Bis 2040 könnten 3,3 Millionen Facharbeiter fehlen Fachkräftemangel verschärft sich in Deutschland erheblich

Berlin · Politik und Wirtschaft sind zum schnellen Handeln aufgefordert. Anderenfalls droht sich der Fachkräftemangel in Deutschland erheblich zu verschärfen. Bis 2040 könnten 3,3 Millionen Facharbeiter fehlen. Die Sicherung von Wohlstand und Wachstum in der Bundesrepublik sei dann gefährdet.

 Ein Mitarbeiter von Bosch arbeitet in Stuttgart an einem Bildverarbeitungssystem zur Bewertung qualitativ relevanter Merkmale, wie Risse oder Dellen.

Ein Mitarbeiter von Bosch arbeitet in Stuttgart an einem Bildverarbeitungssystem zur Bewertung qualitativ relevanter Merkmale, wie Risse oder Dellen.

Foto: dpa, cdt bwe wst

Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Basler Forschungsinstitut Prognos hervor. Demnach werde sich die Zahl der fehlenden Facharbeiter, Techniker, Forscher und medizinischen Fachkräfte bis 2013 auf bis zu drei Millionen belaufen, bis 2040 sogar auf 3,3 Millionen.

"Fachkräfte werden über alle Branchen hinweg knapp, da die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden", erklärte der Geschäftsführer von Prognos, Christian Böllhoff, am Mittwoch. "Es werden sowohl Arbeitskräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, als auch solche mit Hochschulabschluss fehlen." Unqualifizierte Arbeitnehmer dagegen würden von Arbeitslosigkeit bedroht. Schon kurzfristig müssten zusätzliche, qualifizierte Arbeitskräfte mobilisiert werden, forderte Böllhoff.

Der Fachkräftemangel werde zur wachsenden Herausforderung für deutsche Unternehmen. Politik und Wirtschaft verfügten aber über die "passenden Maßnahmen", um dies rechtzeitig zu verhindern, betonen die Forscher.

Die Bundesregierung verabschiedet am Mittwoch im Kabinett einen neuen Fachkräftebericht. Auch darin wird, wie schon vorab bekannt wurde, trotz mancher Fortschritte erheblicher Handlungsbedarf auf diesem Feld festgestellt. "Wir sind bei der Fachkräftesicherung gut vorangekommen. Aber die Herausforderung bleibt riesengroß", schilderte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles die Lage.

Um Wohlstand und Wachstum abzusichern, müssten die Erwerbstätigen unterstützt werden, mit den Veränderungen und neuen Anforderungen in der Arbeitswelt umzugehen. Dabei müssten alle, unabhängig vom Geldbeutel, die gleichen Chancen haben. "Der Fortschrittsbericht ist eine Mahnung zum Handeln", erklärte Nahles und warnte vor "Stillstand und Nichtstun". Notwendig sei eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure, und zwar jetzt.

Als eine zentrale Herausforderungen für die Zukunft nannte ihr Haus noch größere Anstrengungen, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen. Daneben müsse mehr in Bildung und in Weiterbildung investiert werden. Die Zuwanderung von Fachkräften sollte verstetigt und besser gesteuert werden. Angesichts des digitalen Wandels seien außerdem stärkere politische und auch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen erforderlich, damit Erwerbstätige mit ihren Fähigkeiten und Qualifikationen mit der veränderten Nachfrage mithalten können.

Die aktuelle Ausbildungsentwicklung belegen das wachsende Fachkräfteproblem. Nach Angaben des Statistisches Bundesamtes ging die Zahl der Auszubildenden im vergangenen Jahr zum wiederholten Male zurück. Nur noch knapp 510.000 Jugendliche schlossen Ausbildungsverträge ab, 1,3 Prozent weniger als 2015.

Achim Dercks, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), sprach von 37 Prozent der Unternehmen, die mittlerweile Problemen bei der Besetzung von Lehrstellen hätten. Dabei zahle sich Ausbildung aus: Die Arbeitslosenquote von beruflich Qualifizierten sei in den vergangenen zehn Jahren um nahezu 50 Prozent gesunken. Zugleich spürten die Betriebe die rückläufigen Zahlen bei den Auszubildenden: "Den Unternehmen fällt es zunehmend schwer, geeignete Kandidaten mit dualer Ausbildung zu finden", erklärte der DIHK.

(beaw/rtr/dpa/AFP)
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