DGB-Report Jeder dritte Azubi ist unzufrieden

Berlin · Viele Betriebe suchen händeringend nach Auszubildenden. Da überrascht es, dass der DGB in seinem Ausbildungsreport jetzt festgestellt, dass viele Unternehmen ihrem Nachwuchs nur schlechte Bedingungen bieten. Azubis mit Migrationshintergrund sind besonders unzufrieden.

DGB-Report - Jeder dritte Azubi ist unzufrieden
Foto: dpa, obe wst ve vfd

Trotz großen Bedarfs an Auszubildenden bieten viele Unternehmen nach einer DGB-Umfrage den jungen Leuten unattraktive Bedingungen. Demnach leisten 38 Prozent der Azubis regelmäßig Überstunden. 33 Prozent haben keinen betrieblichen Ausbildungsplan. Jeder zehnte Lehrling muss demnach häufig oder immer ausbildungsfremde Tätigkeiten durchführen. Für den am Mittwoch in Berlin vorgestellten Ausbildungsreport 2015 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wurden mehr als 18 000 Betroffene schriftlich befragt.

Von jenen, die einen Ausbildungsplan haben und auch gut kennen, gab nur gut die Hälfte an, dass dieser auch immer eingehalten werde. Fast 13 Prozent der minderjährigen Azubis beklagen, regelmäßig mehr als die Höchstzahl von 40 Wochenstunden arbeiten zu müssen. Der DGB-Jugendsekretär Florian Haggenmiller forderte: "Diesem klaren Gesetzesverstoß müssten Sanktionen für die Betriebe folgen."

Mehr als 71 Prozent sind mit der Ausbildung zwar zufrieden - doch gibt es riesige Unterschiede zwischen den Branchen. berdurchschnittlich schlecht bewerteten laut dem Report Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Köche, Hotelfachleute, Maler, Lackierer sowie Zahnmedizinische Fachangestellte ihre Ausbildung. So gaben fast 59 Prozent der Hotelfachleute und 57 Prozent der Köche an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen.

Die stellvertretende DGB-Chefin Elke Hannack sagte, die Vermutung liege nahe, dass junge Leute diese Berufe bewusst meiden. Besonders zufrieden sind der Umfrage zufolge - wie auch in den Vorgänger- Reports - hingegen Bankkaufleute, Mechatroniker, Zerspanungs- oder Industriemechaniker und Elektroniker mit ihrer Ausbildung.

Einen Schwerpunkt legt die Studie auf die Situation der Azubis mit ausländischen Wurzeln. Mehr als jeder Fünfte gab an, in der Ausbildung bereits Diskriminierungen etwa aufgrund der Hautfarbe erfahren zu haben. Bei jedem achten passiere dies regelmäßig. Junge Leute mit Migrationshintergrund haben zudem überdurchschnittlich oft Ausbildungsplätze jenseits ihres Wunschberufs.

Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) konnten vergangenes Jahr 32 Prozent der Betriebe nicht alle angebotenen Stellen besetzen. Rund 12 000 Unternehmen bekamen demnach gar keine Bewerbungen.

Der Vize-Hauptgeschäftsführer des DHIK, Achim Dercks, stellte heraus: "Der DGB-Report zeigt, dass ein Großteil der befragten Azubis mit der Qualität ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden ist." Gäbe es Konflikte, solle Jugendlichen und Unternehmen verstärkt geholfen werden. Dazu werde nun ein neues, unkompliziertes Beschwerdemanagement erprobt. "Bei besonders groben Verstößen greifen die Industrie- und Handelskammern schon jetzt ein und können die Ausbildungsberechtigung entziehen", sagte Dercks.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort