Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Europas neue Rüstungs-Allianz

Düsseldorf · Krauss-Maffei Wegmann und Nexter setzen allen Widerständen zum Trotz ihre Fusion durch. Die Zustimmung der Kartellbehörden und der deutschen und der französischen Regierung steht aber noch aus.

Vorführung eines "Leopard 2 A 7". Der Panzer selbst stammt von Krauss-Maffei Wegmann, die Kanone liefert Rheinmetall.

Vorführung eines "Leopard 2 A 7". Der Panzer selbst stammt von Krauss-Maffei Wegmann, die Kanone liefert Rheinmetall.

Foto: dpa

Im Frühjahr ließ Frank Haun, Chef des Münchener Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann (KMW), in einem Interview seiner Fantasie freien Lauf. Dem "Handelsblatt" sagte der Manager, es sei sein Traum, gemeinsam mit dem Chef des französischen Konkurrenten Nexter, Philippe Burtin, bei der Parade zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli über die Champs-Élysées zu fahren - er selbst auf einem "Leopard 2", Burtin auf einem "Leclerc"-Panzer. Unabhängig davon, dass die Kampfpanzer-Fahrt eines Deutschen durch Paris bei so manchem Franzosen nicht eben für Begeisterungsstürme gesorgt hätte, blieb Hauns Wunsch unerfüllt. Die geplante Fusion zwischen Nexter und KMW gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Doch 2016 könnte Hauns Wunsch wahr werden. Am Mittwoch unterzeichneten beide Seiten - die Familie Bode für KMW und französische Regierungsvertreter für den noch nicht privatisierten Konzern Nexter - ihr Fusionsabkommen. Die Zustimmung der Kartellbehörden und beider Regierungen vorausgesetzt, kann Europas größte Rüstungs-Fusion seit Airbus über die Bühne gehen. All dies unter dem Dach einer niederländischen Holding, Arbeitstitel "Newco". Später soll ein eingängigerer Name gefunden werden.

Düsseldorfer Konkurrent Rheinmetall reagiert gelassen

Beim Düsseldorfer Konkurrenten Rheinmetall zeigte sich Vorstandschef Armin Papperger zuletzt demonstrativ gelassen: "Nach einer Fusion von Nexter und KMW kommt nur ein kleines Unternehmen heraus. Die machen zusammen nicht einmal zwei Milliarden Euro Umsatz. Rheinmetall peilt gerade allein im Rüstungsgeschäft drei Milliarden an", sagte Papperger unserer Redaktion. Die Düsseldorfer selbst hatten Interesse an einer Fusion mit KMW, um anschließend aus einer Situation der Stärke heraus den Zusammenschluss auf europäischer Ebene voranzutreiben.

Denn angesichts der übermächtigen US-Konkurrenz führt an einem europäischen Rüstungssektor kein Weg vorbei. Die Bundesregierung und weitere EU-Staaten unterzeichneten bereits 2007 ein entsprechendes Abkommen. Doch seitdem handelt Berlin ganz so, als gäbe es den erklärten politischen Wunsch nach einem Mehr an Kooperation überhaupt nicht. So scheiterte beispielsweise der Zusammenschluss von Airbus und dem britischen Konzern BAE Systems ausgerechnet am Veto Berlins. Dahinter steht die große Angst, Deutschland könne neben Arbeitsplätzen vor allem auch technologisches Know-how verlieren.

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Foto: Helmut Michelis

Die Stiftung Wissenschaft und Politik kam kürzlich in einer Analyse zu dem frappierenden Schluss: "Die EU-Staaten stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer europäischen Rüstungspolitik, die vor allem durch die Abwehr von ,mehr Europa' gekennzeichnet ist." Zwei Trends setzten sich demnach fort: anhaltender Nationalismus in der Rüstungspolitik und eine zunehmende Globalisierung der Rüstungsindustrie.

Fusion für die Bundeswehr von Vorteil

Dabei wären Fusionen und damit einhergehende geringere Produktionskosten für die Bundeswehr von Vorteil, die unter enormen Sparzwängen ächzt. Entsprechend gilt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) als Befürworterin einer Nexter-KMW-Fusion. Doch im Kabinett hat sie einen Gegenspieler: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) versuchte zuletzt, sich mit einer restriktiveren Rüstungspolitik bei den Wählern lieb Kind zu machen. Eine Position, die den Rüstungskonzernen das Auslandsgeschäft erschwert und einen unliebsamen Nebeneffekt hat: Weil ausländische Kunden wegfallen, muss sich die Industrie die für die Rüstungsprojekte typischen hohen Entwicklungskosten stärker beim deutschen Kunden, dem Staat, zurückholen.

Der Zusammenschluss wird KMW und Nexter in puncto Exportauflagen übrigens zunächst keine Vorteile bringen. Im Gegenteil: Für sie gelten zunächst sowohl die französischen als auch die deutschen Vorschriften. Das "Handelsblatt" zitierte zwar französische Regierungskreise mit den Worten. es werde über eine Harmonisierung der Auflagen nachgedacht. Ob die aber angesichts der bisher schleppenden Entwicklung schnell kommt, ist fraglich.

(maxi)
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