Nun auch Produktion betroffen Lanxess baut weitere Stellen in NRW ab

Köln · Der Chemiekonzern Lanxess setzt seinen rigiden Sparkurs fort. Erstmals treffen die Kürzungen auch die Produktion. Am Donnerstag wurde bekannt: Das Werk in Marl soll zum Ende des Jahres schließen.

 Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert erläutert am Donnerstag in Köln die Unternehmenszahlen.

Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert erläutert am Donnerstag in Köln die Unternehmenszahlen.

Foto: dpa, obe cul

Beim Chemiekonzern Lanxess setzt der neue Chef Matthias Zachert nun erstmals auch in der Produktion in Deutschland den Rotstift an.
Am Standort Marl in Nordrhein-Westfalen soll die Kautschuk-Herstellung mit 120 Mitarbeitern bis Jahresende beendet werden, teilte Lanxess am Donnerstag in Köln mit.

Bislang hatte Zachert vor allem in der Verwaltung Stellen abgebaut. Für die kriselnde Kautschuk-Sparte sucht Zachert Partner. Insgesamt erwartet Lanxess 2015 ein "anhaltend herausforderndes Wettbewerbsumfeld" - vor allem im Kautschuk-Bereich.

Delle im Aktienkurs

Der operative Gewinn (Ebitda) vor Sondereinflüssen werde stagnieren, er soll "in etwa" auf dem Niveau der 808 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr liegen. Für das erste Quartal stellte der Dax-Konzern einen bereinigten operativen Gewinn von 210 bis 230 Millionen Euro in Aussicht. Lanxess-Aktien gaben am Morgen leicht nach.

Lanxess machen schon seit längerem neue Wettbewerber, sinkende Preise und weltweite Überkapazitäten im Geschäft mit künstlichem Kautschuk zu schaffen. Um Gewinne zu sichern, hatte der seit knapp einem Jahr amtierende Konzernchef Zachert bereits eine Neuausrichtung angekündigt und ein umfangreiches Sparprogramm auf den Weg gebracht. Im vergangenen Jahr konnte Lanxess immerhin die Verlustzone verlassen. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 47 Millionen Euro nach einem Minus von 159 Millionen Euro im Jahr zuvor. Der Umsatz schrumpfte auf acht von 8,3 Milliarden Euro.

Auf Partnersuche

Bis Ende 2016 will Lanxess weltweit 1000 Stellen vor allem in der Verwaltung streichen, rund 500 davon in Deutschland. Dies sei "weitgehend abgeschlossen". Lanxess hatte zum Jahresende 2014 noch rund 16.500 Beschäftigte, vor Jahresfrist waren es noch über 17.300 Menschen.
Alle Standorte werden zudem überprüft. Nun kommt bis Jahresende das Aus für Marl - der Standort sei der am wenigsten wettbewerbsfähige unter den Kautschuk-Werken. Zudem prüft das Kölner Unternehmen inzwischen für sein schwächelndes Kautschuk-Geschäft den Schulterschluss mit anderen Anbietern.

Der Konzern befinde sich in Gesprächen mit möglichen Partnern zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, hatte Lanxess erst im Februar mitgeteilt. Insidern zufolge spricht Lanxess mit der russischen Nizhnekamskneftekhim (NKNK) und der saudi-arabischen Saudi Aramco. Lanxess werde "gegebenenfalls" in der zweiten Jahreshälfte über die Ergebnisse der Gespräche berichten, erklärte der Konzern am Donnerstag.

(REU)
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