Stellenabbau Deutsche Bank streicht 3200 Privatkunden-Jobs

Frankfurt/M. · Im Privatkundengeschäft dürfte in Deutschland jede vierte Stelle wegfallen. Die Hälfte davon wird die Bank vermutlich in den Filialen abbauen. Dort zeigen sich die Folgen des Online-Bankings.

John Cryan führt die Deutsche Bank.

John Cryan führt die Deutsche Bank.

Foto: dpa, brx gfh fpt

Die internen Gespräche zum Stellenabbau bei der Deutschen Bank haben nach der Präsentation der neuen Strategie durch den Vorstandsvorsitzenden John Cryan begonnen. Bestätigt und kommentiert wird im Unternehmen zwar nichts. Aber die Betriebsräte sind offenbar informiert worden, wie der geplante Abbau von 5000 Stellen im Inland und der gleichzeitige Aufbau von tausend Arbeitsplätzen umzusetzen sei.

Auf dem Heimatmarkt trifft es wohl vor allem das Privat- und Firmenkundengeschäft. 3200 Arbeitsplätze sollen hier wegfallen. Damit würde jede vierte der gut 12.000 Stellen in der Sparte gestrichen. Wo gestrichen wird, ist noch nicht klar. Nur so viel: Die Deutsche Bank will bundesweit präsent bleiben, wird also eher Filialen in Ballungszentren schließen als sich aus ganzen Landstrichen zurückziehen. Wirtschaftliche Aktivität sollte "auf dem Land" schon vorhanden sein. Denn die Deutsche Bank will im Kern eine Bank zur Unternehmensfinanzierung bleiben oder wieder werden. Das Investmentbanking, schon in den vergangenen Jahren auch personell ausgedünnt, beschäftigt sich zum Beispiel nicht mehr mit dem Eigenhandel, also dem spekulativen Hin- und Herschieben von Wertpapieren, Rohstoffen und Devisen auf eigene Rechnung, aber notfalls zu Lasten der Aktionäre. Es soll künftig um ein Investmentbanking im Dienste der Realwirtschaft gehen: Kredite für Unternehmen, Börsengänge, Expertise beim Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen, alles im Auftrag von Kunden.

Das Geschäft mit dem Privatkunden hängt daran, angefangen von der Verwaltung des privaten Vermögens für den Unternehmer, der bei der geschäftlichen Finanzierung beraten wird, bis hin zum Gehaltskonto, das auch zur Refinanzierung von Krediten eingesetzt wird.

Von wertpapierfernen Kunden, die mit einem simplen Sparbuch zufrieden sind, dürfte die Bank sich eher fernhalten. Das beweist auch die schon länger gehegte Absicht, sich von der Postbank und ihren knapp 13 Millionen überwiegend passiven Sparkunden zu trennen: Provisionen für Wertpapiergeschäfte sprudeln hier kaum. Und mit dem klassischen Bankgeschäft, Spargelder als Kredit zu verleihen, lässt sich angesichts der niedrigen Zinsen kaum Geld verdienen. Im Gegenteil. Die Bundesbank hat gerade gestern erst klargemacht, dass für solche Geschäftsmodelle "die anhaltende Phase sehr niedriger Zinsen mittel- bis langfristig zu einer wirklich ernsten Gefahr werden" könne.

Die Zahl der noch gut 1800 Filialen in Deutschland wird also sinken. Möglich ist das auch, weil wegen des Online-Bankings deutlich weniger Kunden in die Filialen kommen. Dort dürfte etwa die Hälfte der 3200 Stellen abgebaut werden. Die anderen Stellen werden wegfallen, weil Hierarchieebenen eingeschmolzen und Bürokratien abgebaut werden, also in den Bereichen Finanzen, Personal oder Risikomanagement in der Zentrale.

Zugleich sollen etwa tausend Stellen neu eingerichtet werden, um das Bankgeschäft zu digitalisieren und der Bankenaufsicht zuzuarbeiten. Letzteres bringe zwar kein Geld, heißt es aus banknahen Kreisen, aber es hülfe hoffentlich, in der Zukunft unnötige Kosten für Rechtsrisiken zu sparen. Den Betriebsräten soll das Konzept präsentiert worden sein, nicht um mit ihnen über die Größenordnung des Stellenabbaus zu verhandeln, sondern um zu sehen, was sozialverträglich möglich ist und wo Umschulungen möglich sind, um die tausend neuen Stellen aus (noch) vorhandenem Personal zu besetzen. Die Bank rechnet mit Umstrukturierungskosten von drei Milliarden Euro.

(RP)
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