Jobs in Gefahr Kiekert-Plan: Produktion komplett nach Tschechien

Heiligenhaus (RP). Ein internes Vorstandspapier hat beim Automobilzulieferer Kiekert in Heiligenhaus für erhebliche Unruhe unter den 1500 Mitarbeitern gesorgt. Die Manager planen, die Produktion des Standortes komplett und kurzfristig nach Tschechien zu verlagern. Der erst im vergangenen Jahr geschlossene Vertrag zur Standortsicherung soll gekündigt werden.

IG Metall und Arbeitgeberverband hatten das Vertragswerk ausgehandelt: Darin erklärten sich die Mitarbeiter bereit, unter anderem auf Urlaubsgeld und die jüngste Tariferhöhung zu verzichten. Der Kiekert-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Theis räumte gestern ein, dass der geplante Umsatz des Unternehmens marktbedingt "drastisch eingebrochen sei".

Nun seien "Sachkostenreduzierungen, Einsparungen auf der Einkaufsseite und leider auch Maßnahmen auf der Personalkostenseite unumgänglich", so Theis in einem Schreiben an den Betriebsrat. Robert Sadowski, Tarifsekretär der IG Metall Düsseldorf, betonte: "Verträge müssen eingehalten werden." Der Standortsicherungsvertrag schließe betriebsbedingte Kündigungen bis 2009 aus, hieß es. In der Produktion sind 850 Mitarbeiter beschäftigt.

Vor fünf Jahren hatte der Finanzinvestor Permira den traditionsreichen Automobilzulieferer Kiekert (gegründet 1857) für 530 Millionen Euro gekauft. Kiekert geriet wegen Schuldenlasten und schwacher Konjunktur in der Automobilbranche in die Krise. Im vergangenen Jahr übernahm ein Bankenkonsortium (Deutsche Bank, Morgan Stanley, Silver Point, Blue Asset Management) die Firma, die der größte Arbeitgeber in Heiligenhaus ist.

Über die Verlagerung der Produktion hat der Vorstand mit IG Metall und Betriebsrat verhandelt - doch die Gespräche verliefen ergebnislos. Wenn der Standortsicherungsvertrag gekündigt werden sollte, bekämen die Mitarbeiter die Gelder, auf die sie verzichtet haben, ausbezahlt: rund 24 Millionen Euro bis zum Jahr 2009. Kommentar

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