Telekommunikationsriese Nur jeder dritte Vodafone-Mitarbeiter würde eigene Produkte empfehlen

Düsseldorf · Vodafone-Deutschland sei "klar zur Wende". Das verkündetete Jens Schulte-Bockum, der Vorsitzende der Geschäftsführung vor drei Monaten. Die neuen Geschäftszahlen sowie eine interne Befragung der Mitarbeiter zeigen dagegen, dass das Unternehmen mitten im Sturm ist.

Um immerhin zehn Prozent sank der Umsatz im wichtigsten Quartal des Jahres bis Ende Dezember im Jahresvergleich. Das berichtete der Düsseldorfer Konzern gestern. Allerdings gibt es an einem wichtigen Punkt eine positive Entwicklung: Weil Vodafone Deutschland neuerdings deutlich höhere Zuschüsse für Smartphones verteilt und zunehmend für günstige Flatrates für rund 30 Euro wirbt, gehen die Kundenzahlen endlich wieder hoch. Knapp 300 000 Kunden kamen hinzu, davon immerhin 123 000 feste Vertragskunden. "Die Talsohle ist durchschritten. Wir gewinnen so viel Kunden wie seit zwei Jahren nicht", freut sich Schulte-Bockum.

Gleichzeitig zeigt sich, dass die 10 500 Mitarbeiter des Unternehmens die Zukunft skeptisch sehen. Der Verlust von Marktanteilen, eine Reihe an Sparprogrammen, das Austauschen fast der gesamten Geschäftsführung innerhalb von zwei Jahren, dann 2013 zuerst die Absage einer Feier zur Eröffnung des neuen Campus und dann die symbolische Absage der Weihnachtsfeier hat aus einem der viele Jahre lang stolzesten Unternehmen Deutschlands eine verunsicherte Truppe gemacht.

Während den Mitarbeitern angeboten wird, im Rahmen eines "Freiwilligenprogrammes" das Unternehmen gegen eine sehr hohe Abfindung zu verlassen, müssen viele Führungskräfte Einbußen hinnehmen: Weil ihre Gehälter auch an den Gewinnen und der Mitarbeiterzufriedenheit hängen, drohen ihnen Kürzungen um Tausende Euro, während mehr als 100 Millionen Euro für Abfindungen für die rund 600 ausscheidenden Mitarbeiter ausgegeben werden sollen.

Wie schwierig die Lage ist, zeigt die Umfrage: Nur noch 31 Prozent der Mitarbeiter würden Produkte von Vodafone ihrer Familie oder Freunden aktiv empfehlen. Damit sei der "notorisch schlechte Wert der Vorjahre" noch einmal um weitere 13 Prozent gesunken, kommentiert die kleine Gewerkschaft EVG die Zahlen. Anders formuliert: Während die Telekom mit dem "besten Netz" und einer konsistenten Markenkampagne beim Mobilfunk und beim Festnetz Stärke zeigt, zweifelt Vodafone an sich selbst.

Ihre unmittelbaren Vorgesetzten beurteilen zwar die meisten Mitarbeiter positiv, doch nur noch 27 Prozent der Beschäftigten vertrauen den Entscheidungen des Managements rund um Schulte-Bockum, 21 Prozent weniger als bei der letzten Umfrage. "Miserable Werte für das Top-Management", so die EVG. Und auch die IG Metall als tonangebende Arbeitnehmerorganisation bei Vodafone ist aufgeschreckt: "Die müssen mehr für den Zusammenhalt des Unternehmens tun."

Schulte-Bockum sieht das ähnlich: Mit mehr Investitionen soll das Image gerade bei anspruchsvollen Kunden wieder steigen. Der zehn Milliarden Euro teure Zukauf des Kabelkonzerns Kabel-Deutschland soll das Angebot viel schnellerer Internetanschlüsse ermöglichen. Außerdem will der frühere Unternehmensberater, heißt es in seinem Umfeld, "jetzt die Leute viel mehr an Bord holen".

(RP)
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