Gerangel um Air Berlin Easyjet greift nach Düsseldorf

Düsseldorf · Der britische Billigflieger will einen großen Teil der nationalen Strecken von Air Berlin übernehmen. Derweil hat die Berliner Fluglinie damit begonnen, USA-Flüge für 333 Euro anzubieten.

 Maschinen der Easyjet am Boden. (Archiv)

Maschinen der Easyjet am Boden. (Archiv)

Foto: dpa

Für die Fluglinie Air Berlin, die vergangene Woche Insolvenz angemeldet hat, zeichnet sich eine Lösung ab. Danach wird es womöglich für einen großen Teil der innerdeutschen und innereuropäischen Flüge einen in Düsseldorf völlig neuen Anbieter geben. Easyjet, zweitgrößte Billig-Airline Europas hinter Ryanair, gilt als ernsthafter Interessent, um genau die Teile des Düsseldorfer Streckennetzes von Air Berlin zu kaufen, die die anderen Interessenten Eurowings und Lufthansa wegen Rücksicht auf das Kartellrecht nicht übernehmen dürfen.

Dies wären beispielsweise die Verbindungen von der NRW-Landeshauptstadt nach München, Berlin-Tegel, Zürich, Hamburg, Kopenhagen oder auch nach Malaga. Es könnte sein, berichten Brancheninsider, dass Easyjet die Hälfte der aktuell rund 70.000 Slots von Air Berlin in Düsseldorf erhält. "Überall dort, wo Air Berlin bisher einziger oder mit Abstand wichtigster Wettbewerber von Eurowings war, würden die Kartellbehörden eine Streckenübertragung auf Eurowings sowieso nicht hinnehmen", heißt es in der Branche, "da bietet sich Easyjet als Käufer an."

Lufthansa ist als Bieter für die Langstreckenflüge insbesondere in die USA praktisch gesetzt. So könnten die Air-Berlin-Strecken nach Miami, Fort Lauderdale oder Fort Myers in Florida fortgeführt werden. Der deutsche Marktführer und ihr Discountableger Eurowings wollen wohl auch einige Kurzstrecken ab Düsseldorf übernehmen - das bietet sich zu Zielen an, die Eurowings nicht im Angebot hat, etwa Kopenhagen oder Florenz.

Verbraucherschützer, Luftfahrtexperten und Piloten würden einen Einstieg von Easyjet in Düsseldorf grundsätzlich begrüßen. "Wenn mit Easyjet ein Anbieter von relativ günstigen Tickets ab Düsseldorf startet, wäre das für die Kunden gut", sagte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der NRW-Verbraucherzentrale. Gerald Wissel, Leiter der Beratungsfirma Airborne aus Hamburg sagte: "Easyjet hat als Spezalist für Kurzstreckenflüge einen guten Ruf.

Die würden Eurowings ganz schön unter Druck setzen." Und auch innerhalb der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit gibt es Sympathie für das britische Unternehmen: "Easyjet hat zwar keine deutschen Tarifverträge", heißt es, "aber die gehen mit ihren Leuten fair um. Mit denen könnten wir als Gesprächspartner leben."

Sowohl Easyjet wie Air Berlin wollen die Hinweise auf die möglicherweise schon weit fortgeschrittenen Gespräche nicht kommentieren. Air-Berlin-Vorstandschef Thomas Winkelmann hat indes mehrfach gesagt, er stehe mit drei großen Unternehmen in Kontakt wegen des Kaufs von Betriebsteilen. Neben Lufthansa könnten dies Tui oder Thomas Cook für Teile der Ferienfliegerei sein. Und auch Easyjet würde in die Aufzählung passen.

Ob Easyjet wirklich in Düsseldorf einsteigt, wird sich wohl in den nächsten zwei Wochen entscheiden. Alleine um Passagiere zu halten, muss Air-Berlin-Chef Winkelmann bald Käufer für große Teile des Unternehmens präsentieren. Es würde Easyjet leichtfallen, die 18 Kurzstrecken-Jets von Air Berlin in Düsseldorf zu integrieren. Dabei handelt es sich meist um Jets der A 320-Familie von Airbus, die auch Easyjet fliegt. Ryanair nutzt dagegen für seine Flotte die Boeing 737.

Daneben steht Air Berlin unter Druck. Das Unternehmen verkauft seit gestern Tickets für Flüge in die USA und zurück von 333 Euro an. Innerhalb Deutschlands und Europas gibt es Rückflugtickets ab 79 Euro. "Nichts ist teurer als leere Jets", so Experte Wissel, "also sollen die Sonderangebote die Maschinen füllen."

(RP)
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