Rewe-Chef Caparros soll Europa-Chef bei C&A werden

Köln · Der scheidende Rewe-Chef wollte eigentlich nicht mehr operativ arbeiten. Nun wechselt er zu dem verschwiegenen Familienkonzern. C&A verliert seit Jahren an Umsatz und kämpft mit der Digitalisierung.

 Alain Caparros (Archiv).

Alain Caparros (Archiv).

Foto: dpa, obe htf

Aus der großen Freiheit nach dem Arbeitsleben wird wohl nichts: Der scheidende Rewe-Vorstandsvorsitzende Alain Caparros wird offenbar zum Textilkaufhaus C&A wechseln. Dort soll er den Posten des Europa-Chefs übernehmen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Das würde für C&A einen Kulturwechsel bedeuten, bislang schafften es externe Manager kaum in die erste Reihe. Im Mai hatte Philippe Brenninkmeijer sein Amt als Chef von C&A Europa abgegeben. Als Interims-Chef wurde Edward Brenninkmeijer bestellt. Nun soll mit Caparros ein Familienfremder folgen. Weder C&A noch Rewe wollten dazu Stellung nehmen.

Ende Juni hört Caparros bei Rewe auf

Die Modekette steht unter Druck, Verbraucher wandern ins Internet ab, Billig-Ketten wie Primark machen ihr das Leben schwer. Philippe Brenninkmeijer hatte im Herbst eingeräumt, dass man Umsatz verliert. Das 1841 gegründete Unternehmen hat über 2000 Filialen und seinen Sitz in Düsseldorf.

Für Rewe ist der Wechsel eine Überraschung. Nächsten Montag stellt sich Caparros zum letzten Mal den Eigentümern auf der Hauptversammlung. Am 30. Juni ist sein letzter Arbeitstag, dann übergibt er das Amt an seinen Nachfolger Lionel Souque, Franzose wie er selbst.

Noch zum Jahreswechsel hatte Caparros im Interview zu seinem Ausscheiden gesagt: "Ich habe dann genug verdient und will nicht mehr operativ arbeiten und mich mit Aufsichtsräten herumschlagen müssen." Doch so recht hat man sich den lebhaften Manager nicht als Rentner vorstellen können. Es gab Spekulationen, Caparros könne zum Konkurrenten Carrefour wechseln. Nun also C&A. Der verschwiegene Familienkonzern ist zwar anders gestrickt als die genossenschaftlich organisierte Rewe. Doch Arbeit gibt es hier auch reichlich.

Rewe kündigte Online-Marktplatz an

Caparros hat bereits eine steile Karriere hinter sich. Der 1956 in Algerien Geborene floh mit seinen Eltern im Zuge des Unabhängigkeitskriegs nach Frankreich. Er studierte Betriebswirtschaft in Metz und Saarbrücken, hat einen deutschen und einen französischen Pass. Er hat beim Kosmetikkonzern Yves Rocher und bei Aldi gearbeitet. Seit 2006 ist er Rewe-Chef.

Den zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändler verlässt er mit guten Zahlen. Dort hat er die Digitalisierung vorangetrieben: "Ich bekomme schon Bauchschmerzen bei dem Gedanken, dass Amazon von den Menschen als bester Einzelhändler wahrgenommen wird", sagte er mal. Als Marschroute hat er Verzahnung ausgegeben. "Wenn man nur auf digital macht, verliert man die Stammkundschaft."

Am Dienstag kündigte Rewe einen Online-Marktplatz an: Kunden können neben ihrem Wocheneinkauf auch Geschirr und Deko bestellen. Erste Tests mit fünf Partnern sollen im Juli beginnen. Digitalisierung wird auch Caparros' große Aufgabe bei C&A sein.

(anh)
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