Verkaufsverbote Russland verbannt Persil und Co. aus Regalen

Düsseldorf/Moskau · Henkel muss mehrere Waschmittel vom Markt nehmen – ebenso wie US-Wettbewerber. Eine Fabrik des Düsseldorfer Konzerns wurde durchsucht. Der Aktie konnte das jedoch nichts anhaben.

Die Waschmittelproduktion von Henkel in Düsseldorf. In

Die Waschmittelproduktion von Henkel in Düsseldorf. In

Foto: dpa, jps cul

Henkel muss mehrere Waschmittel vom Markt nehmen — ebenso wie US-Wettbewerber. Eine Fabrik des Düsseldorfer Konzerns wurde durchsucht. Der Aktie konnte das jedoch nichts anhaben.

Lange Zeit hat sich Henkel-Chef Kasper Rorsted gerühmt, dass das Russland-Geschäft trotz der politischen Spannungen bestens laufe. Jetzt muss der Däne erleben, dass auch Henkel vom zunehmenden Wirtschaftskrieg getroffen wird: Drei Waschmittel des Düsseldorfer Unternehmens dürfen laut Erklärung der Moskauer Behörden nicht mehr verkauft werden. Außerdem durchsuchten russische Kontrolleure eine der neun Fabriken der Deutschen im Land. Sorgen wegen der Produktsicherheit seien der Grund, erklärt die russische Verbraucherschutzbehörde.

"Das sind wohl politisch motivierte Nadelstiche", vermuten Kenner des Konzerns hinter vorgehaltener Hand. Der Vorstand versucht die Lage in den Griff zu kriegen und sucht den "Dialog mit den zuständigen Behörden, um den Hintergrund der Maßnahmen zu verstehen".

Henkel erklärt, es gebe keinerlei Gründe für die Verkaufsverbote. Die drei bisher betroffenen Waschmittel Vernell Spring Freshness, Persil Expert Sensitive, Pemos for Kids seien alle von den Moskauer Behörden auf ihre Sicherheit hin überprüft worden. Sie hätten ein offizielles Registrierungszertifikat für den Markt. Auch interne Überprüfungen hätten keinerlei Schwächen der Mittel gezeigt. Von Beschwerden der Millionen Kunden ist nichts bekannt.

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Henkel ist nicht der einzige ausländische Konzern, der von solchen Handelsverboten betroffen ist. So wurden auch Produkte der amerikanischen Konsumgüterriesen Procter&Gamble, Colgate-Palmolive und Clorox vom Markt genommen. Die Düsseldorfer Metro-Gruppe muss einige Produkte aus den Bereichen Wasch- und Reinigungsmittel sowie Kosmetik aus den Regalen räumen. Auch Waren des deutschen Anbieters Werner & Mertz ("Frosch", "Erdal") werden mit Sanktionen belegt.

Nachdem Frankreich ein Kriegsschiff wegen der Sanktionen nicht nach Russland geliefert hatte, wurden Filialen einer französischen Supermarktkette in Moskau kontrolliert. Zudem verfügte Präsident Wladimir Putin noch öffentlichkeitswirksam, dass illegal nach Russland importierte Lebensmittel aus Europa vernichtet werden sollen. Das sollte die Ernsthaftigkeit seines Importverbots unterstreichen — das wegen der Sanktionen und des niedrigen Ölpreises wirtschaftlich mächtig angeschlagene Russland will Unabhängigkeit vom Westen zeigen.

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Die neuen Handelsverbote treffen auch die Großhandelsmärkte. Allein die Metro hat 82 Großmärkte in Russland. Sollte sich der Streit verschärfen, wäre das für die beiden Düsseldorfer Konzerne ärgerlich. Für Henkel ist der russische Markt mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro nach den USA, Deutschland und China der viertwichtigste weltweit. Rund 2500 Mitarbeiter beschäftigt Henkel in Russland — das sind knapp fünf Prozent der weltweiten Belegschaft.

Dabei hatte das Geschäft alleine im vergangenen Quartal um rund zehn Prozent zugelegt, davor sogar noch mehr — anscheinend profitierten die Deutschen im Ukraine-Konflikt davon, dass sie und ihr örtliches Management noch ein relativ gutes Image in Russland genossen, dagegen hatten es die US-Marken bereits vorher etwas schwerer gehabt. "Wir sind sehr zufrieden", hatte Rorsted noch vor wenigen Wochen im Gespräch mit einem russischen Wirtschaftsblatt gesagt.

Der Henkel-Aktie konnten die Turbulenzen in Russland jedoch nichts anhaben: Das Papier gewann trotz der schlechten Nachrichten aus Moskau am Dienstag 1,3 Prozent — allerdings ging es mit dem Index Dax 30 aller großen deutschen Konzerne um fast fünf Prozent hoch.

Deutlich härter trifft allerdings die China-Krise Henkel. Im Reich der Mitte macht der Konzern 1,5 Milliarden Euro Umsatz. In Shanghai hat die innerhalb von Henkel dominierende Klebstoffsparte das weltweit größte Werk und ein Entwicklungszentrum aufgebaut. Rorsted sieht die Volksrepublik als mit Abstand wichtigsten Zukunftsmarkt — daran hat sich bisher auch nichts geändert.

(kowa)
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