Strom-Streit Kohlestreit: Steag verlässt Verband

Essen · Beim fünftgrößten deutschen Stromkonzern Steag rumort es. Er hat Ärger mit Eigentümern und dem Branchenverband BDEW. Im Streit um die Kohlepolitik verlässt die Steag nun den Verband, in dem von Eon bis zum kleinen Stadtwerke viele Versorger Mitglied sind.

Der Steag passe es nicht, dass der Verband sich zunehmend distanziert zur Kohle-Verstromung äußert und viel für Ökostrom-Erzeuger tue, heißt es in Branchenkreisen. Der überwiegende Teil des Steag-Stroms kommt aus alten Steinkohle-Kraftwerken.

Der Steag-Sprecher bestätigte: "Wir treten zum Jahresende aus dem BDEW aus. Wir überprüfen kontinuierlich unsere Mitgliedschaften. Der Gründe für den Austritt aus dem BDEW liegen in der Ausrichtung und den Schwerpunkten des Verbandes." Beim Verband gibt man sich gelassen. Auf die wenig innovative Steag verzichte man gerne, wenn man im Gegenzug zukunftsfähige Unternehmen bekomme, heißt es in Berlin. Offiziell erklärte der Verband: "Wir bedauern die Entscheidung. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Energieunternehmen konnte der BDEW in den vergangenen Jahren neue Mitglieder gewinnen. Über 50 Neu-Mitglieder kommen aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Informationstechnologien."

Zugleich wächst der Unmut bei den Steag-Eigentümern, das sind sieben Stadtwerke aus NRW, darunter Dortmund, Duisburg, Essen und Dinslaken. Laut Unternehmenskreisen soll die Steag in den nächsten Jahren viel Liquidität verlieren - in dreistelliger Millionenhöhe. Grund ist der Verfall der Börsenstrompreise, viele Kraftwerke verdienen kein Geld mehr. Andere Versorger bauen bereits massiv Stellen ab. Zugleich kommt das Steag-Management um Joachim Rumstadt strategisch nicht voran: Bei der Übername der ostdeutschen Braunkohle blitzte die Steag ebenso ab wie bei der des Müllkonzerns Energy From Waste. Nun wächst bei den Eigentümern die Sorge, dass die Ausschüttungen der Steag in den nächsten Jahren nicht mehr für Zinsen und Tilgung reichen.

Die sieben Stadtwerke, die ihre Anteile in der Beteiligungsgesellschaft KSB gebündelt haben, haben die Steag einst auf Pump von Evonik gekauft. Bricht die Ausschüttung weg, droht die Beteiligungsgesellschaft den Schuldendienst nicht mehr leisten zu können. Der Steag-Sprecher wies das zurück: "Zum 31. Dezember 2015 betrugen die flüssigen Mittel im Konzern 573 Millionen Euro. Unsere Mittelfristplanung zeigt auch für die kommenden Jahre eine ausreichende und sichere Liquiditätsbasis."

(anh)
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