Sinkende Ticketpreise erwartet Germanwings-Absturz erschwert Lufthansa-Sanierung

Düsseldorf · Der Absturz eines Jets der Billigtochter Germanwings macht es der Lufthansa schwerer, milliardenhohe Investitionen in neue Flugzeuge und einen besseren Bordservice zu stemmen. Trotzdem werden fallende Ticketpreise erwartet.

Germanwings: Absturz erschwert Lufthansa-Sanierung
Foto: dpa, ade fdt

"Der Germanwings-Crash, Streiks und der Vormarsch von Billigfliegern werden die Gewinne des Konzerns drücken", sagt Luftfahrt-Experte Julien Richer von der Bank Raymond James. Deshalb seien statt der 1,5 Milliarden Euro Betriebsgewinn, die der Konzern dieses Jahr einfliegen will, nur 1,3 Milliarden Euro erreichbar.

Auch andere Finanzexperten sind vorsichtig geworden: In den vergangenen 30 Tagen senkten 15 von 29 Analysten Reuters-Daten zufolge die Erwartungen für den Gewinn je Aktie um durchschnittlich gut zehn Prozent. Am Donnerstag fiel die Lufthansa-Aktie auf ein Vier-Monats-Tief.

Zudem lastet ein hoher Schuldenberg auf Europas größter Airline und bis 2025 sollen 263 neue Flugzeuge zur Flotte stoßen, die nach Listenpreisen insgesamt 37 Milliarden Euro kosten. Um ihre Finanzen zu stabilisieren hat die Lufthansa bereits vor dem Germanwings-Unfall eine Wandelanleihe auf Aktien der US-Airline Jetblue vorzeitig zurückgezahlt. Die Transaktion spült der Airline im ersten Quartal eine halbe Milliarde Euro in die Kassen. Zudem sollen die Investitionen in den nächsten zwei Jahren bei jeweils 2,5 Milliarden Euro gekappt werden - 2015 dürfte der Betrag noch bei 2,9 Milliarden Euro liegen.

Ein Schicksal wie der einst größten US-Airline Pan Am, die sich nach einem Bombenanschlag 1988 nie mehr erholte, dürfte der Lufthansa erspart bleiben. Pan Am war ein in aller Welt bekanntes Aushängeschild der USA, als ein Jumbojet über dem schottischen Dorf Lockerbie abstürzte. Aber gerade dieser Umstand hielt Fluggäste ab, da sie Angst vor weiteren Terroranschlägen hatten.

Dagegen sind bei Lufthansa und Germanwings die Flugbuchungen nach dem Absturz am 24. März nach Firmenangaben nicht eingebrochen. Passagiere dürften - falls überhaupt - nur für eine kurze Zeit auf andere Fluglinien umbuchen, bevor sie zur Kranich-Gesellschaft zurückkehren, sagten Experten.

Fallende Ticketpreise

Auf lange Sicht eine viel größere Gefahr für den Konzern ist die Entwicklung der Ticketpreise. Um die Konkurrenz auf Abstand zu halten, senkt die Lufthansa die Preise und versucht, die Einnahmendelle durch Kostensenkungen wieder wettzumachen.

Voriges Jahr sind die Preise, die im Branchenjargon Durchschnitterlöse oder Yields heißen, um 3,1 Prozent gefallen - Lufthansa büßte dadurch 700 Millionen Euro Umsatz ein. Die Entwicklung der Ticketpreise dürfte dieses Jahr erneut "deutlich negativ" verlaufen, sagte Finanzchefin Simone Menne Mitte März.

Trotzdem schraubt die Lufthansa aber nicht das Ticketangebot zurück, sondern will in diesem Jahr die Kapazitäten auf den Strecken nach Übersee um sechs Prozent erweitern. Eines der größten Probleme der Lufthansa sei, dass die Ticketpreise schneller fallen als die Kosten, sagt Luftfahrt-Analyst Oliver Sleath von der Bank Barclays.

(REU)
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