Salzgitter AG Die Marke Mannesmann kommt zurück

Mülheim · Salzgitter benennt seinen Geschäftsbereich Energie um. Dieser trägt wieder den Namen des industriellen Schwergewichts. Der Stahlkonzern will stärker gegen Firmen vorgehen, die den Namen aus seiner Sicht zu Unrecht nutzen.

 Briefkopf der Firma A. Mannesmann, in der die Brüder Max und Reinhard Mannesmann ihr revolutionäres Walzverfahren erprobten.

Briefkopf der Firma A. Mannesmann, in der die Brüder Max und Reinhard Mannesmann ihr revolutionäres Walzverfahren erprobten.

Foto: Mannesmann

Für die Verantwortlichen bei Salzgitter war es ein Schock: Als sie vor einem Jahr per Umfrage bei Technik-Studenten in Nordrhein-Westfalen abfragten, was diesen der Name Mannesmann sage, war das Ergebnis - gelinde gesagt - ernüchternd: Nur wenige hatten überhaupt eine Vorstellung, wofür der Name des einstigen industriellen Schwergewichts steht.

Für den Stahlkonzern Salzgitter, der im Jahr 2000 die frühere Mannesmannröhren Werke AG, das Mannesmann-Archiv und die Markenrechte am Namen nach der spektakulären Übernahmeschlacht durch die britische Vodafone gekauft hatte, war spätestens dieses Umfrageergebnis ein Weckruf: "Es war für uns schon sehr erstaunlich, dass den Studenten hierzulande der Name gar nichts mehr sagte, während er uns bei unserem internationalen Geschäft immer noch zuverlässig als Türöffner dient", sagt Clemens Stewing, Vorsitzender der Geschäftsführung der heutigen Mannesmannröhren-Werke GmbH.

Name soll wieder strahlen

Das soll sich nun aber ändern. Der Mutterkonzern Salzgitter will den Namen Mannesmann wieder stärker in den Vordergrund bringen. "Am 1. August wird aus dem Geschäftsbereich Energie der Geschäftsbereich Mannesmann", sagt Stewing. Mit der plötzlichen Rückbesinnung auf die Traditionsmarke will Salzgitter auch einen Schlussstrich unter den harten Integrationsprozess ziehen, bei dem in den vergangenen zehn Jahren auch zahlreiche Arbeitsplätze weggefallen sind. Die Wiederbelebung geht den Plänen nach in drei Schritten vonstatten: So hat Salzgitter damit begonnen, Firmen, die den Namen Mannesmann aus Sicht der Markenrechtsinhaber zu Unrecht nutzen, juristisch davon abzuhalten. "Wo wir können, sammeln wir den Namen Mannesmann ein." In einem zweiten Schritt erfolge in den kommenden drei bis vier Monaten die Kommunikation der Umbenennung konzernintern, im kommenden Jahr stehe dann auch nach außen hin eine noch stärkere Hervorhebung der Marke Mannesmann an, so Stewing. "Ich stelle mir vor, dass Salzgitter bei der Außendarstellung zwar nicht verschwindet, aber deutlich mehr in den Hintergrund rückt."

Zum Geschäftsbereich Mannesmann sollen weiterhin vier Geschäftsfelder zählen: Eines davon ist das Gemeinschaftsunternehmen Europipe, an dem neben Salzgitter auch die Dillinger Hüttenwerke zur Hälfte beteiligt sind. Das Geschäft mit den Großröhren hatte zuletzt geschwächelt, auch von Stellenabbau war zwischenzeitlich die Rede. "Dank eines Großauftrages für den zweiten Abschnitt des Pipeline-Projekts North Stream und der Buchung weiterer Projekte hat Europipe wieder Zeit gewonnen, um mit den Arbeitnehmern zu verhandeln", sagte Stewing. Am Ende der Verhandlung müssten die vorhandenen Instrumente wie etwa Arbeitszeitkonten noch flexibler eingesetzt werden können. Die Beschäftigung sei nun erst einmal bis 2018 gesichert.

Zweistelligen Millionenbetrag einsparen

Auch beim zweiten Geschäftsfeld, den Leitungsrohren, hat sich der Konzern ein Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm verordnet und will damit einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag einsparen. Neben den nahtlosen Edelstahlrohren - übrigens das Produkt, mit dem Mannesmann berühmt wurde - bleibt als letztes Geschäftsfeld noch der Bereich Präzisionsrohre, die zu 75 Prozent in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Hier will Mannesmann künftig sogar wachsen: Die Kapazitäten des Werkes in Mexiko sollen verdoppelt werden. In einem zweiten Schritt wäre dann laut Stewing auch eine Expansion nach Asien denkbar, dies sei aber noch Zukunftsmusik.

(maxi)
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