Ex-Opel-Beschäftigten droht Arbeitslosigkeit Die Ernüchterung in Bochum ist groß

Über 1000 früheren Opel-Beschäftigten droht zum Jahresende Arbeitslosigkeit. Dann läuft für die meisten die Transfergesellschaft aus, die ihnen eigentlich neue Jobs vermitteln sollte. Der TÜV Nord steht in der Kritik.

Opel: Fotos der Abrissarbeiten in Bochum
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Abriss bei Opel in Bochum

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Foto: dpa, bt bsc

Der TÜV Nord ist schon lange bei Opel im Geschäft. Bereits bei einer früheren Sparrunde in Bochum zwischen 2010 und 2013 hatte der Autokonzern auf den Prüfverein gesetzt, um möglichst vielen Beschäftigten einen Job zu vermitteln. Die Erfahrungen waren immerhin so gut, dass sich alle Beteiligten einig waren, es auch 2015 noch einmal mit dem TÜV Nord zu versuchen. "Die kennen Opel, die kennen die Region", war man sich sicher und griff den Vorschlag des Konzerns auf, den TÜV noch einmal als Jobvermittler zu engagieren.

Die Ernüchterung ist groß

Zwei Jahre später ist die Ernüchterung groß. Nicht nur die Chefin der NRW-Arbeitsagentur, Christiane Schönefeld, bringt ihre Enttäuschung über den mageren Vermittlungserfolg inzwischen unverhohlen zum Ausdruck. "Da hätte ich mehr erwartet", sagte sie. Das gelte insbesondere für das erste Jahr, als die ehemaligen Opel-Mitarbeiter noch näher am Arbeitsmarkt gewesen seien. Auch bei der IG Metall und in Kreisen der Betroffenen wird die Unzufriedenheit immer größer.

Die Zeit drängt. Zum Jahresende läuft die Transfergesellschaft, in die die Opelaner zunächst wechseln konnten, für die meisten nach zwei Jahren aus. Dann droht den rund mehr als 1000 Beschäftigten, die keinen festen Job gefunden haben, endgültig die Arbeitslosigkeit.

"Wir sind maßlos enttäuscht", heißt es auch in Kreisen der Beteiligten. Bei anderen Entlassungen in der Region seien unter vergleichbaren Bedingungen rund drei Viertel der Beschäftigten in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt worden. Warum dies bei Opel nicht gelinge, sei unverständlich, zumal es sich zu 90 Prozent um qualifizierte Facharbeiter handele, die auch Lohneinbußen in Kauf nehmen würden.

Mitarbeiter aus der Montage betroffen

Das sieht Hermann Oecking, Geschäftsführer von TÜV Nord Transfer, anders: "Die Leute, die ohne Gehaltseinbußen einen guten Job bekommen konnten, sind lange weg." Für die übrigen sei der Abstand zum früheren Einkommen zu groß. Er bestreitet zudem, dass die meisten Opelaner über eine hohe Qualifikation verfügen: "Die meisten Beschäftigten in der Transfergesellschaft stammen aus dem Bereich Montage, es sind überwiegend keine Facharbeiter." Die Konditionen innerhalb der Transfergesellschaft seien überdies so attraktiv, dass viele die Bezahlung für zwei Jahre erst einmal mitnehmen wollten und sich erst für die Zeit danach auf dem Arbeitsmarkt umschauten.

Ein weiterer Hemmschuh sei die mangelnde Mobilität. Die Menschen seien derart im Ruhrgebiet verwurzelt, dass sie nicht mal eben umzögen, sagte Oecking. Industrielle Arbeitsplätze in NRW gebe es ansonsten noch im Sauerland und in Ostwestfalen-Lippe - aber da sei vielen die Anfahrt zu lang.

Oecking macht eine andere Rechnung auf. Aus seiner Sicht hat bereits ein Drittel der Ex-Opelaner eine neue Beschäftigung gefunden. Und bis zum Jahresende seien es zwei Drittel, verspricht er. Dabei rechnet er allerdings auch solche Arbeitnehmer ein, die noch keinen festen Vertrag haben, sondern nur auf Probe beschäftigt sind.

Die Unruhe wächst

Doch inzwischen wächst auch bei Opel die Unruhe: "Wir beobachten die Entwicklung sehr genau", sagte gestern ein Sprecher des Autokonzerns in Rüsselsheim. Es müsse überlegt werden, wie es gelingen könne, die Vermittlung zu optimieren. Zusammen mit der IG Metall und dem TÜV Nord beaufsichtigt der Autokonzern den Fortschritt in einem sogenannten Steuerungskomitee. Für ein abschließendes Resümee sei es aber noch zu früh, fügte der Sprecher hinzu.

Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat sich Opel die Verlängerung des Sozialtarifvertrages in Bochum angeblich kosten lassen. Hart wurde seinerzeit um die Beschäftigungsgesellschaft und ihre Ausstattung gerungen. Umso größer ist nun die Enttäuschung. Viel Hoffnung haben die Beteiligten nicht mehr. Sie setzen nun darauf, dass wenigstens noch eine Lösung für die rund 100 Ex-Opelaner gefunden wird, die als besondere Härtefälle gelten.

(maxi)
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