Energiewende fordert Jobs Eon baut 6000 Stellen im Inland ab

Düsseldorf · Heute berät der Aufsichtsrat den Stellenabbau. In Deutschland sollen bis zu 3000 Beschäftige in Vorruhestand und bis zu 2500 in eine Transfergesellschaft gehen. Zugleich hofft Eon auf einen Zuschlag für Portugals Vorsorger EDP.

Das ist der Eon-Konzern
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Foto: AP

Der Energiekonzern Eon treibt den Umbau voran. Damit werden auch Einzelheiten des im August angekündigten Abbaus von weltweit bis zu 11.000 der 80.000 Arbeitsplätze klarer: In Deutschland sollen 6000 Stellen wegfallen.

Dies soll auf folgende Weise passieren: Bis zu 3000 Beschäftigte sollen in den Vorruhestand gehen, bis zu 2500 Beschäftigte sollen in eine noch zu gründende Transfergesellschaft wechseln, und 500 Stellen sollen durch das Auslaufen befristeter Verträge wegfallen, wie unsere Redaktion aus Konzernkreisen erfuhr. Am Montag kommt in Düsseldorf der Aufsichtsrat des Branchenprimus zusammen, um über das "Eon 2.0" genannte Sparprogramm zu beraten.

Ein Eon-Sprecher sagte: "Die Größenordnung des Stellenabbaus in Deutschland wird bei rund 6000 liegen." Über das Wie sei aber noch nicht entschieden. "Es gibt verschiedene Instrumente, die schrittweise genutzt werden. Wie viele Arbeitsplätze über welches Instrument abgebaut werden, lässt sich noch nicht sagen. Das hängt auch davon ab, wie die Mitarbeiter Angebote für das freiwillige Ausscheiden in Anspruch nehmen", so der Sprecher.

Personalvorstand Regine Stachelhaus hatte eine Transfergesellschaft erstmals im Oktober ins Gespräch gebracht. "Den Zugang zum externen Arbeitsmarkt kann sicher eine Transfergesellschaft ermöglichen", hatte Stachelhaus damals gesagt. Eine Transfergesellschaft ist ein Unternehmen, in das Mitarbeiter für eine begrenzte Zeit, etwa ein Jahr, zum alten Lohn versetzt werden. Ziel der Transfergesellschaft ist es, die Mitarbeiter an einen neuen Arbeitgeber zu vermitteln. Gelingt dies in der befristeten Zeit nicht, werden die Mitarbeiter arbeitslos. Daher lehnen die Gewerkschaften auch eine Transfergesellschaft für Eon ab. "Dies passt nicht zu einem Konzern, der noch immer Milliarden-Gewinne macht", hatte die Gewerkschaft Verdi erklärt. Manche Transfergesellschaft erhält zudem Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit. "Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, würde doch ebenso wenig zu Eon passen", sagen Gewerkschaftsvertreter.

Expansion nach Portugal?

Bereits am Donnerstag hatte der Aufsichtsrat die internationale Expansion beraten, die Eon unabhängiger vom schwierigen deutschen Markt machen soll. Am Freitag hatte der Düsseldorfer Konzern ein verbindliches Angebot für den Versorger Energias de Portugal (EDP) vorgelegt, den das hoch verschuldete Euro-Land zum Verkauf anbietet. Mit der EDP, die viele Wasserkraftwerke und Windparks betreibt, würde Eon auf einen Schlag zum Weltmarktführer bei grünem Strom werden. Zudem ist EDP im boomenden Schwellenland Brasilien aktiv. Allerdings ist der Deal noch nicht in trockenen Tüchern. Denn neben Eon sind auch die brasilianischen Unternehmen Eletrobras und Cemig sowie der chinesische Konzern Three Gorges an EDP interessiert. In Düsseldorf fürchtet man, dass die Chinesen mehr Geld als Eon für die 8,5 Milliarden Euro wertvolle EDP bieten.

Daher will Eon die Portugiesen nun mit attraktiven Investitions-Zusagen locken. Zudem hat Eon-Chef Johannes Teyssen aus den Fehlern seines Vorgängers Wulf Bernotat gelernt und intensive Gespräche mit Spitzenpolitikern geführt. Bernotat hatte einst versucht, die spanische Endesa ohne ausreichende politische Rückendeckung zu übernehmen — und war gescheitert. Teyssen dagegen habe wegen EDP mit der Bundeskanzlerin, dem portugiesischen Ministerpräsidenten und EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso (selbst Portugiese) gesprochen, hieß es. Noch vor Weihnachten will die portugiesische Regierung entscheiden, wer den Zuschlag bekommt.

(RP/felt/rm/jco/das)
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