Im Alter von 89 Jahren Ex-Thyssen-Chef Spethmann gestorben

Düsseldorf · Der Manager verwandelte den Stahlriesen Thyssen in den 70er und 80er Jahren in einen weltweit agierenden Technologie- und Investitionsgüterkonzern. Im "Ruhestand" kämpfte er gegen den Euro.

Der frühere Thyssen-Chef Dieter Spethmann ist tot. Der Manager starb am Dienstag im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Düsseldorf, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch von einem Sprecher der Familie erfuhr. Spethmann leitete das inzwischen im ThyssenKrupp-Konzern aufgegangene Traditionsunternehmen fast zwei Jahrzehnte lang von 1973 und 1991. Dabei baute er den Montankonzern zu einem weltweit agierenden Technologie- und Investitionsgüterkonzern um und steigerte den Konzernumsatz von 10 auf 36 Milliarden Mark (rund 18 Milliarden Euro).

Das "Handelsblatt" zählte Spethmann noch 2013 in einer Rangliste zu den 100 besten deutschen Managern der vergangenen 25 Jahre. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Vorstandschef musste der promovierte Jurist den Konzern durch die Stahlkrise der 70er Jahre steuern. Der Manager zog daraus die Konsequenzen, richtete Thyssen neu aus und minderte die bisher dominierende Bedeutung des Stahlgeschäfts etwa durch die Übernahme des US-Autozulieferers The Budd-Company. Durch die Zukäufe wuchs die Mitarbeiterzahl von 92 000 auf 152 000.

Das Selbstverständnis des Managers spiegelt sich in seinem Satz: "Die Industrie ist Deutschland, und Deutschland ist nichts ohne seine Industrie." In seinem Handeln bewies der Manager, der von den Medien auch als "Sonnenkönig der Ruhr" tituliert wurde, Mut zum Risiko.

Nicht immer wurde das belohnt. So entwickelte Thyssen in der Ära Spethmann mit Milliardenaufwand die Magnetbahn Transrapid - ein Projekt das weltweit technische Bewunderung auslöste, aber nie den wirklichen kommerziellen Durchbruch schaffte. Immerhin will ThyssenKrupp die Magnettechnik jetzt für ein völlig neues Aufzugsystem nutzen.

Nach dem Ausscheiden bei Thyssen machte Spethmann nicht zuletzt durch seine Kritik am Euro von sich reden. Er gehört zu einer Gruppe von Euro-Gegnern die 2011 vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das erste Rettungspaket für Griechenland und den Euro-Rettungsschirm klagte. Zwar gaben die Verfassungshüter grünes Licht für die Milliardenhilfen, stärkten aber in ihrem Urteil die Kontrollrechte des deutschen Parlaments bei der Vergabe weiterer Milliarden an marode Euro-Schuldenländer.

Der Manager war in zweiter Ehe mit Elisabeth Spethmann verheiratet und hinterlässt sechs Kinder.

(lukra/lnw)
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