Bauerntag Merkel gegen überzogenen Preiskampf bei Lebensmitteln

Berlin · Supermärkte bewerben Lebensmittel immer wieder mit Schnäppchen-Angeboten. Die Kanzlerin warnt deshalb vor einem überzogenen Preiskampf. Die Wertschätzung für Lebensmittel gehe verloren, befürchtet Angela Merkel.

 Gemüsetheke in einem Supermarkt (Symbolbild).

Gemüsetheke in einem Supermarkt (Symbolbild).

Foto: dpa, jbu pzi tmk

"Es ist gut, dass sich die allermeisten Menschen in unserem Land ihre Nahrungsmittel leisten können", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch beim Bauerntag in Berlin. Niedrige Preise dürften aber nicht dazu führen, "dass die Produkte zum Schluss überhaupt nicht mehr geschätzt werden und damit auch die dahinter stehende Arbeit". Der Bauernverband forderte, dass Höfe für höhere Tierhaltungsstandards auch bessere Preise erhalten.

Merkel nahm die Landwirtschaft gegen Pauschalangriffe in Schutz. Erwartungen der Bürger etwa an mehr Umwelt- oder Tierschutz seien nachvollziehbar. Dies sei aber "null Komma null Rechtfertigung dafür, den bäuerlichen Berufsstand insgesamt an den Pranger zu stellen".
Ökologische und konventionelle Produktion sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Branche habe keinen Grund, sich zu verstecken. Die Kanzlerin verwies etwa darauf, dass ein Großteil der Milchkühe nicht mehr im Stall angebunden werde.

Bauernpräsident Joachim Rukwied mahnte wirtschaftlich praktikable Lösungen für Verbesserungen in der Tierhaltung an: "Alles andere würde zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland führen." Die Bauern seien zu Veränderungen bereit und setzten auch schon höhere Standards um. Auch mit Blick auf die Verbraucher müsse aber klar sein: "Mehr Tierschutz kostet mehr Geld." Rukwied wandte sich gegen "Kampfbegriffe" wie Massentierhaltung, die Bauern diffamierten.

Merkel sprach sich klar für das umstrittene Unkrautgift Glyphosat aus. Die Unionsparteien setzten sich dafür ein, dass die Bauern "da, wo das notwendig ist, diesen Stoff auch weiter anwenden können". Experten streiten über Risiken des Pflanzenschutzmittels, das unter anderem im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Die EU will noch in diesem Jahr über eine weitere Genehmigung entscheiden.

Grünen-Agrarpolitiker Harald Ebner kritisierte den "ungewöhnlichen Einsatz für ein einzelnes Ackergift", mit dem Merkel offensichtlich die Branche umgarnen wolle. Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte den Bauernverband auf, sich einer Debatte darüber zu stellen, wie vermeidbare Krankheiten und Verhaltensstörungen bei Nutztieren eingedämmt werden könnten. "Die einzelnen Landwirte sind viel weiter als ihre Standesvertretung", sagte Geschäftsführer Martin Rücker. Bei der Ankunft der Kanzlerin am Tagungshotel protestierten einige Demonstranten gegen Massentierhaltung.

Am Montag hatte der US-Staat Kalifornien angekündigt, dass der umstrittene Unkrautvernichter auf eine schwarze Liste gesetzt werde. Wie die zuständige Aufsichtsbehörde (Office of Environmental Health Hazard Assessment, OEHHA) auf seiner Webseite mitteilte, werde Glyphosat ab dem 7. Juli als Chemikalie aufgelistet, die nach Erkenntnissen des Staates Krebs verursachen kann.

Die Umwelt-Behörde verwies auf ein 1986 in Kraft getretenes Gesetz (Proposition 65) zum Schutz des Trinkwassers. Der Staat sei durch diese Verordnung verpflichtet, krebserregende Substanzen und andere gesundheitsschädliche Stoffe kenntlich zu machen.

(dpa)
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