Schluss mit Streik Post und Verdi einigen sich im Tarifstreit

Bad Neuenahr · Verbraucher können aufatmen. Nach vier Wochen Dauerstreik bei der Post haben die Tarifpartner endlich eine Lösung gefunden. Voraus ging ein 40-stündiger Verhandlungsmarathon.

Kunden der Deutschen Post können bald wieder mit pünktlich zugestellten Briefen und Paketen rechnen. Nach vier Wochen Dauerstreik und einer dreitägigen Marathon-Tarifrunde in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz) einigten sich das Unternehmen und die Gewerkschaft Verdi am Sonntagabend auf einen Tarifabschluss. Der Streik soll in der Nacht von Montag auf Dienstag um 24.00 Uhr enden, wie die Tarifparteien mitteilten.

Post-Chef Frank Appel sprach von einem "guten Tag für die Deutsche Post, ihre Kunden und Mitarbeiter". Nach dem Ende des Streiks werde sich der Betrieb im "absoluten Gros" der Zustellbezirke innerhalb von Tagen normalisieren, sagte Post-Personalchefin Melanie Kreis.

Die rund 140 000 Post-Beschäftigten erhalten der Einigung zufolge zum 1. Oktober 2015 zunächst eine Einmalzahlung von 400 Euro.
Anschließend bekommen sie zum 1. Oktober 2016 zwei Prozent und zum 1.
Oktober 2017 dann noch einmal 1,7 Prozent mehr Geld.

"Wir konnten ein Gesamtpaket vereinbaren, das unseren Mitarbeitern Sicherheit und Perspektive bietet sowie gleichzeitig künftiges Wachstum ermöglicht", sagte Kreis. Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis nannte den Abschluss ein "umfassendes Sicherungspaket für die Beschäftigten".

Die zum Jahresbeginn ausgegründeten Paketgesellschaften DHL Delivery mit schlechterer Bezahlung werden nicht aufgelöst oder in den Post-Haustarifvertrag aufgenommen. Die Post verpflichtet sich aber, ihre aktuell im Unternehmen arbeitenden Paketzusteller beim Mutterkonzern zu behalten. Laut Verdi sind das rund 7650 Menschen.
Nur neu eingestellte Beschäftigte können damit in die ausgegründeten Gesellschaften kommen.

Die Post will die neue Paketsparte personell noch stark ausbauen.
Angesichts des boomenden Online-Handels plant sie, den Personalstand von jetzt 6500 bis zum Jahr 2020 auf 20 000 auszuweiten. Diese Zahl sei angesichts des erfolgreiches Starts von Delivery "sehr realistisch", sagte Kreis.

Der Kündigungsschutz bei der Post wird zudem um vier Jahre bis Ende 2019 verlängert. Eine Vergabe von Brief- oder kombinierter Brief- und Paketzustellung an Fremdfirmen ist bis Ende 2018 ausgeschlossen.
Damit kommt die Post der Sorge der Gewerkschaften entgegen, dass nach der Gründung von Paketgesellschaften unterhalb des Haustarifs bald auch im Briefgeschäft der Haustarif unterlaufen werden könnte.

Dem unbefristeten Streik war ein bereits seit Ostern schwelender heftiger Tarifkonflikt vorausgegangen. Beide Seiten hatten sich am Freitag dann wieder zusammengesetzt, um nach einer Lösung zu suchen.
Am Samstag und Sonntag waren die Gespräche mit nur sehr kurzen Pausen fortgesetzt worden.

Der Ausstand hatte zuletzt zunehmend für Beschwerden von Kunden gesorgt. In manchen Städten blieben Briefe nach Schilderungen von Betroffenen wochenlang liegen.

Klagen kamen vor allem von Online-Händlern. Der ungewöhnlich heftig ausgetragene Konflikt hatte auch intern das Post-Betriebsklima belastet. "Ich appelliere an alle Kolleginnen und Kollegen, aufeinander zuzugehen und unseren Kunden zu beweisen, dass wir auch weiterhin ein schlagkräftiges Team und die Post für Deutschland sind", sagte Vorstand Jürgen Gerdes nach der Einigung.

(dpa)
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