Personalpoker beim Energiekonzern Rolf Martin Schmitz soll neuer RWE-Chef werden

Essen · Der Personalpoker bei Deutschlands zweitgrößtem Energiekonzern ist entschieden: Rolf Martin Schmitz soll neuer Chef der RWE AG werden. Der derzeitige Chef Peter Terium soll dagegen auf den Chefsessel der neuen Gesellschaft wechseln, in die RWE seine zukunftsträchtigen Geschäfte ausgliedern will.

 Rolf Martin Schmitz

Rolf Martin Schmitz

Foto: Bernd Thissen

RWE spaltet in diesem Jahr die gewinnträchtigen Bereiche Netze, Vertrieb und erneuerbare Energien in eine neue Gesellschaft (Newco) ab, die an die Börse gehen soll. Diese Newco wird der Niederländer führen, der sich schon jetzt als Ökostrom- und Digital-Experte zu profilieren versucht.

Schmitz muss sich dagegen um alle Problemgeschäfte wie die Kohleverstromung und die Atomkraftwerke kümmern, die in der alten RWE AG verbleiben. Er hat anders - als der frühere Controller Terium - viel Erfahrung im politischen Geschäft und einen guten Draht zur Bundes- und Landespolitik. Den hätte auch der langjährige Deutschland-Chef Arndt Neuhaus gehabt, doch den hat Terium in der vergangenen Woche kalt gestellt. RWE setzt fest auf den Staat, um die konventionellen Energien (zu Lasten des Steuerzahlers) abzuwickeln.

Zugleich ist die Berufung ein später Sieg für Schmitz: Er war 2012 im Duell mit Terium um die Konzernspitze knapp unterlegen und ist seither Vize-Chef des Konzerns.

Eigentlich wollte Terium vorübergehend die Spitzenjobs in beiden Unternehmen haben. Doch hier machten ihm die Banken (wie berichtet) einen Strich durch die Rechnung. Sie wollten von Anfang an klare Zuständigkeiten an der Spitze sehen. Dieser Sicht schloss Werner Brandt sich an. Eine "rheinische Lösung" mit unklaren Verantwortlichkeiten werde es mit ihm nicht geben, hieß es.

Brandt wird zwar erst im Frühjahr offiziell den Aufsichtsratsvorsitz bei RWE übernehmen, ist aber schon jetzt der starke Mann im Hintergrund, zumal Noch-Aufsichtsratschef Chef Manfred Schneider (78) sich faktisch bereits verabschiedet hat. Brandt, der früher Finanzvorstand bei SAP war, soll zunächst auch die Kontrollgremien beider Gesellschaften führen.

Eine Personalunion soll es auch im Personalressort geben. Der derzeitige Amtsinhaber Uwe Tigges soll zunächst in beiden Unternehmen zuständig bleiben. Die neue Gesellschaft hat künftig rund 40.000 Mitarbeiter, die RWE AG noch 20.0000.

Bernhard Günther, derzeit RWE-Finanzvorstand, wechselt mit Terium in die neue Gesellschaft. Hier wird auch Hildegard Müller ihren Platz finden: Die bisherige Verbands-Chefin soll als Vorstand für den Bereich Netze zuständig sein.

Am 3. März kommt der RWE-Aufsichtsrat zusammen, um über die Bilanz 2015 zu beraten. Die wird trübe ausfallen. Im Konzern heißt es, man werde Abschreibungen (vor allem auf Kraftwerke) von über einer Milliarde Euro vornehmen. Konkurrent Eon hatte bereits im dritten Quartal wegen des Verfalls der Großhandelspreise abgeschrieben. Die Gewerkschaft Verdi rege nun an, über einen Verkauf der britische Tochter nPower nachzudenken, hieß es.

NPower hat durch hausgemachte Fehler (Pannen im Abrechnungssystem) die RWE-Krise verschärft. RWE äußert sich traditionell nicht zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats. Zugleich ist dort neuer Streit programmiert: Dortmund soll darauf drängen, dass die Newco ihre Zentrale ebendort ansiedelt - und nicht in Essen.

In Essen wird die RWE AG ihren Sitz behalten. In Dortmund hatte bereits der Vorläufer VEW seinen Sitz.

(anh)
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