Euro-Schuldenkrise Die Macher hinter Merkel

Berlin/Brüssel (RPO). Nur eine Nacht vor dem EU-Sondergipfel haben sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Kanzlerin Angela Merkel auf eine gemeinsame Position geeinigt. Wieder einmal werden sie damit die Richtung auf dem Treffen vorgeben. Doch wer hilft eigentlich der Kanzlerin bei ihren Entscheidungen? Vor allem zwei Männer spielen da eine entscheidende Rolle. Und die haben beide große Europa-Erfahrungen.

 Merkels wichtige Berater: Nikolaus Meyer-Landrut und Lars Hendrik Röller (v.l.)

Merkels wichtige Berater: Nikolaus Meyer-Landrut und Lars Hendrik Röller (v.l.)

Foto: dapd

Auf was genau sich Sarkozy und Merkel geeinigt haben, wurde am Morgen nicht bekannt. Fest steht lediglich, dass die Beratungen sieben Stunden gingen. Aber schließlich will man auch nicht vorgreifen, denn schon öfter hatte es Kritik gerade an der EU-Politik der Kanzlerin gegeben, die sich bislang, gemeinsam mit Sarkozy, meistens auf den EU-Gipfeln durchsetzen konnte.

Einen großen Anteil daran haben auch ihre Berater. Zwei Positionen sind dabei besonders wichtig - und die sind erst in diesem Jahr neu besetzt worden. Da ist zum einen die Position des wirtschafts- und finanzpolitischen Beraters. Seit dem 1. Juli ist das der Ökonom Lars-Hendrik Röller, der auf Jens Weidmann folgte. Der zweite Posten ist der des Europa-Beraters, den Nikolaus Meyer-Landrut innehat, übrigens verwandt mit Grand-Prix-Sängerin Lena Meyer-Landrut.

Gut vernetzter Wirtschaftsökonom

Die beiden Manager blicken auf Karrieren zurück, in denen sie oft mit den Problemen in der Europäischen Union konfrontiert wurden. Röller etwa war seit 2006 der Präsident der privaten Wirtschaftsuniversität ESMT in Berlin. Unter ihm wurde die Fakultät ausgebaut. Er gilt als gut vernetzt in die Wirtschaft, laut "Handelsblatt" sitzen im Vorstand der Hochschule Größen wie Josef Ackermann von der Deutschen Bank oder Peter Löscher von Siemens.

Regierungssprecher Steffen Seibert bezeichnete Röller nach Bekanntgabe seines Postenwechsels als "renommierten Ökonomen", der ein "exzellenter Kenner wirtschaftspolitischer Zusammenhänge in der Europäischen Union" sei. Tatsächlich war der 52-Jährige von 2003 bis 2006 Chefökonom der Europäischen Kommission für Wettbewerb. Wie die ESMT auf ihrer Webseite schreibt, habe er damit zur Neujustierung der europäischen Wettbewerbspolitik beigetragen.

Das könnte ihm nun zugutekommen, schließlich geht es nun um die Zukunft der Währungsunion. Und an ihm ist es nun, für Merkel Konzepte zu entwerfen und wichtige Gipfel wie die der G8 und G20 vorbereiten. Seine Erfahrung jedenfalls werden gelobt. Wie etwa die "Zeit" schreibt, erlebt man ihn als Mann mit klarer Meinung, der offen ist für jeden Diskurs und zugleich diskret und loyal gegenüber Vorgesetzten. Die Zeitung zitiert Röller mit den Worten: "Es geht nicht darum, etwas perfekt zu machen, sondern darum, es besser zu machen." Und genau das könnte die EU nun brauchen.

Historiker und leidenschaftlicher Europäer

In dieser Hinsicht kommt auch Nikolaus Meyer-Landrut ins Spiel. Der Historiker, der an der Universität Köln promovierte, ist im Gegensatz zu Röller schon lange im Berliner Politikbetrieb beheimatet. 1987 fing er bereits im Auswärtigen Amt an, 1999 war er Leiter der Vertretung Deutschlands in Brüssel. Auch Meyer-Landrut gilt als sehr gut vernetzt und als leidenschaftlicher Europäer.

Wie die "Frankfurter Rundschau" schreibt, hatte er sich die letzten 18 Jahre seiner Dienstzeit ununterbrochen mit EU-Themen beschäftigt. So habe er etwa die EU-Vertragsreform von Amsterdam im Jahr 1997 mitgestaltet und auch mitgeholfen, als es um das Reformabkommen von Lissabon ging, ein wichtiger Schritt in der Historie der Europäischen Union, um den lange gerungen wurde.

Ähnlich wie Röller gilt auch der 50-jährige Historiker als "Mann der leisen Töne", wie der "Tagesspiegel" schreibt. Und genau das scheint Merkel zu mögen: Berater, die mit ihrem umfassenden Wissen hart arbeiten, um Lösungen für das Euro-Krisendilemma zu finden, sich aber selbst im Hintergrund halten. Und wenn Merkel vielleicht nach dem Sondergipfel vom Donnerstag eine Einigung auf ein zweites Griechenland-Rettungspaket präsentieren kann, dann werden beide Männer sicherlich wieder ihren Anteil daran haben — falls sich die Kanzlerin erneut durchsetzt.

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