Carlos Slim führt Forbes-Liste Der Mann, dem Mexiko gehört

Mexiko-Stadt/Düsseldorf (RPO). Nicht Bill Gates und auch nicht Warren Buffett, sondern Carlos Slim ist der reichste Mann der Welt. Dem Durchschnittsbürger ist der Mexikaner unbekannt, doch Wirtschaftskennern ist der Milliardär ein Begriff. Mit seinem Firmenkonglomerat übt er großen Einfluss auf Wirtschaftsleben und Politik seiner Heimat aus.

"Forbes"-Liste: Die Reichsten der Welt 2009
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Mexiko-Stadt/Düsseldorf (RPO). Nicht Bill Gates und auch nicht Warren Buffett, sondern Carlos Slim ist der reichste Mann der Welt. Dem Durchschnittsbürger ist der Mexikaner unbekannt, doch Wirtschaftskennern ist der Milliardär ein Begriff. Mit seinem Firmenkonglomerat übt er großen Einfluss auf Wirtschaftsleben und Politik seiner Heimat aus.

Als das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" die Liste mit den reichsten Menschen der Welt präsentiert, war der Mexikaner Carlos Slim an der Spitze eine kleine Überraschung. Rund die Hälfte seiner 107 Millionen Landsleute lebt in Armut, knapp 20 Millionen können nicht mal genug Essen kaufen. Diese Sorgen hat Slim, dessen Vermögen auf 53,5 Milliarden US-Dollar taxiert wird, wahrlich nicht.

Er ist der wohl einflussreichste Wirtschaftsführer Lateinamerikas. In seiner Heimat besitzt Slim ein Konglomerat aus Banken, Versicherungen, Investmenthäusern, Restaurants, Kaufhäusern, Minengesellschaften und Autozulieferern.

Filetstück Telekommunikationsunternehmen

Filetstück seines Imperiums sind die Telekommunikationsunternehmen. Der Mobilfunkanbieter América Móvil ist die Cash-Cow: Noch 2002 zählte der lateinamerikanische Marktführer 24 Millionen Kunden, heute sind es mehr als 200 Millionen. Der Unternehmenswert hat sich an der Börse seither vervielfacht.

Der größte Clou aber gelang Slim Anfang der 90er Jahre, als die mexikanische Regierung im großen Stil Staatsunternehmen privatisierte. Zusammen mit einigen Partnern bot er für Telmex, die mexikanische Telekom. Für das Unternehmen, dessen Buchwert auf zwölf Milliarden Euro geschätzt wurde, legte das Konsortium nur 1,8 Milliarden Euro auf den Tisch. Heute ist Mexiko das Land mit den höchsten Telekommunikationskosten in der OECD.

Das Erfolgsrezept des reichsten Mannes der Welt: Er kaufte angeschlagene und staatseigene Unternehmen, sanierte sie und verkaufte sie mit großem Gewinn. "In Krisenzeiten hat er immer investiert, jetzt sehen wir die Früchte davon", sagte Slims Schwiegersohn Arturo Elias Ayub.

Slim trägt gerne günstige Anzüge

Slim ist dafür bekannt, preisgünstige Anzüge zu tragen und nur selten die Computer zu benutzen, die sein Unternehmen verkauft. Seine Büros verströmen den Charme der 70er Jahre, zugleich besitzt Slim aber eine bedeutende Kunstsammlung. Außerdem hat er eine Vorliebe für Baseball, Zigarren und Light-Getränke.

Slim kam 1940 als fünftes von sechs Kindern libanesischer Einwanderer in Mexiko City zur Welt. Sein Vater Julián Slim Haddad, ein maronitischer Christ, war 1902 als Jugendlicher vor der Militärregierung des Osmanischen Reiches geflohen. Der junge Carlos ging seinem Vater bereits mit acht Jahren im Geschäft zur Hand. Dort lernte er, so Slim später, eine Menge über Management, Verkauf und Finanzierung. Als sein Vater 1952 stirbt, hinterlässt er der Familie ein kleines Vermögen. Das setzt Slim geschickt ein: Schon mit 17 hat er seine erste eigene Million an der Börse verdient.

Slim selbst studiert Bauingenieurwesen und unterrichtet noch vor seinem Abschluss 1961 Algebra und Lineare Programmierung. Seinen ersten Job hatte er mit 25 als Broker an der mexikanischen Börse, wo er den Aufbau seines heutigen Imperiums begann.

Slim verschenkt Brillen an Arme

Slim tritt regelmäßig als Wohltäter auf. So verschenkt er beispielsweise Laptops an Schüler und Brillen an Bedürftige. Kritiker werfen Slim vor, dass er sich damit vor allem in der Politik Wohlgefallen erkaufe. Generell wird ihm eine zu große Nähe zur Politik vorgehalten. Allerdings kann die Politik seinen Einfluss nicht außer Acht lassen: Slims Unternehmen erwirtschaften rund fünf Prozent des mexikanischen Bruttoinlandsproduktes.

Handfeste ökonomische Interessen dürften Slim demnach auch wichtiger sein als die Platzierung im "Forbes"-Ranking. Dennoch werde der 70-Jährige nicht die Sektkorken knallen lassen, denn schließlich handele es sich lediglich um die Rangliste einer Zeitschrift, sagte sein Schwiegersohn. Die Familie mache sich darüber keine großen Gedanken.

Vorherrschaft Europas und der USA geht zurück

Immerhin kann Platz eins schnell wieder verloren sein. Slim kam nämlich zugute, dass sich die Aktienkurse seiner Telekommunikationsunternehmen nach der Finanzkrise rasch erholten. So überflügelte er Bill Gates um 500 Millionen Dollar. Ein Grund dafür ist, dass der Microsoft-Gründer ebenso wie der Finanzinvestor Warren Buffet einen deutlich größeren Teil seines Geldes für gute Zwecke spendete.

Die neue "Forbes"-Liste verdeutlicht jedoch eines: Die wirtschaftliche Vorherrschaft Europas und der USA geht zurück. Mit Slim hat es erstmals ein Bürger aus einem Schwellenland auf den ersten Platz geschafft. "Die Spannweite ist größer geworden, das ist schön", sagte "Forbes"-Journalistin Keren Blankfeld.

Lange sei die Liste von US-Amerikanern und Europäern dominiert worden. Unter den zehn reichsten Menschen finden sich nun auch zwei Milliardäre aus Indien und einer aus Brasilien. Diese Entwicklung unterstreicht das wachsende ökonomische Gewicht der Schwellenländer - das beste Beispiel ist Carlos Slim.

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