Insolventer Küchenhersteller Alno plant Sanierung in Eigenregie

Pfullendorf · Verluste und Schulden zwingen die Alno AG endgültig in die Knie - trotz eines vom neuen Großaktionär verordneten Sparprogramms. Die Sanierung will das Unternehmen trotzdem selbst in die Hand nehmen.

 Küchenhersteller Alno hat seinen Sitz in Pfullendorf.

Küchenhersteller Alno hat seinen Sitz in Pfullendorf.

Foto: dpa, lix vge frk bwe

Nach jahrelangem Kampf gegen die finanzielle Misere geht der Küchenhersteller Alno in die Insolvenz. Das börsennotierte Unternehmen aus Pfullendorf wollte am Mittwoch einen entsprechenden Antrag einreichen, um sich in Eigenregie sanieren zu können. Der Vorstand habe sich zu diesem Schritt entschlossen, weil in Verhandlungen mit potenziellen Investoren und Gläubigern "zuletzt keine Einigung erzielt werden konnte", hieß es in einer Mitteilung.

Großaktionär Tahoe, der erst seit Jahresbeginn das Sagen bei der Alno AG hat, stützt den Kurs und sieht den Sanierungsplan als Chance. Die IG Metall hingegen warf dem Management schwere Fehler vor.

Seit dem Börsengang 1995 hat Alno bis auf wenige Ausnahmen jedes Jahr Verluste gemacht. 28,5 Millionen Euro vor Steuern waren es im ersten Halbjahr 2016. Eine Bilanz für das Gesamtjahr hat das Unternehmen bisher nicht vorgelegt, dreimal wurde der Termin zur Veröffentlichung verschoben. Der Umsatz in den ersten fünf Monaten 2017 fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent.

Die Alno-Aktien brachen bis zum Abend um mehr als 50 Prozent auf rund 0,14 Euro ein und kosteten damit so wenig wie noch nie. 2018 wird eine Mittelstandsleihe in Höhe von 45 Millionen Euro fällig, die Alno ausgegeben hat - unter anderem auch an viele Kleinanleger. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) rechnet damit, dass sie durch die Insolvenz auch Geld verlieren werden. Es sei zu erwarten, dass von den Anleihegläubigern ein Beitrag zur finanziellen Sanierung der Gesellschaft abverlangt werde, hieß es.

Hinter Großaktionär Tahoe steht die bosnische Unternehmerfamilie Hastor, die mit der gescheiterten Machtübernahme beim bayerischen Autozulieferer Grammer für Schlagzeilen gesorgt und per Lieferstopp ihrer Firmengruppe Prevent im vergangenen August die Bänder von VW in Wolfsburg und Emden stillgelegt hat.

Mit Christian Brenner hatte Tahoe nach der Machtübernahme bei Alno zunächst einen Vertreter als Finanzchef installiert. Später löste Brenner dann überraschend Vorstandschef Max Müller ab. Seit Jahresbeginn fuhr das Unternehmen einen Sparkurs und hatte angekündigt, Stellen zu streichen. Im Inland sollten früheren Angaben zufolge 140 Arbeitsplätze abgebaut werden. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen schon mehrfach Stellen gestrichen. Aktuell zählt Alno 1900 Beschäftigte, in Deutschland gibt es Werke in Pfullendorf, Enger (NRW) und Coswig (Sachsen-Anhalt).

Zwar seien die Restrukturierungsmaßnahmen der vergangenen Monate weitgehend umgesetzt und das operative Ergebnis signifikant verbessert worden, betonte Tahoe. Das habe aber nicht gereicht, den Sanierungsstau und die finanzielle Belastung aus Altlasten der vergangenen zehn Jahre zu kompensieren. "Ziel der geplanten Sanierung in Eigenverwaltung muss vor allem sein, die Alno AG finanziell, bilanziell und operativ nachhaltig zu stabilisieren."

Aus Gewerkschaftssicht kommt die Entwicklung nicht überraschend. Die finanzielle Situation bei Alno sei seit Jahren schon angespannt gewesen, sagte der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Albstadt, Michael Föst. Die Standorte müssten erhalten bleiben, außerdem dürfe es keinen weiteren Stellenabbau geben, forderte er. Das Management habe über Jahre hinweg Stellen gestrichen. Dies habe aber keine großen Änderungen gebracht.

Die Tochtergesellschaften Gustav Wellmann GmbH & Co. KG und Alno Logistik & Service GmbH sollen in den Insolvenzantrag einbezogen werden. Alle übrigen in- und ausländischen Tochtergesellschaften einschließlich der Pino Küchen GmbH seien nicht betroffen, hieß es. Der Geschäftsbetrieb laufe unverändert weiter.

(dpa/veke)
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