Schuldenkompass der Schufa vorgestellt NRW: Jeder Zehnte kämpft mit Schulden

Berlin (RPO). In Deutschland sind vor allem die Berliner klamm bei Kasse. Das geht aus dem aktuellen Schuldenkompass der Schufa hervor, der jetzt veröffentlicht wurde. Aber auch die Menschen in Nordrhein-Westfalen kennen sich aus mit finanziellen Nöten. Sie rangieren in der Studie - wenn auch mit etwas Abstand - auf Platz drei. Und: Die Gefahr, sich zu verschulden, wächst.

 Die kritische Anzeichen privater Verschuldung nach Privatverschuldungsindex (PVI), 2009, Bundesländer. Der Privatverschuldungsindex (PVI) beschreibt die Ausprägung kritischer Anzeichen einer Verschuldung.

Die kritische Anzeichen privater Verschuldung nach Privatverschuldungsindex (PVI), 2009, Bundesländer. Der Privatverschuldungsindex (PVI) beschreibt die Ausprägung kritischer Anzeichen einer Verschuldung.

Foto: Schufa Holding AG

Im Bundeslandvergleich für 2009 hat die Schufa alle Personen über 18 Jahre aufgelistet, die mit mindestens einem Negativmerkmal bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) vermerkt sind. Dabei unterscheidet die Schufa zwischen harten und weichen Negativmerkmalen. Zu ersteren zählen etwa Eidesstattliche Versicherungen oder Privatinsolvenzen. Positiv heißt, wenn Unternehmen Zahlungsausfälle durch offene Forderungen verbuchen.

Demnach sind 12,1 Prozent der Hauptstädter von Zahlungsschwierigkeiten betroffen, gefolgt von den Bremern mit 11,6 Prozent. In Nordrhein-Westfalen sind 9,8 Prozent davon betroffen. Gut da stehen dagegen die südlichen Bundesländer. Während in Bayern 6,4 Prozent der Menschen mit mindestens einem Negativmerkmal bei der Schufa registriert sind, sind es in Baden-Württemberg 6,7 Prozent.

Verschuldungsgefahr steigt

Die Schufa listet auch auf, inwiefern kritische Anzeichen privater Verschuldung zu- oder abgenommen haben, also wie hoch die Verschuldungsgefahr ist. Das nennt sich dann Privatverschuldungsindex (PVI). Auch hier rangiert Berlin bei den Negativ-Ländern ganz vorn. Baden-Württemberg dagegen überrundet in dieser Kategorie Bayern und steht am Besten da.

Nordrhein-Westfalen rangiert auf Platz zwölf der Bundesländer, die Verschuldungsgefahr wird als stark eingestuft. Im Vergleich zu 2008 hat sich hier der Wert um 0,85 Prozent verschlechtert. Für 2010 wird - wie bei allen anderen Ländern -ein höherer Zuwachs erwartet, nämlich 2,28 Prozent.

Die Schufa hat die Verschuldungsgefahr nicht nur im Hinblick auf Bewohner der Bundesländer, sonder auch Bürger aus Städten und Kreisen gemessen. 413 davon wurden insgesamt aufgelistet. Die großen Städte in Nordrhein-Westfalen liegen dabei im mittleren bis unteren Segment. So wird die Verschuldungsgefahr von Düsseldorf (Rang 272) und Köln (Rang 285) als stark eingeschätzt, bei Dortmund (Rang 377) und Essen (Rang 343) sogar als sehr stark.

Im Jahr 2009 ist die Verschuldunsggefahr der Schufa zufolge leicht gesunken. "Für 2010 sehen wir allerdings eine leicht höhere Gefahr der Überschuldung bei Privatpersonen", so Rainer Neumann. Und auch bei der Nachfrage nach Krediten erwartet die Schufa einen Rückgang. Dies sei aber keine Folge der Krise, sondern liege daran, dass viele Käufe 2009 vorgezogen worden wären.

Höhere Nachfrage nach Krediten

Im Allgemeinen haben die deutschen Konsumenten im vergangenen Jahr trotz der Wirtschaftskrise mehr Kredite nachgefragt. Das war anders als in den Jahren zuvor. Denn da ging die Nachfrage nach Krediten in schlechten Zeiten zurück. Laut Schufa stiegen die Nachfrage nach Ratenkrediten 2009 aber um 17 Prozent, für Konsumkreditverträge um zehn Prozent.

Schufa-Vorstandsvorsitzender Rainer Neumann erklärte: "Anders als bei Unternehmen kann man die ausgeweitete Kreditnachfrage von den Konsumenten nicht als Zeichen finanzieller Engpässe werten." Vielmehr sei die Krise bei den meisten Bürgern noch nicht angekommen. Außerdem hätten sich Abwrackprämie, niedrige Zinsen, Rabattaktionen im Handel und der relativ stabile Arbeitsmarkt stimulierend auf den Konsum ausgewirkt.

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