U-Bahn-Pfusch Kölner Skandal trifft Bilfinger

(RP). Deutschlands zweitgrößter Baukonzern kommt wegen der Betrügereien beim Kölner U-Bahn-Bau unter Druck. Seltsam: Drei Mitarbeiter sind suspendiert, weil sie vielleicht in Straftaten verwickelt sind; Anzeigen gibt es nicht.

Das Netz spottet über den Kölner U-Bahn-Pfusch
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Herbert Bodner, Vorstandschef des nach Hochtief zweitwichtigsten Baukonzerns Deutschlands, Bilfinger Berger, gilt als Mann für jede Krise. Denn bei großen Bauprojekten geht immer etwas schief — und Bodner muss die Folgen managen. Bilfinger übernahm den Bau einer Autobahn in Norwegen — am Ende war alles viel teurer als geplant, weil die Landschaft zu uneben war. In Australien erwies sich ein Tunnel als Desaster, weil die Autofahrer keine Maut zahlen wollten.Und mit Korruption hat der Konzern sowieso immer wieder zu tun: Erst zur Jahreswende kam heraus, dass ein Manager knapp 100 000 Euro Schmiergeld kassiert hatte — Bodner dränge ihn raus.

Umso mehr fällt auf, wie schlecht Bodner nun die immer neuen Skandale wegen des Kölner U-Bahn-Baus managt. Schon vor Wochen suspendierte Bilfinger einen Polier und zwei Bauleiter wegen vermuteter Beteiligung an Stahlträger-Diebstählen in Köln oder anderen Taten — doch eine Anzeige bei der Kölner Staatsanwaltschaft unterblieb.. "Wir haben keinerlei Strafanzeigen bekommen", hieß es da gestern.

Sehr aktiv kümmert sich Bodner dagegen darum, mögliche Vorwürfe abzuwehren: Das von Bilfinger geleitete Baukonsortium für die Kölner U-Bahn heuerte den Frankfurter Staranwalt Hanns Feigen als Vertreter seiner Interessen an. Der ist wiederum in Köln gut bekannt, da er den zeitweise prominentesten Straftäter der Stadt, Ex-Postchef Klaus Zumwinkel, in seiner Steueraffäre vertrat.

Angriff ist die beste Verteidigung, das scheint die Devise beim Mannheimer Baukonzern zu sein. Man sei wegen der Kölner Skandale "versicherungstechnisch sicher", stellte Bodner (Einkommen 2008: 1,6 Millionen Euro) vergangene Woche auf einer Pressekonferenz fest. Doch die Börse glaubt den Beteuerungen nicht ganz: Um vier Prozent sank der Kurs diese Woche zeitweise ab.

Dutzende Mitarbeiter von Bilfinger helfen nun, die Sicherheit der Kölner U-Bahn-Baustellen zu kontrollieren — doch viel Lob kann der Konzern dafür nicht erwarten: Immerhin bekommt er mit seinen Partnern auch rund eine Milliarde Euro für das Projekt. Es droht, dass die Kölner Verkehrsbetriebe den Vertrag kündigen — bis gestern gab es dazu aber keinen Entschluss.

Angesichts der Pfuschvorwürfe soll das Kölner Desaster nun auch auf die landespolitische Agenda: Die NRW-Grünen wollen es am 4. März im Düsseldorfer Landtag auf die Tagesordnung setzen. Sie verlangen von Bauminister Lutz Lienenkämper (CDU) Aufklärung zu den Missständen bei dem Kölner Großprojekt. Lienenkämper hatte von "offensichtlich hochkriminellen Vorgängen" gesprochen.

Bodner bleibt nur, zu retten, was zu retten ist. Der Bau der neuen Düsseldorfer U-Bahn soll durchgezogen werden.Nichts ist dem österreichischen Bauingenieur wichtiger, als zu betonen, dass die vermuteten Übeltäter von Köln nichts mit den Arbeiten an der Wehrhahn-Linie zu tun haben.

Doch so ganz traut Bilfinger der Zukunft von Groß-Projekten nicht: Nachdem 2009 in Katar 100 Millionen Euro beim Bau einer am Ende nicht bezahlten Straße in den (Wüsten-)Sand gesetzt wurden, kündigte er den Börsengang eines Teils der Bausparte an. Dann konzentriert sich Bilfinger stärker auf das Geschäft mit Dienstleistungen. Für sich hat der Chef auch vorgesorgt: Elf Jahre leitet der 61-Jährige den Konzern, seit einem Jahr ist er auch noch Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

(RP)
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