Umfrage Betriebsrente: Jedes zehnte Unternehmen will kürzen

Köln (rpo). Offenbar erwägt jedes zehnte Unternehmen die Betriebsrente zu kürzen. Einige wollen laut einer Umfrage die Betriebsrente sogar ganz einstellen. Unterdessen demonstrierten mehrere hundert Commerzbank-Mitarbeiter gegen die Streich-Pläne.

Jedes zehnte Unternehmen will einer Umfrage zufolge den Mitarbeitern die Betriebsrenten kürzen. Aus dieser Gruppe wiederum will jedes dritte Unternehmen die betriebliche Altersvorsorgung ganz einstellen, wie das Wirtschaftsmagazin "Capital" am Mittwoch in Köln vorab unter Hinweis auf eine Umfrage der Hamburger Unternehmensberatung BSU berichtete.

Die Commerzbank und der Versicherungskonzern Gerling hatten Anfang Januar bekannt gegeben, die arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung zu kündigen beziehungsweise drastisch zu senken. Der Autokonzern Opel will dagegen die 1997 abgeschaffte Betriebsrente noch in diesem Jahr wieder einführen. In der Diskussion steht auch, den Kündigungen von Betriebsrenten per Gesetz einen Riegel vorzuschieben. Unternehmen und Arbeitgeberverbände wehren sich dagegen.

Zoff vor der Commerzbank

Mehrere hundert Commerzbank-Mitarbeiter haben am Mittwoch in Frankfurt am Main gegen die vom Vorstand geplante Streichung ihrer Betriebsrenten demonstriert. An einer Betriebsversammlung in der Zentrale nahmen nach Angaben der Ver.di-Betriebsgruppe rund 2.000 Beschäftigte teil; sie reisten unter anderem aus Fulda, Bensheim, Darmstadt, Wiesbaden und dem Wetteraukreis an. Im Rhein-Main-Gebiet arbeiteten deswegen rund 500 Bankfilialen mit reduzierter Besetzung oder blieben zeitweise geschlossen.

Auf dem Kaiserplatz vor dem Bankhochhaus trugen Beschäftigte Transparente mit Parolen wie "Vorstand ohne Moral" und "Das haben wir nicht verdient". In einem offenen Brief an Bankchef Klaus-Peter Müller kritisierte die Betriebsrätin Gabi Seum, die Kündigung der Vereinbarungen über die Betriebsrente sei charakterlos und mehr als unverschämt. "Die Beschäftigten fühlen sich verhöhnt und betrogen." Einerseits gebe der Vorstand eine optimistische Geschäftsprognose für 2004 ab, andererseits werde "sozialer Kahlschlag" betrieben, klagte sie. Die Mitarbeiter hätten in den vergangenen Jahren oft genug Opfer gebracht, etwa beim Personalabbau und dem Verzicht aufs Weihnachtsgeld. Deshalb müsse die Kündigung vom Tisch.

Laut Seum ist von der angeblichen Bereitschaft der Chefetage, mit dem Betriebsrat zu verhandeln, nichts zu spüren. "Wir haben da gar keine Signale bekommen." Es gebe nicht einmal einen Gesprächstermin. Beide Seiten warten auf den Abschluss eines Rechtsgutachtens, das am 22. Januar in Düsseldorf vorgestellt werden soll. Am Freitag hatte es auch Proteste in Hamburg, Dortmund, Hamm, Bielefeld, München und Bremen gegeben. Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di nahmen daran insgesamt rund 1.500 Beschäftigte teil.

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