Krise trifft Medienriese Bertelsmann mit Mini-Gewinn

Berlin (RPO). Die Wirtschaftskrise trifft auch die Branchenriesen: Europas größter Medienkonzern Bertelsmann hat deutliche Umsatz- und Ergebniseinbußen hinnehmen müssen. Im Jahr 2009 erzielte das Unternehmen bei einem Umatz von 15,4 Milliarden Euro lediglich einen kleinen Gewinn von 35 Millionen Euro.

Aus dem Leben Reinhard Mohns
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2009 war für Bertelsmann vor allem ein Jahr des Sparens. Nicht zuletzt wegen der einbrechenden Werbeeinnahmen im TV- und Zeitschriftengeschäft ging der Bertelsmann-Umsatz um 5,4 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro zurück. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (operating Ebit) verringerte sich um 9,6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis brach sogar um 235 Millionen Euro auf nur noch 35 Millionen Euro ein. Wertberichtigungen und Restrukturierungskosten in einer Gesamthöhe von 730 Millionen Euro belasteten dabei das Ergebnis.

Das größte Sparprogramm der Firmengeschichte

Bertelsmann reagierte auf die Krise mit dem größten Sparprogramm der Firmengeschichte. Innerhalb eines Jahre sparte der Konzern rund eine Milliarde Euro ein. Die Zahl der Mitarbeiter sank unter dem Strich um gut 4000 auf knapp 103.000. Nicht zuletzt dank dieser Bemühungen sieht Konzernchef Ostrowski inzwischen die Talsohle als durchschritten an. Bereits im zweiten Halbjahr 2009 sei Bertelsmann die Trendwende gelungen, betonte Ostrowski. Doch wird die Erholung wohl nur langsam vor sich gehen.

Für das laufende Jahr, das 175. der Firmengeschichte, erwartet der Konzern lediglich einen stabilen Umsatz und operativen Ertrag. Allerdings soll sich das Konzernergebnis - nicht zuletzt wegen des Wegfalls von Einmalbelastungen - deutlich erholen.

Doch jetzt will das Gütersloher Familienunternehmen wieder Gas geben. "Wir verlagern den Schwerpunkt deutlich in Richtung Wachstum", sagte Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski. Rückenwind erwartet der Konzern dabei von der neuen Generation digitaler Alleskönner wie Apples iPad. Bertelsmann sei wie kaum ein anderes Unternehmen in der Lage, die durch diese Geräte entstehende neue digitale Medienwelt mitzugestalten, sagte Ostrowski am Dienstag in Berlin. Denn der Konzern verfüge nicht nur über Inhalte, sondern dank seiner Dienstleitungstochter Arvato auch über umfangreiches Know-how bei digitalen Dienstleistungen.

Vorreiter bei E-Books

Beispiel E-Books: Hier gehört die Bertelsmann-Tochter Random House weltweit zu den Vorreitern. Zwar machen die elektronischen Bücher bislang erst rund 3 Prozent des Branchenabsatzes aus. Doch sind die E-Books derzeit eines der am schnellsten wachsenden Segmente der gesamten Medienbranche - mit Wachstumsraten von mehreren hundert Prozent jährlich. In Deutschland stammen derzeit Bertelsmann zufolge rund 50 Prozent aller verfügbaren E-Books aus dem eigenen Haus.

Wachsen will der Medienriese auch in den Zukunftsmärkten China und Indien. Und nach wie vor liebäugelt Ostrowski damit, im Bildungsbereich ein zusätzliches Standbein für den Konzern aufzubauen. Ehrgeizige Pläne hegt der Konzern für das zusammen mit dem Finanzinvestor KKR betrieben Musikrechte-Joint-Venture BMG Musical Rights Management.

Finanzvorstand Thomas Rabe signalisierte die Bereitschaft, tief in die Tasche zu greifen, falls interessante Musikrechte zu kaufen wären. "Wenn EMI tatsächlich auf den Markt kommen sollte, würden wir uns damit befassen", sagte Rabe mit Blick auf den krisengeschüttelten britischen Musikkonzern, der unter anderem die Musikrechte für die Song der Beatles und von Pink Floyd hält.

(AP/felt)
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