Nach Flugzeugabsturz Anlegerschützer verlangen Neustart im Lufthansa-Tarifkonflikt

Frankfurt/Hamburg · Schafft die Lufthansa nach dem schrecklichen Germanwings-Unglück einen inneren Neustart? Aktionärsschützer sehen eine gute Chance, den Dauer-Tarifkonflikt bei den Piloten beizulegen.

 Flughafen Leipzig/Halle: 35 Mitarbeiter der Lufthansa-Tochter Airport Service traten in den mehrstündigen Warnstreik.

Flughafen Leipzig/Halle: 35 Mitarbeiter der Lufthansa-Tochter Airport Service traten in den mehrstündigen Warnstreik.

Foto: dpa, woi lre

Mit einem Appell an die zerstrittenen Tarifparteien geht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapiersitz (DSW) in die Hauptversammlung der Deutschen Lufthansa AG an diesem Mittwoch (29. April) in Hamburg. Das Germanwings-Unglück mit 150 Toten habe den Konzern in einer ohnehin schwierigen Zeit getroffen, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Möglicherweise biete der Absturz in den französischen Alpen jetzt aber auch den Anlass für alle Beteiligten, noch einmal einen Schritt zurückzutreten und den mit bislang zwölf Streikrunden über alle Maßen belastenden Tarifkonflikt der Piloten beizulegen.

Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bestätigte erneut, dass es in der Tarif-Frage derzeit informelle Kontakte zum Unternehmen gebe: "Wir versuchen, einen gemeinsamen Blick auf das Ganze zu entwickeln." Bei der Hauptversammlung werde die VC auf ein öffentliches Statement verzichten, um kein Öl ins Feuer zu gießen.

Von Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwarten die Aktionärsschützer Antworten auf die Frage, was die geplante neue Billigplattform Eurowings denn nun besser könne als die erst vor zwei Jahren mit großem Aufwand neu gestartete Germanwings. Die Umstrukturierungen kosteten viel Zeit und Mühe und führten bei den Kunden zu Verwirrung, meinte Tüngler. Grundsätzlich unterstütze die DSW aber den Vorstand.

Kritik übte der DSW-Vertreter an neuen Kennzahlen, die Lufthansa in den vergangenen Monaten eingeführt hat. Bei der neuen, ab 2015 geltenden Berechnungsmethode für die Dividende habe man das Gefühl, dass am Ende für die Anteilseigner weniger herauskomme. Daher wolle die DSW Beispielrechnungen für die zurückliegenden Jahre verlangen.

Dass die Prognose des Luftverkehrskonzerns nun ein um Einmaleffekte bereinigtes Betriebsergebnis für 2015 von deutlich über 1,5 Milliarden Euro - nach 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2014 - nennt, findet ebenfalls nicht den Beifall der Anlegerschützer. "Wir mögen keine bereinigten Kennzahlen. Schminke tut keiner Zahl gut", sagte Tüngler.

Am ehrlichsten sei der auf die einzelne Aktie berechnete Reingewinn, von dem dann möglichst die Hälfte ausgeschüttet werden sollte. Für das Geschäftsjahr 2014 sollen die Anteilseigner der Lufthansa wegen der angespannten Geschäftslage aber gar keine Dividende erhalten.

(dpa)
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