Gegenseitige Beteiligung "Spekulation" Renault hofft auf Einstieg von Daimler

Chennai (RPO). Der Autobauer Renault hofft auf einen Einstieg des Stuttgarter Rivalen Daimler oder anderer Wettbewerber. Renault sei offen für Überkreuzbeteiligungen mit anderen Autoherstellern, sagte Renault-Chef Carlos Ghosn am Dienstag im indischen Chennai. Berichte über eine Überkreuzbeteiligung mit Daimler seien aber "Spekulation".

Der neue Renault Megane CC
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Die "Financial Times" hatte über eine geplante gegenseitige Beteiligung der beiden Autobauer, die 2009 tiefrote Zahlen schrieben, von maximal zehn Prozent berichtet. Daimler lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Daimler und Renault verhandeln seit Monaten über gemeinsame Projekte, vor allem mit Kleinwagen. Renault-Chef Ghosn sagte, der französische Konzern verhandele auch mit dem indischen Autohersteller Ashok Leyland über den Bau eines Personenwagen-Modells.

An der Börse sorgte eine mögliche Kapitalverflechtung von Daimler mit Renault, die bereits eine Überkreuzbeteiligung mit Nissan hat, für Kursaufschläge. Die Renault-Aktie legte in einem freundlichem Trend 1,6 Prozent zu, das Daimler-Papier rund zwei Prozent. "Diese Spekulationen gingen schon gestern rum und basieren auf einer Kurzstudie von Sanford Bernstein", sagte ein Händler in Frankfurt. "Wir glauben allerdings nicht, dass im Vorfeld einer Partnerschaft eine Verbindung des Anteilskapitals auf bedingungslose Begeisterung stoßen würde."

Analyst: Daimler braucht Renault

In seiner Studie von Montag hatte Analyst Max Warburton geschrieben, Ghosn fordere von Daimler eine Kapitalbeteiligung, um die geplante Kooperation bei Kompaktwagen unter Dach und Fach zu bringen. "Mercedes braucht Renault mehr als Renault Mercedes", schrieb er. Ghosn wolle Daimler-Chef Dieter Zetsche zu einer Kapital- oder Überkreuzbeteiligung überreden, da die Allianz von Renault und Nissan einen dritten Partner brauche.

Die "Financial Times" berichtete unter Berufung auf zwei nicht genannte Informanten, Daimler und Renault wollten mit der gegenseitigen Beteiligung eine langfristige Partnerschaft einleiten. Die Allianz solle über die Kleinwagen-Zusammenarbeit hinaus erweitert werden. Daimler ist an der Börse 37 Milliarden Euro wert, Renault knapp zehn Milliarden Euro.

Keine Aussagen über Verhandlungen

Daimler und Renault haben die bereits seit Monaten laufenden Kooperationsgespräche bestätigt, aber nicht gesagt, wie weit sie fortgeschritten sind. Beide könnten damit ihre Kosten bei der Entwicklung und der Produktion von Autos und Motoren reduzieren. Ein Daimler-Sprecher bekräftigte, der Stuttgarter Konzern werde im ersten Halbjahr entscheiden, ob und mit wem eine Kooperation bei Kompaktwagen möglich sei. Dazu würden Gespräche mit mehreren Unternehmen geführt.

Mit einer Beteiligung an Renault würde Zetsche seine Überzeugungen über Bord werfen. Denn nach der der gescheiterten Liaison mit Chrysler hatte er eine Beteiligung an einem Volumenhersteller wie Renault abgelehnt und statt dessen für Kooperationen mit Premiumherstellern wie BMW plädiert. Der Druck zu Kooperationen in der Autoindustrie steigt, da die Entwicklungskosten für neue Fahrzeuge enorm sind und die Umweltvorschriften immer schärfer werden. BMW kooperiert bei Kleinwagen mit Peugeot, VW hat sich zuletzt bei Suzuki eingekauft.

(RTR/tim)
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