Nach Germanwings-Absturz Fluglinien halten sich an das Vier-Augen-Prinzip

Berlin · Drei Wochen nach dem Absturz der Germanwings-Maschine hat sich das neue Vier-Augen-Prinzip im Cockpit bei Fluggesellschaften in Deutschland eingespielt. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion.

 In Cockpits vieler Flugzeuge müssen sich nun zu jedem Zeitpunkt während des Fluges zwei Personen befinden.

In Cockpits vieler Flugzeuge müssen sich nun zu jedem Zeitpunkt während des Fluges zwei Personen befinden.

Foto: dpa, axs

Damit zogen die Airlines die Konsequenzen aus dem gezielt herbeigeführten Absturz und verpflichteten die Crew, dass künftig weder Pilot noch Copilot allein im Cockpit sein dürfen. Eine Servicekraft muss sich dort aufhalten und auf einem dritten Sitz Platz nehmen, solange Pilot oder Copilot in die Kabine wechseln, um etwa die Toilette aufzusuchen.

Die Auswertung des Stimmenrekorders hatte ergeben, dass der Pilot der Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf am 24. März verzweifelt versucht hatte, die von innen verschlossen gehaltene Cockpittür aufzubrechen, um den Absturz zu verhindern. Seit dem Terroranschlag vom 11. September 2001 müssen Cockpit-Türen stets verschlossen und so gehärtet sein, dass sie auch nicht mit einer feuerfesten Axt oder sonstigem Werkzeug geöffnet werden können.

Die Lufthansa hat die Vier-Augen-Regel seit dem 27. März für alle Flüge vorgeschrieben. Wenn auf Langstreckenflügen drei Piloten mitfliegen, tritt sie in Kraft, sobald neben einem Piloten ein zweiter das Cockpit verlassen will. Air Berlin gab die Dienstanweisung am Abend des 26. März heraus. In der Regel müsse von ihr bei der Vielzahl von Kurzstreckenflügen kein Gebrauch gemacht werden, berichtet das Unternehmen. Bei längeren Strecken werde sie gelegentlich zwei Stunden nach dem Start angewandt und führe zu keinen Auswirkungen auf den Service.

Ähnliche Erfahrungen macht Germanwings, die das Vier-Augenprinzip als Arbeits-Anweisung in den Handbüchern zur Pflicht gemacht hat. Der Einfluss auf den Serviceablauf an Bord hält die Airline für "akzeptabel". EasyJet änderte in Abstimmung mit der britischen Luftfahrtbehörde ebenfalls die Vorgehensweise, so dass "jederzeit zwei Besatzungsmitglieder gleichzeitig im Cockpit sind". Ryanair berichtet, dass die Regel für ihre Flüge schon "seit langem" gelte.

(may-)
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