Düsseldorf Trinkaus streicht Mitarbeiter-Konten

Düsseldorf · 2500 aktuelle und frühere Beschäftigte sollen ihre Kontoverbindung bis Jahresende auflösen. Die Bank will den Betroffenen eine Prämie zahlen und bietet ihnen einen kostenlosen Umzugsservice zur Stadtsparkasse Düsseldorf.

 Die Entwicklung bei Trinkaus.

Die Entwicklung bei Trinkaus.

Foto: Radowski

Seit Jahren beklagen Deutschlands Geldhäuser die Regulatorik im europäischen Bankgewerbe, die viel Geld kostet. Mitunter kommt der Zwang aber auch aus dem eigenen Haus: Das Düsseldorfer Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt, das mehrheitlich der britischen Großbank HSBC gehört, bittet aktuelle und frühere Mitarbeiter, ihre Konten bei der Bank aufzulösen. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Im Laufe des Jahres dürfte aus der freundlichen Bitte eine klare Aufforderung an alle werden, die bis dahin noch nicht reagiert haben. "Zum Jahresende sollen alle Mitarbeiter-Konten gekündigt sein", sagte die Trinkaus-Sprecherin.

Hintergrund: Der Großaktionär HSBC verpflichtet die Bank, bei Mitarbeitern einen großen Fragenkatalog abzuarbeiten, so wie bei vermögenden Privatkunden. Das wird Trinkaus zu teuer. Den Aufwand, der für die Verwaltung der Mitarbeiter-Konten entsteht, will die Bank nicht beziffern. "Wir haben Firmenkunden, institutionelle Kunden und vermögende Privatkunden. Für die Mitarbeiter-Konten müssen wir ein eigenes System im Retailbanking vorhalten. Das ist nicht mehr zeitgemäß", so die Trinkaus-Sprecherin. Der Grund für die Streichung der Konten seien vor allem die weiter steigenden regulatorischen Vorgaben, erklärt sie.

Beim Wechsel will Trinkaus Hilfestellung leisten: "Um ihnen und Ihren Angehörigen hier entgegenzukommen, haben wir mit der Stadtsparkasse Düsseldorf einen kostenfreien Umzugsservice mit exklusiven Unterstützungsleistungen für Sie vereinbart, falls Sie gern zur Stadtsparkasse Düsseldorf wechseln möchten", heißt es im Anschreiben der Bank an einen Betroffenen, das unserer Redaktion vorliegt. Die Stadtsparkasse sei bereit, die Geschäftsverbindung "zu "Sonderkonditionen" fortzuführen. Die Sparkasse zahlt dem Vernehmen nach nicht nur eine Wechselprämie von 100 Euro, sondern bietet den Trink-aus-Beschäftigten auch an, ein Schließfach zum halben Preis zu mieten. Und: Wer sein Wertpapierdepot (maximal 100.000 Euro) zur Stadtsparkasse überträgt, bekommt für ebenfalls maximal 100.000 Euro, die parallel zur Sparkasse wandern, noch einmal Sonderkonditionen - 1,25 Prozent für zwölf Monate Geldanlage. Allerdings will nicht jeder zur Stadtsparkasse. Einige der betroffenen (Ex)-Mitarbeiter sollen bereits eine Kontoverbindung bei der Commerzbank haben. Auch die habe sich um Trinkaus-Mitarbeiter bemüht, heißt es.

Etwa 2500 Menschen betroffen

Betroffen von der Kontenabbau-Maßnahme sind nach Angaben von Trinkaus etwa 2500 Personen. Dabei handelt es sich sowohl um aktuelle Mitarbeiter des Unternehmens als auch um Rentner. Manche unterhalten gegenwärtig auch ein Konto für einen Familienangehörigen bei der Bank. Wer sich bis zum 31. März entscheidet, zum 31. Mai dieses Jahres seine Kontoverbindung bei Trinkaus aufzugeben, dem will die Bank einmalig 250 Euro netto zahlen. Für ein oder mehrere Konten von Angehörigen soll es eine Pauschale von 50 Euro geben. Das heißt rein rechnerisch: Trinkaus lässt sich die Aktion auf jeden Fall mehrere hunderttausend Euro kosten.

Natürlich hat die Maßnahme nichts mit den von den Banken verhängten Strafzinsen gegen institutionelle Kunden zu tun. Die zahlen Negativzinsen für Millionenbeträge, die sie sozusagen über Nacht bei den Banken parken. Aber beides, sowohl die Strafzinsen als auch die Verbannung der Mitarbeiter-Konten, passt ins Bestreben der Geldbranche, in Zeiten extrem niedriger Zinsen nach Möglichkeiten zu suchen, Kosten zu senken und/oder neue Erlösquellen zu erschließen. Die Sparkasse Oberhausen beispielsweise hatte jüngst angesichts des andauernden Zinstiefs in der Euro-Zone die Einführung von Strafzinsen auch für reiche Privatkunden nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen.

Experten rechnen damit, dass nach der Anhebung des Negativzinses durch die Europäische Zentralbank vor knapp drei Wochen die Banken versuchen werden, einen Teil der höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Einige Institute würden vermutlich eher die Gebühren erhöhen, weil Negativzinsen bei Privatkunden schlecht ankämen, heißt es in der Branche.

(RP)
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