfte wie die Ökostrom-Erzeugung, das Netz- und das Vertriebsgeschäft mit Endkunden in eine neue Tochter abzuspalten und an die Börse zu bringen. Bis Ende 2016 will RWE die ersten zehn Prozent der Aktien über eine Kapitalerhöhung platziert haben.

Der RWE AG, an der die Kommunen auch weiterhin 25 Prozent halten, bleiben dann neben der Beteiligung an der neuen Tochter die Not leidenden Kohle- und Gaskraftwerken sowie die Atommeiler.

"Wir wollen RWE in eine Zukunft mit zwei starken Unternehmen führen", sagte RWE-Chef Peter Terium. "Beide Gesellschaften werden ihren Sitz voraussichtlich in Essen haben." Den Turm in Essen, in dem derzeit RWE seine Zentrale hat, hat der Konzern bereits verkauft.

In die neue Gesellschaft sollen gut 40.000 Mitarbeiter wechseln, in der alten RWE bleiben 20.000. Hierzu zählen vor allem Mitarbeiter im Kraftwerksgeschäft. Und die müssen sich nun auf einen erneuten Stellenabbau einstellen. Der RWE-Vorstand erklärte am Dienstag, dass er weitere Einsparpotenziale ausfindig gemacht habe und einen dreistelligen Millionenbetrag einsparen wolle. Wie viele Stellen wo abgebaut werden, wollte er nicht sagen.

Allerdings muss der RWE-Aufsichtsrat, der am 11. Dezember zusammenkommt, den Plänen des Vorstands noch zustimmen. Und hier droht Terium mächtig Gegenwind: Die Kommunen sehen die Pläne kritisch. "Wir sollen auf den Verlierergeschäften sitzenbleiben und die attraktiven Geschäfte gehen an Finanzinvestoren", hieß es am Dienstag in kommunalen Kreisen.

Auch der Chef der Atomkommission, Jürgen Trittin, nannte die künftige RWE eine "Bad Bank". Dennoch begrüßt er den Plan: "RWE findet spät, sehr spät, die Kraft, sich auf die veränderte Lage auf den europäischen Energiemärkten einzustellen. Es hat sich zu erweisen, ob und wie diese Konstruktion aus Zukunftstochter und Bad Bank der alten Stromerzeugung zukunftsfähig ist."

Die Gewerkschaften sind skeptisch. "Ich bin entsetzt und überrascht", sagte ein Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Erst nach einer Meldung unserer Redaktion hatte RWE Dienstagmittag die Umbaupläne öffentlich gemacht. Die Gewerkschaft IG BCE mahnte RWE, auf die Belegschaft Rücksicht zu nehmen. "Wir werden mit dem Unternehmen regeln, dass im Zuge möglicher Veränderungen keine weiteren Unsicherheiten oder Lasten auf die Beschäftigten zukommen", sagte IG BCE-Chef Michael Vassiliadis.

Die Anleger reagierten begeistert. Die RWE-Aktie sprang zeitweise um 16 Prozent auf 12,70 Euro nach oben. Das Papier hat 2015 zunächst 50 Prozent an Wert verloren. Der Plan sei ein kluger Schachzug, erklärte die Fondsgesellschaft Union Investment. Als geschickt gilt, dass RWE seine Atomkraftwerke nicht abspaltet. Das hatte Eon zunächst probiert, musste aber auf Druck der Politik seine Pläne ändern. Eon besteht künftig aus dem grünen Geschäft und den Atommeilern.

Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs hält den RWE-Plan für richtig: "Das Unternehmen hat es mit der alten Struktur am Kapitalmarkt derzeit alles andere als leicht." Auch bei den Atomrückstellungen sieht er keine Probleme: "Wenn sich das Unternehmen gut entwickelt, ist das auch für die langfristige Sicherung der Rückstellungen gut."

(anh / qua)
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