Hildegard Müller "Merkels Mädchen" geht zu RWE

Essen · Der Konzern holt die frühere Staatsministerin in den Vorstand. Für die Düsseldorferin Hildegard Müller ein Heimspiel.

 Die frühere Staatsministerin Hildegard Müller.

Die frühere Staatsministerin Hildegard Müller.

Foto: dpa, mkx axs

Hildegard Müller war schon immer eine der ersten: Sie gehörte zu den ersten BWL-Studenten der Uni Düsseldorf. Sie war die erste Frau an der Spitze der Jungen Union. Und nun wird sie die erste Frau im RWE-Vorstand. Zum 1. Mai wechselt die 48-Jährige vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zum zweitgrößten deutschen Energiekonzern.

Für RWE ein Gewinn. "Frau Müller hat sich als geschickte Moderatorin unterschiedlicher Interessen erwiesen. Sie wird unseren Konzern voranbringen", erklärt RWE-Chef Peter Terium. Zwar lässt er noch offen, wofür Müller zuständig wird. Zunächst war sie als Ökostrom-Vorstand gesetzt. Seit der Ende 2015 angekündigten Aufspaltung ist sie auch als Chefin der neuen Gesellschaft im Gespräch, in die RWE sein Ökostrom-Geschäft abspalten will.

Klar ist, dass Müller den Draht zur Politik wiederherstellen soll, der unter Terium gerissen ist, wie politische Beobachter berichten. RWE hat den Staat als Helfer beim Ausstieg aus Braunkohle und Atomkraft fest eingeplant.

Das Zeug für den heiklen Job hat Müller: Sie ist wirtschaftlich und politisch erfahren, sie hat den schwierigen Branchenverband BDEW geöffnet. Zu den 1800 Mitgliedsunternehmen zählen heute auch viele Ökostrom-Firmen. Müller ist in der CDU bestens vernetzt und gilt als Vertraute von Angela Merkel. Drei Jahre war sie Staatsministerin bei der Kanzlerin. Nun macht "Merkels Mädchen", wie manche sagen, ohne es abfällig zu meinen, Karriere in der Wirtschaft. "Ich bin Nordrhein-Westfälin und freue mich, ab Mai für einen so wichtigen Konzern des Landes arbeiten zu können", sagte Müller unserer Redaktion. Dafür muss sie nicht mal umziehen: Zwar arbeitet sie seit Jahren in Berlin, doch ihre Wohnung im Düsseldorfer Norden hat sie stets behalten. In Düsseldorf hatte sie ihr Abitur und ihre Lehre bei der Dresdner Bank gemacht. Düsseldorf hatte sie viele Jahre auch als Abgeordnete im Bundestag vertreten. Ihr Partner, der bei einer Sozietät in Heidelberg als Anwalt tätig ist, pendelt künftig nicht mehr nach Berlin, sondern an den Rhein.

Müller weiß: "Die Aufgabe ist spannend und herausfordernd: RWE muss sich in Zeiten von Energiewende und Digitalisierung behaupten." Immer mehr Kraftwerke rutschen in die roten Zahlen, das Digitalgeschäft ist erst klein.

Zugleich tobt an der RWE-Spitze ein Machtkampf: Eigentlich wollen die Kommunen, die 25 Prozent an RWE halten, Arndt Neuhaus (derzeit Chef der Deutschland AG) in den Konzernvorstand hieven. Doch Terium sträubt sich, wie es im Konzern heißt. Neuhaus gilt als Mann mit eigenem Kopf, der dem Niederländer auch widerspricht. Das mag Terium gar nicht. Noch offen ist, ob und wann Matthias Hartung (Chef der Kraftwerkssparte) und Teriums Vertrauter Carl-Ernst Giesting in den Vorstand einziehen.

Hildegard Müller dürfte sich da raushalten. Obwohl sie die erste Frau an der RWE-Spitze ist, sieht sie sich nicht als Quotenfrau: "Von solchen Etiketten darf man sich nicht beeinflussen lassen. Gute Frauen haben ebenso eine Chance verdient wie gute Männer", sagt sie. RWE habe zudem in verschiedenen Positionen bereits beeindruckende Frauen. Ihr Rat allgemein an Frauen? "Wer Karriere machen will, sollte sich gut vernetzen, gut arbeiten und dabei fröhlich bleiben." Eine rheinische Antwort.

(anh)
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