Bilanz für 2017 Paketboom beschert Post Rekordgewinn

Bonn · Allein in Deutschland wurden vergangenes Jahr 1,3 Milliarden Pakete zugestellt - fast acht Prozent mehr als 2016. Der Umsatz des Konzerns übersprang erstmals 60 Milliarden Euro. In Deutschland will man mehr Elektrowagen nutzen.

Die Globalisierung und der Boom beim Versand von Paketen dank E-Commerce sorgen bei der Deutschen Post DHL für gute Geschäfte: Der Umsatz übersprang 2017 mit 60,4 Milliarden Euro erstmals die 60-Milliarden-Marke. Als Ergebnis nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen kamen 2,8 Milliarden Euro in die Kasse - rund 70 Millionen Euro mehr als 2016 und so viel wie nie in den vergangenen zehn Jahren. Die Dividende steigt auf 1,15 Euro - 2010 lag sie noch bei 60 Cent.

Die Zahl der zugestellten Pakete in Deutschland stieg um knapp acht Prozent auf 1,32 Milliarden Stück. Auch sie lag damit auf Rekordniveau. Die Menge der Express-Sendungen legte um zehn Prozent auf 888.000 pro Tag zu. "Es war ein sehr gutes Jahr", sagte Vorstandschef Frank Appel am Mittwoch. Er konkretisierte mit Finanzvorstand Melanie Kreis die ambitionierten Wachstumsziele: Bis 2020 soll das operative Ergebnis (Ebit) von 3,7 Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro steigen - 2010 lag es erst bei 1,8 Milliarden Euro. Appel: "Wir investieren in Wachstumsgeschäfte. Und wir sind uns sehr sicher, unsere Ziele für 2020 erreichen zu können."

Die Investitionen werden dieses Jahr auf 2,5 Milliarden Euro erhöht - nach 2,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: vor acht Jahren wurden nicht einmal 1,3 Milliarden Euro in neue Verteilzentren, Fahrzeuge oder Flugzeuge gesteckt.

Am spannendsten ist wohl die Expansion in mittlerweile mehr als 25 Länder beim Paketgeschäft, die Vorstand Jürgen Gerdes vorantreibt. Insgesamt stieg der Paketumsatz in Europa 2017 um 18 Prozent - und Gerdes sieht weiterhin riesiges Potenzial in diesem Geschäftsfeld. In Deutschland stellt die Post als Marktführer pro Bürger rund 16 Pakete zu, in vielen anderen Ländern Europas und den Übersee-Märkten Vietnam, Mexiko oder Chile kommt der Boom mit online bestellten Waren erst jetzt langsam in Fahrt. Gerdes: "Wir haben ein sehr engagiertes Programm. Unsere Expansion ist gut für die Kunden, und gut für uns."

Tatsächlich hat der Paketboom dazu geführt, dass das Unternehmen sich völlig gewandelt hat: 2010 machten Pakete 20 Prozent des Post-Umsatzes in Deutschland aus, dieses Jahr sind es 46 Prozent. Das Briefgeschäft rutschte von 80 Prozent Anteil auf 54 Prozent ab, weil pro Jahr zwei bis drei Prozent weniger Briefe zugestellt werden. Es werde nicht mehr lange dauern, bis das Paketgeschäft führender Bereich sei, so Appel: "Das nenne ich gelungene Transformation."

Gerdes berichtete, die Post werde speziell in Deutschland den selbst entwickelten Lieferwagen Streetscooter viel stärker einsetzen, um die Umweltbelastung in den Städten zu senken. Schon 5500 Fahrzeuge würden genutzt, zwischen 10.000 und 15.000 Stück sollen dank einer zweiten Fabrik dieses Jahr hinzukommen. Er ergänzte, viele von Diesel-Fahrverboten bedrohte Kommunen würden die Post drängen, möglichst viele Streetscooter einzusetzen, doch die Kapazitäten seien begrenzt: "Wir brauchen die passenden Ladekapazitäten." Und man setze auf künftig größere Street-scooter, um größere Mengen ausliefern zu können. Um Innenstädte von Lieferverkehr zu entlasten, schlägt Appel die Vergabe von Verteillizenzen vor: Dann würde nur eine Firma für alle Paketdienstleister die Fahrten in der Stadt machen.

Appel entschuldigte sich dafür, dass die Imbisskette Kentucky Fried Chicken (KFC) in Großbritannien einige Tage lang viele Filialen schließen musste, weil die Post als neuer Logistikpartner das Hähnchenfleisch nicht pünktlich lieferte. Der Vorfall sei aber "nichts Erschütterndes". Im täglichen Geschäft eines Großkonzernes seien Fehler nicht vermeidbar. Die Post beschäftigt 520.000 Mitarbeiter, davon 216.000 in der Heimat.

(rky)
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