Streit um Wikileaks Isländische Computerfirma will Visa verklagen

Reykjavik (RPO). Wegen der Einstellung von Kreditkartenzahlungen an das Enthüllungsportal Wikileaks will die isländische Computerfirma DataCell das Kreditkarteninstitut Visa verklagen.

Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange
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"DataCell, das diese Zahlungen ermöglicht, hat entschieden, rechtliche Schritte zu ergreifen, damit wieder gespendet werden kann", teilte Firmenchef Andreas Fink am Mittwoch in Reykjavik mit. Er warf Visa vor, Wikileaks und DataCell mit der Blockade der Zahlungen stark zu schaden.

Die Blockade verursache große finanzielle Verlusten bei Wikileaks, was offenbar das einzige Ziel der Zahlungseinstellung sei, erklärte Fink. "Wir können nicht glauben, dass Wikileaks der Marke Visa auch nur einen Kratzer zufügen kann", fügte er hinzu. Die Nutzer des Kreditkarteninstituts wünschten ausdrücklich, Geld an Wikileaks zu spenden, doch Visa komme diesem Wunsch nicht nach. Fink forderte das Kreditkarteninstitut auf, sich aus der Politik herauszuhalten. "Visa sollte sich nicht in die Politik einmischen, sondern einfach das tun, was es zu tun hat: Geldtransfer."

Eine Visa-Sprecherin in Frankreich sagte, das Kreditkarteninstitut habe die Autorisierung von Zahlungen an das Enthüllungsportal "vorübergehend" eingestellt, solange untersucht werde, ob Wikileaks die Geschäftsbedingungen von Visa verletze.

Visa und der Konkurrent Mastercard hatten am Dienstag angekündigt, ihre Autorisierung für Zahlungen an Wikileaks einzustellen. In seiner Mitteilung machte DataCell allerdings keine Angaben zu Mastercard, dessen Internetseite am Mittwoch Ziel von Hacker-Angriffen von Wikileaks-Unterstützern wurde. Bei DataCell handelt es sich nach eigenen Angaben um ein privates isländisches Computerunternehmen unter isländischer und schweizerischer Aufsicht. Der Zahlungskanal zum Wikileaks-Portal bestehe seit zwei Monaten, hieß es.

Hacker schlagen zurück

Wikileaks-Unterstützer haben indessen zum Gegenschlag ausgeholt und Internetseiten von Institutionen angegriffen, die sie für Feinde der Enthüllungsplattform oder deren Gründer Julien Assange halten. Die Angriffe richteten sich unter anderem gegen den Anwalt der beiden Frauen, die Assange in Schweden der Vergewaltigung beschuldigen, die schwedischen Strafverfolgungsbehörden, das Kreditkartenunternehmen Mastercard sowie die Schweizer Postfinance.

Unter dem Namen "Operation Payback" (Unternehmen Vergeltung) haben sich über den Kurznachrichtendienst Twitter Hacker zu der Attacke auf Mastercard bekannt, nachdem das Unternehmen am Dienstag verkündet hatte, keine Zahlungen mehr an Wikileaks weiterzuleiten. Zuvor hatten bereits etliche Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zu Wikileaks eingestellt - darunter Amazon, PayPal, Postfinance und EveryDNS.

Wikileaks nicht still zu kriegen

Wie zum Trotz veröffentlichte die Enthüllungsplattform nach der Festnahme ihres Gründers und ungeachtet des Drucks auf die technische Infrastruktur einen weiteren Schwung bislang geheimer Depeschen im Internet. "Wir lassen uns nicht knebeln, weder durch juristische Mittel, noch durch die Unternehmen, die Zensur durchführen. Wikileaks ist noch immer online", erklärte Sprecher Kristinn Hrafnsson am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter.

(AFP/apd)
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