Airline Niki Ibiza-Flug landet in Düsseldorf mit 30 Stunden Verspätung

Ibiza/Düsseldorf · Chaos beim Air-Berlin-Partner Niki: Fast 200 Passagiere haben Düsseldorf erst mit fast 30 Stunden Verspätung erreicht, weil zunächst ein Flugzeug fehlte und keine Ersatzmaschine organisiert werden konnte. Ein Passagier berichtet von einem "heillosen Durcheinander".

 Rollfeld auf dem Flughafen Düsseldorf (Symbolbild).

Rollfeld auf dem Flughafen Düsseldorf (Symbolbild).

Foto: Andreas Endermann

So hatte sich Florian Fliescher den Ausklang des einwöchigen Strandurlaubs in Ibiza nicht vorgestellt. Geplant war laut Flugplan am Sonntag um 12.10 Uhr in Düsseldorf zu landen und noch den Tag zu genießen. Damit das klappte, störte den 22-jährigen Studenten und seine Freundin auch nicht, am Sonntag schon um fünf Uhr früh aufzustehen, um den Zubringerbus zu bekommen.

Doch erst am Montag um 16.50 Uhr erhielt das Paar sein Gepäck am Flughafen, fast 30 Stunden später als geplant, berichten sie. Und bis dahin hatten Fliescher und knapp 200 Passagiere einen Alptraum erlebt: Zuerst gaben sie das Gepäck in Ibiza für den Abflug um 9.50 Uhr ab. Dann mussten sie es wieder abholen, weil die Maschine des engen Air-Berlin-Partners Niki doch nicht gekommen war. Nach einigen Stunden Warten am Airport hatte die örtliche Serviceorganisation endlich ein Hotel für eine Übernachtung gefunden, doch am Montag begann das Chaos erst richtig.

Der Start um 9.50 Uhr ging daneben, weil die Passagiere nicht wussten, welcher von zwei Jets von Niki nach Düsseldorf nun die Ersatzmaschine und welche der sowieso startende tägliche Jet nach Düsseldorf war. "Da herrschte heilloses Durcheinander", erzählt Fliescher.

Als das Flugzeug dann kurz vor zwölf Uhr startete und um 13.30 Uhr am Rhein landete, blieb es aber mehr als eine Stunde in der Hitze stehen, ohne dass jemand aussteigen durfte. Air Berlin bestätigt den Vorgang. Man habe aus Versehen nur einen "Überführungsflug" angemeldet, also eine Ankunft ohne Passagiere. Darum wurden die Treppen zum Aussteigen viel zu spät bestellt.

Bis erste Gepäckstücke bei den Passagieren ankamen, verstrich deutlich mehr als eine weitere Stunde bis um ungefähr 16.30 Uhr. "Das Warten auf die Koffer war das Schlimmste, gerade für die Familien mit kleinen Kindern", erzählt Fliescher: "Wir riefen das Beschwerdemanagement mehrfach an, bis endlich das Gepäck kam."

Sowohl Air Berlin als auch der Flughafen Düsseldorf erklären auf Anfrage, den Vorgang zu bedauern. Air Berlin behauptet, das Chartern einer Ersatzmaschine sei sonntags unmöglich gewesen, weil in ganz Europa Kapazitäten knapp waren.

Experten sehen die Zusammenhänge anders. "Jeder weiß, dass Air Berlin und Niki stark sparen müssen und dass beide Unternehmen im Umbruch sind", sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Gerald Wissel. "Das führt fast zwangsläufig zu Problemen." Dies bestätigt Markus Wahl, Sprecher der Pilotengewerkschaft Cockpit: "Air Berlin und Niki haben nur begrenzte Ersatzkapazitäten, das ist ein Risiko."

Wie ernst die Lage ist, zeigt eine Untersuchung der Beratungsfirma EU-Claim, die Passagieren hilft, eine Entschädigung bei Verspätungen oder ausgefallenen Flügen zu erhalten: Danach fielen bei Niki in den ersten vier Monaten des Jahres 33 Flüge in Europa ganz aus oder hatten mehr als drei Stunden Verspätung. Nur Lufthansa und Ryanair meldeten mehr Verzögerungen, aber die haben jeweils mehr als fünfmal so viele Jets. "Niki hat offensichtlich Organisationsprobleme", sagt Paul Vaneker, Flugdatenanalyst von EU-Claim. Ein Grund sei, dass Niki im Frühjahr viele Jets von Air Berlin übernommen habe, um Ferienziele am Mittelmeer wie nach Palma oder Ibiza eigenständig sowie als Partner von Air Berlin anzufliegen. Die zwei Schwesterfirmen haben Etihad aus Abu Dhabi als gemeinsamen Hauptinhaber.

Aber auch bei Air Berlin klagen Passagiere massenhaft über Verspätungen. "Der fünfte von fünf Flügen mit Verspätung", spottet ein Kunde bei Twitter. "Heute nur zwei Stunden Verspätung. Da geht mehr", schreibt ein anderer. Und Air Berlin räumt selber ein, mit deutlich zu vielen Verspätungen zu kämpfen. Alleine am Dienstag wurden in Berlin 20 Flüge gestrichen, Passagiere wurden mit Bussen nach Stuttgart gebracht. "Nie wieder Air Berlin", schreibt ein Kunde.

(rky)
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